62 Stromkästen sind mittlerweile dank vieler Spender mit Graffiti-Bildern verziert worden. Für dieses Jahr sind weitere 17 geplant. Eine Bilanz

Glinde. Große bunte Blumen, ein Nordseestrand, der kleine Drache Tabaluga – Motive wie diese zieren seit einiger Zeit das Glinder Stadtbild. Andernorts sind Stromkästen meist grau und unansehnlich. In der Stadt im Süden Stormarns sind viele von ihnen mit leuchtend bunten Graffiti verziert worden. Finanziert wird die künstlerische Gestaltung durch Spenden von Bürgern, die sich für die Verschönerung ihrer Stadt einsetzen. Im Haushalt der Stadt ist keine Budget vorgesehen.

„Seit Juni 2012 haben wir insgesamt 62 Stromkästen gestalten lassen“, sagt Anke Pohlmann, Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Glinde. „Mittlerweile können wir uns das Stadtbild nicht mehr ohne die bunten Kästen vorstellen.“ Die Idee für die Spendenaktion hatte sie selbst: „Ich habe vorher in Barsbüttel gewohnt. Dort wurden schon seit Jahren Stromkästen verziert“, sagt Pohlmann, die das Spendenprojekt betreut. „Als ich vorschlug, ein ähnliches Projekt in Glinde zu initiieren, traf ich damit auf fruchtbaren Boden.“

Das Prinzip ist einfach: Wer Geld für die Verschönerung eines Stromkastens spenden möchte, kann sich bei der Glinder Stadtverwaltung melden. Die kümmert sich um die Genehmigung der Stromkastenbetreiber und beauftragt einen Graffiti-Künstler. Die Motive können die Sponsoren gemeinsam mit dem Künstler aussuchen. Bis auf einen wurden bisher alle Kästen von Sven Bliesener aus Reinbek und Daniel Siedel aus Hamburg besprüht. „Die Sponsoren können auch einen Künstler aus dem Bekanntenkreis vorschlagen. Dieser muss allerdings Erfahrung mit der Gestaltung von Außenkästen habe“, sagt Anke Pohlmann.

Stromkastenbilder werden auch zum Geburtstag verschenkt

Die Reaktionen der Bürger auf die bunten Kästen seien durchweg positiv. Und die Spendenbereitschaft ist groß: Aus dem vergangenen Jahr liegen bereits 17 Gestaltungsaufträge vor, die 2015 umgesetzt werden sollen. Der Preis für die Gestaltung eines Kastens richtet sich nach der Größe des Objekts und dem Motiv. „Ein kleiner Kasten kostet je nach Aufwand zwischen 130 und 150 Euro“, sagt Pohlmann. „Bei großen Kästen können es schon mal bis zu 400 Euro sein.“

In Glinde sind die Stromkastenbilder mittlerweile zu einer beliebten Geschenkidee für Geburtstage oder Jubiläen geworden. „Eine Frau hat anlässlich des 50. Geburtstags ihres Mannes die Gäste um Spenden gebeten, weil sie schon alles hatten, was sie brauchten“, sagt Anke Pohlmann. Von dem Geld habe die Frau einen Stromkasten in der Nähe ihres Wohnorts mit einem Nordseemotiv samt Möwen und Leuchtturm verzieren lassen. „Jedes Mal, wenn der Mann jetzt an dem Kasten vorbeigeht, kann er sich an dem Urlaubsgefühl erfreuen“, sagt Pohlmann. Auch Glindes Bürgervorsteher Rolf Budde habe sich zum Geburtstag Geld für ein Stromkasten-Graffito gewünscht.

Sie sind nicht nur eine optische Bereicherung, die Graffiti können auch Vandalismus vorbeugen. „Unter Sprayern gibt es das ungeschriebene Gesetz, dass man die Arbeit eines anderen nicht zerstört“, sagt Anke Pohlmann. Allerdings könne man nicht verhindern, dass zum Beispiel Jugendliche oder Alkoholisierte die Motive beschmierten. „Das ist aber erst in drei Fällen vorgekommen, und hier wurden die kleinen Schäden von den Künstlern selbst wieder behoben“, sagt Pohlmann.

In Barsbüttel, wo die Idee für das Projekt entstanden ist, wurde die Gestaltung der Stromkästen bisher von der Gemeinde mit Haushaltsmitteln für die Ortsverschönerung finanziert. Nach Schätzungen von Jan Greve, stellvertretender Fachbereichsleiter für Bildung und Betreuung, sind hier seit 2006 etwa 70 Kästen besprüht worden. „Wir sind gerade dabei, das Spendenkonzept aus Glinde zu übernehmen, weil es dort so gut angenommen wird“, sagt er.

Auch in anderen Kommunen Stormarns wurden Stromkästen bereits zu Kunstwerken gemacht: In Ahrensburg, Bargteheide und Reinfeld konnten Schüler als Teil eines Kunstprojektes ausgewählte Kästen gestalten. „Eine Spendenaktion von Bürgern hat es bei uns bisher nicht gegeben“, sagt Britta Lammert vom Stadtmarketing in Reinfeld. „Wer allerdings spenden möchte, kann sich gerne bei der Stadt oder beim Bürgerverein melden.“

In Glinde ist Anke Pohlmann unter Telefon 040/ 71002515 und per E-Mail an anke.pohlmann@glinde.de zu erreichen.