In einer in Stormarn einzigartigen Initiative wollen Bürger der Gemeinde gemeinsam ein Nahwärmenetz aufbauen

Steinburg. Bürger sollen gemeinsam einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – das ist das Ziel der Gemeinde Steinburg. Nachdem ein großer Teil der Straßenbeleuchtung auf LED ungerüstet worden ist, will die Gemeinde nun mithilfe eines sogenannten Nahwärmenetzes ihren CO2-Ausstoß senken. Um das Projekt zu realisieren, wollen sich Bürger zu einer Genossenschaft zusammenschließen. Die Gemeindevertretung hat einen Arbeitskreis gegründet, der das Vorhaben zusammen mit den Bürgern in den einzelnen Ortschaften vorantreibt.

Gemeinde will 100 Tonnen CO2- Emissionen pro Jahr einsparen

„In erster Linie wollen wir zusammen die Umwelt schonen“, sagt Wolfgang Busche, Vorsitzender des Arbeitskreises. „Nach unseren Berechnungen können wir durch die Abschaltung von Heizölanlagen und den Aufbau eines Wärmenetzes 100 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen.“

Ob das Nahwärmenetz mit Biogas, Erdgas oder einer anderen Energieform betrieben wird, steht noch nicht fest. Die Entscheidung liegt bei den späteren Genossenschaftsmitgliedern. „Eine Option wäre zum Beispiel, eine Biosgasanlage in der Nähe oder das Blockheizkraftwerk in der Grundschule Mollhagen als gemeinschaftliche Wärmequelle zu nutzen“, sagt Steinburgs Bürgermeisterin Heidi Hack (Wählergemeinschaft ABiS). „Denkbar wäre auch ein Konglomerat aus mehreren Quellen.“

Das Prinzip eines Wärmenetzes ist, dass eine einzige Heizanlage mehrere Wärmeverbraucher, also Wohnhäuser oder andere Gebäude, versorgt. Dafür ist ein Leitungssystem notwendig, durch das Heizwasser als Wärmespeicher und Transportmedium gepumpt wird. „Auf diese Weise ersetzt die zentrale Heizanlage die vielen Einzelanlagen in den einzelnen Haushalten“, erklärt Heidi Hack. 60 bis 100 Haushalte könnten auf diese Weise versorgt werden.

„Das Ziel ist es, möglichst kostengünstig Wärme zu erzeugen“, sagt Hack. „Die Verbraucher sparen nicht nur den Unterhalt für ihre eigene Heizanlage im Haus, wozu zum Beispiel auch die Kosten für Schornsteinfeger gehören, und steigern den Wert ihrer Immobilie. Durch den Anschluss an das Wärmenetz sinken auch die Kosten für Heizung und Warmwasser selbst.“

Basierend auf den Preisen für Einzelgas- oder Einzelölheizungen aus dem vergangenen Jahr haben die Gemeindevertreter berechnet, dass die Preise für die Wärmeversorgung nach Einrichtung des Wärmenetzes zehn bis 20 Prozent unterhalb der aktuellen durchschnittlichen Kosten liegen werden. Genossenschaftsmitglieder, die ihren Haushalt an das Wärmenetz anschließen wollen, zahlen einmalig 1000 Euro Genossenschaftsbeitrag. Hinzukommt die Installation des Wärmetauschers, der die Wärme ins hauseigene Netz einspeist.

Je mehr Anschlüsse an das Wärmenetz es gibt, desto günstiger wird es

„Der Preis hierfür hängt davon ab, wie viele Leute sich für den Anschluss an das Wärmenetz entscheiden“, sagt Wolfgang Busche. „Je mehr Anschlüsse es gibt, desto günstiger wird es für jeden Einzelnen.“ Der ungefähre Preis liege bei 3500 Euro. Es könne allerdings auch deutlich günstiger werden.

„Vor allem muss man sich danach nie wieder mit der eignen Heizanlage beschäftigen“, sagt Bürgermeisterin Heidi Hack. Wenn mit dem Wärmetauscher etwas nicht in Ordnung ist, kommt in Zukunft die Genossenschaft dafür auf.“ Bisher gibt es in der Gemeinde 112 Interessenten. „Wir brauchen etwa 50 bis 60 Anschlüsse pro Ortsteil auf einem möglichst zusammenhängenden Raum“, so Hack.

Der Bau des für das Wärmenetz erforderlichen Rohrleitungsnetzes wird zu 60 Prozent vom Land Schleswig-Holstein und vom Bund übernommen. Den Rest übernimmt die Genossenschaft. „Die Europäische Union hat es sich zum Ziel gesetzt, von der Versorgung mit Einzelanlagen loszukommen, weshalb es die entsprechenden Fördermittel für Wärmenetze gibt“, so Hack.

Im Kreis Stormarn wäre ein von einer Genossenschaft getragenes Wärmenetz einzigartig. „In anderen Teilen Schleswig-Holsteins gibt es vereinzelt ähnliche Fälle, in denen Bürger selbst eine Genossenschaft gegründet haben, um ein Wärmenetz aufzubauen“, sagt Isa Reher vom Klimaschutz-Management des Kreises. „Ich bin ganz begeistert von dieser Eigeninitiative.“

Die Genossenschaft soll noch in diesem Quartal gegründet werden. Bis zum Bau des Rohrleitungsnetzes wird es nach Einschätzung von Bürgermeisterin Heidi Hack dann noch etwa ein Jahr dauern.

Weitere Informationen zu dem Projekt gibt der Arbeitskreis am Donnerstag, 15. Januar, um 19 Uhr im Gemeindehaus Sprenge (Sprenger Weg 1) in Steinburg und unter www.nahwaerme-steinburg.de