Reinbek muss bisher nur 32 Überstunden bezahlen, 2012/13 waren es 2000. Ahrensburg hat kaum Salz verbraucht

Reinbek. Es ist 9 Uhr. Zeit für eine kleine Kaffeepause. Auf dem Baubetriebshof an der Hermann-Körner-Straße in Reinbek öffnet Tischler Kai Wittenborn im Aufenthaltsraum die Kanne, Vorarbeiter Marco Schäfer greift nach der Milch. Die beiden Männer sind ausgeschlafen. Viel Koffein benötigen sie dieser Tage nicht: Wegen des milden Winters mussten sie nachts bisher kaum raus.

Es gab Jahre, da sei das anders gewesen, sagt Wittenborn, 51. Mit seinen 31 Kollegen ist er für den Winterdienst in der Stadt zuständig – rund um die Uhr. „Wir haben auch schon einmal die Weihnachtstage hier verbracht, nachts die Straßen vom Schnee befreit“, sagt Wittenborn. „Da brauchst du morgens dann den einen oder anderen Becher Kaffee mehr.“ In diesem Winter können die Mitarbeiter nachts durchschlafen – auch zur Freude der Städte: Sie sparen viel Geld.

Der Winterdienst, der immer von November bis März angesetzt ist, kostete die Stadt Reinbek in den Jahren rund 150.000 Euro. In dieser Summe enthalten sind zum Beispiel ausgezahlte Überstunden, Zuschläge für Bereitschaft, Kosten für Streusalz, Granulat und Fahrzeuge. Im Winter 2012/2013 wurden 550 Tonnen Salz verbraucht, ein Jahr später waren es nur 138. In den vergangenen zweieinhalb Monaten gingen erst 26 Tonnen weg. Das entspricht auch in etwa dem Granulatverbrauch. Derzeit ist eine Tonne Salz für 80 Euro zu haben. „Wenn das Wetter so bleibt, werden wir die Kosten in diesem Jahr halbieren“, sagt Reinbeks Bauamtsleiter Sven Noetzel.

Beschäftigte bekommen weniger Lohn, haben aber mehr Freizeit

„Wir sind seit November erst 13-mal unterwegs gewesen, allerdings auch während der regulären Arbeitszeiten“, sagt Torsten Schwarze, Leiter des Reinbeker Baubetriebshofes. Ein Großteil der Einsätze diente dazu, auf den 17 Brücken zu streuen. Bisher haben seine Mitarbeiter zusammen lediglich 32 Winterdienstüberstunden außerhalb der regulären Dienstzeit – montags, dienstags und donnerstags von 7 bis 16.30 Uhr sowie mittwochs und freitags von 7 bis 13 Uhr – gesammelt. Im vergangenen Winter waren es 453 Stunden, 2012/2013 sogar fast 2000.

Marco Schäfer, 37, ist seit zwei Jahren Einsatzleiter im Winterdienst. Bei der Stadt ist er bereits seit 2000 beschäftigt. Seine Arbeitszeit beträgt laut Tarif 39 Stunden die Woche. Bei strengen Wintern hatte der Geesthachter auch schon einmal 70 Überstunden im Monat leisten müssen. „Finanziell war das lukrativ. Aber natürlich ging das an die Substanz, da war man nach fünf Tagen ausgelaugt. So wie jetzt ist es mir lieber“, sagt er. Bis zu 600 Euro brutto im Monat habe er extra verdient. Ein nettes Zubrot zum normalen Gehalt. Die Angestellten des Reinbeker Baubetriebshofes bekommen zwischen 1900 und 2600 Euro brutto.

Wittenborn, der im Winter einen zehn Tonnen schweren Lkw fährt, hat seit November auch weniger verdient als noch vor zwei Jahren. „Mit dem Geld kann man ja ohnehin nicht fest rechnen, insofern macht es mir nichts aus. Zudem habe ich mehr Freizeit und kann sie besser planen. Das freut meine Frau.“ An Arbeit mangelt es dem Tischler aber nicht. Gerade hat er die Deckenverkleidung für eine Schule gefertigt. Andere Kollegen betreiben Knickpflege oder säubern die Spielplätze und reparieren die Geräte.

Zumindest bekommen die Männer Zuschläge für die Bereitschaft. Dabei greift Einsatzleiter Schäfer auf Daten eines Wetterdienstes zurück, den die Stadt bezahlt. „Auch das spart Personalkosten“, sagt er. Etwa 14 Tage im Voraus bestimmt er die Zahl der Kollegen, die zur Verfügung stehen müssen. Aktuell hat er sie auf acht reduziert.

Auch in Ahrensburg, Stormarns größter Stadt, ist der Bauhof bei Bedarf pausenlos im Winterdiensteinsatz. „Bisher sind wir nur einmal ausgerückt. Er war am 29. Dezember“, sagt Werkleiter Henning Wachholz, Chef von 42 Mitarbeitern. Die städtischen Angestellten erhalten Geld für den Bereitschaftsdienst: 11,38 Euro brutto unter der Woche und 17,08 Euro am Wochenende. Zuschläge etwa für Nacht- oder Wochenendarbeit müssen derzeit nicht gezahlt werden.

Auch ist das Lager noch mit 300 Tonnen Salz gefüllt. Seit November wurden erst 15 Tonnen verbraucht. Im vergangenen Winter waren es 130, davor sogar gut 900. Wachholz: „Bisher ist es für die Stadt günstig.“

In Bad Oldesloe stehen die 30 Angestellten des Bauhofs bis 22 Uhr für den Winterdienst zur Verfügung. Auch sie haben ob des milden Winters weniger Zuschläge. „Die Kollegen leben aber gesünder, weil sie mehr Freizeit haben. Das ist ein Qualitätsgewinn“, sagt der Leiter Axel Ruster.

In Glinde wechselt die Bereitschaft wöchentlich, acht der 20 Mitarbeiter sind bis 20.30 Uhr abrufbar. Nachts könnte es für sie um 4 Uhr losgehen. „Wir haben erst zwei Schneeeinsätze gehabt. Das ist wenig“, sagt Bauhofleiter Andreas Gostomczyk. Für ihn steht fest: „Der milde Winter ist für die Kollegen ein Segen.“ Und für die Kämmerer der Stormarner Städte bisher auch.