Seniorenbeirat versteht nicht, dass 90 Plätze unter Ahrensburgs Rathausplatz gesperrt sind. Stadt leitet Verfahren ein

Ahrensburg. Zwischen 10 und 11 Uhr vormittags sitzt Sophia Lamp häufig in ihrem Auto und wartet. Manchmal nur zehn Minuten, wenn sie Pech hat aber auch bis zu eine Dreiviertelstunde. Die Rechtsanwältin hofft dann, dass in der Tiefgarage unter dem Ahrensburger Rathausplatz ein Parkplatz frei wird. Das Absurde: Genau vor ihr stehen 90 Stellplätze in allerbester Citylage leer – und das schon seit Jahren. Dabei sollte das Problem schon lange gelöst sein, nachdem der Seniorenbeirat vor zehn Monaten eindringlich gefordert hatte, die von 2007 bis 2009 aufwendig modernisierte Garage endlich zu öffnen.

Lediglich einige Dutzend Parkplätze in der ersten Reihe, davon die meisten für Kunden der Hamburger Sparkasse und des Drogeriemarktes Budnikowsky, sind zu erreichen. Und die sind begehrt. „Vor 9 Uhr ist es meistens kein Problem, etwas zu bekommen“, sagt Sophia Lamp, „aber danach wird es immer unwahrscheinlicher.“

Die 38-Jährige arbeitet in einer Kanzlei am Rathausplatz. „Ich könnte zwar jeden Tag Gebühren für einen anderen Parkplatz in der Nähe meines Büros bezahlen“, sagt sie. „Aber das wäre einfach zu teuer. Am liebsten würde ich einen der freien Parkplätze hier in der Tiefgarage mieten.“ Aus juristischer Sicht kann die Anwältin zwar verstehen, dass die Freigabe nicht so einfach sei. „Die Situation ist aber trotzdem nervig“, sagt Sophia Lamp.

Offensichtlich gelingt es den Beteiligten nicht, eine Lösung für die Brandschutzvorgaben zu finden. Die Bauordnung schreibt für unterirdische Garagen vor, dass der Rettungsweg bis zum nächsten Ausgang maximal 30 Meter weit sein darf. 2007 wurde zwar extra eine überdachte Metalltreppe vom Rathausplatz in die Unterwelt gebaut, doch von den hintersten Parkplätzen ist der Weg wohl etwas weiter.

„Es ist ärgerlich, dass immer noch nichts passiert“, sagt Christof Schneider, Vorsitzender des Ahrensburger Seniorenbeirats. Gerade für ältere Menschen seien zentrale Stellplätze wichtig, um selbstständig leben zu können. „Dabei geht es vor allem darum, dass man schwere Lasten nicht weit tragen muss.“ Schneider drängt auf eine Einigung, weil im Sommer das Parkhaus am Bahnhof (540 Plätze) saniert und für etwa vier Monate gesperrt wird. „Dann wird sich die Lage zuspitzen“, sagt er.

Das befürchtet wohl auch die Verwaltung. „Wir haben ein baurechtliches Verfahren eingeleitet“, sagt Rathaussprecherin Imke Bär. Der Eigentümer der Tiefgarage, die Firma Miramar Luserke, ist aufgefordert worden, einen bereits vorhandenen Notausstieg mit einer Klappe zum Rathausplatz herzurichten. Der Ausgang liegt allerdings mitten in einem Fahrweg für die Autos. Die entsprechende Fläche könne abgesperrt werden, damit sie frei bleibt und sich die Menschen im Ernstfall ins Freie retten können. „Die Frist läuft in diesen Tagen ab“, sagt Imke Bär, „bisher haben wird noch keine Reaktion bekommen.“

Dabei klangen alle Seiten vor einem knappen Jahr noch weitaus optimistischer. Miramar-Geschäftsführer Jens-Jürgen Luserke war zuversichtlich, „das Problem in zwei, drei Monaten“ zu lösen. Aus dem Rathaus hieß es, man sei „in konstruktiven Gesprächen“. Wo es hakt, mochte Luserke am Montag nicht erläutern: Er war bis Redaktionsschluss auf Abendblatt-Anfrage nicht zu sprechen.

Autofahrer können das Hin und Her nicht nachvollziehen. Katrin Peters aus Delingsdorf stellt ihren Wagen am liebsten unter dem Rathausplatz ab, wenn sie zum Einkaufen nach Ahrensburg kommt. Auch sie nimmt dafür lange Wartezeiten in Kauf. Die Buchhalterin fragt sich, warum nicht zumindest die ersten Reihen am Treppenaufgang freigegeben werden können. „Für mich ist das eine glatte Fehlplanung“, sagt Peters. „Hier wurde Geld falsch investiert.“

Für Hilde Ewers aus Ahrensburg ist die gesamte Parkplatzsituation in ihrer Heimatstadt ohnehin für eine einzige „Katastrophe“. „Es ist wirklich schön, dass Ahrensburg durch den Bau von Wohnanlagen Platz für neue Mitbürger schafft“, sagt die Rentnerin. „Aber gleichzeitig wird vergessen, auch Parkplätze zu errichten.“ Die 79-Jährige hält es daher für zwingend notwendig, dass die 90 Parkmöglichkeiten unter dem Rathausplatz jetzt endlich freigegeben werden.