Ein Fall in Oststeinbek zeigt, wie schnell die Sonderermittler vor Ort sind. Zahlen zur Erfolgsquote gibt’s aber noch nicht

Oststeinbek. Es ist schon dunkel draußen, als der 44 Jahre alte Oststeinbeker die alten Holzdielen im Flur knarren hört. Er sitzt im Keller, vertieft in ein Computerspiel. Der Versicherungskaufmann denkt, seine Familie sei gerade vom Stall zurückgekommen. Er geht nach oben, will sie begrüßen – und sieht einen großen Mann mit Baseballmütze in der dunklen Stube stehen. Erst hält er ihn für einen Freund seiner Tochter. Es dauert ein paar Augenblicke, bis er die Situation begreift: Das ist ein Einbrecher!

Doch dann geht alles ganz schnell. Der Einbrecher steht direkt vor ihm, schreit seinem Komplizen im ersten Stock etwas zu und flüchtet durch die Haustür. Der zweite Täter springt aus dem Fenster im ersten Stock, aus dreieinhalb Meter Höhe. Der Oststeinbeker ruft die Polizei an. Kaum dass er das getan hat, fährt draußen ein Wagen vor. „Echte Brecher“ sitzen drin, „richtig große, breite Typen“, so erinnert er sich später. Er denkt: „Mist, jetzt bist du dran.“

Er gerät in Panik, läuft nach draußen, das Telefon noch am Ohr. Da guckt er auch schon in den Lauf einer Pistole. Die massigen Männer aus dem Auto stehen direkt vor ihm. Dann hört er eine Stimme aus dem Telefonhörer: „Oh Gott, das ist doch der Anrufer!“ Als der Oststeinbeker diese Episode erzählt, muss er sogar ein bisschen schmunzeln. Denn die kräftigen Männer sind Zivilbeamte, die innerhalb von nur einer Minute nach dem Notruf am Tatort waren.

Zu dem Vorfall, der sich am vergangenen Montag gegen 17.30 Uhr in der Stettiner Straße ereignet hat, sucht die Polizei (Telefon 040/7277070) Zeugen. Der Einbruch ist nur einer von kreisweit mehr als 400 innerhalb von dreieinhalb Monaten – und damit ein Fall für die neue Präventions- und Ermittlungsgruppe für Wohnungseinbruchdiebstahl (PEG WED) der Polizei.

Seit 1.Oktober ist diese Sonderermittlungsgruppe im Einsatz (wir berichteten). Die zuständige Polizeidirektion in Ratzeburg hat die PEG WED mit Sitz in Reinbek eingerichtet, weil Einbrecher vermehrt in der dunklen Jahreszeit zuschlagen und vor allem in Stormarn die Zahl der Taten in den vergangenen Jahren angestiegen war (wir berichteten). 14 Beamte von der Schutzpolizei und der Kripo aus Reinbek, Geesthacht und Ahrensburg sind seitdem ausschließlich für Wohnungseinbrüche im sogenannten Hamburger Speckgürtel zuständig. Denn meist handelt es sich bei den Tätern um professionelle Gruppen aus dem Hamburger Bereich: „Das Umland ist von Hamburg aus gut erreichbar mit U- und S-Bahn, es gibt mehrere Autobahnen, die Wege sind kurz“, sagt der Leiter der Einsatzgruppe, Polizeihauptkommissar Jörg Marienberg. Die Infrastruktur sei einfach zu gut. Seit Gründung der PEG WED kam es in Stormarn allein bis Mitte Dezember zu rund 350 Wohnungseinbrüchen.

Weil Einbrecher vor allem ab dem späten Nachmittag und Abend in die Häuser einsteigen, hat die PEG WED einen Spätdienst von 14 bis 22 Uhr eingerichtet. „Die Beamten sind dann auch abends schnell vor Ort und haben ausreichend Zeit für die Sicherung von Spuren“, sagt Marienberg. Auch die Zusammenarbeit zwischen Spurensicherung und Ermittlern funktioniere sehr gut: Es gebe einen effektiven, fast stündlichen Austausch ohne lange Dienstwege. Zudem machen die Polizisten sogenannte Präsenzfahrten, auch in Zivilfahrzeugen. Darüber hinaus steht die PEG WED in Kontakt mit anderen Bundesländern und tauscht sich über Ermittlungsergebnisse und Maßnahmen aus.

Gegründet wurde die Sonderermittlungsgruppe, weil insbesondere im „reichen“ Stormarn die Zahl der Einbrüche in den letzten Jahren immer weiter angestiegen, die Aufklärungsquote jedoch gesunken war. Für das Jahr 2014 liegen noch keine konkreten Zahlen vor. Die allgemeine Tendenz gehe aber wieder leicht nach unten, sagt ein Sprecher der Polizei auf Anfrage.

So kam es im Kreis Stormarn von Januar bis einschließlich November 2014 zu 770 Wohnungseinbrüchen (2013: 813 Fälle). In den Einbruchshochburgen Ahrensburg und den Gemeinden der Umgebung kam es von Januar bis November 2014 zu 380 Fällen (2013: 433 Fälle). Die Stadt Ahrensburg allerdings hat einen leichten Anstieg zu verzeichnen: Von Januar bis November 2014 wurden dort 178 Fälle (2013: 155 Fälle) registriert.

Die PEG WED ist vorerst bis Ende März im Einsatz. Je nach Erfolgsquote kann ihr Auftrag verlängert werden oder kann sie auch im nächsten Herbst wieder zum Einsatz kommen. Die Erfolgsquote ist indes noch nicht ausgewertet, bisher überwiegt ein Gefühl. Marienberg: „Ich habe jetzt 35 Jahre Erfahrung. Und das, was wir hier machen, ist genau richtig.“