Familienrichter Bernd Wrobel geht in den Ruhestand, Ulrich Fieber wird Nachfolger

Reinbek. Er hat Schicksale miterlebt. Dramen. Es ging um Liebe und Eifersucht. Um Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Manche Fälle haben ihn nicht losgelassen. Vor allem das Leiden von Kindern hat Bernd Wrobel trotz aller Professionalität ins Herz getroffen und manchmal zu Tränen gerührt.

„Kinder brauchen Begleitung.“ So lautet das Motto des Reinbekers, der als Familienrichter folgenschwere Entscheidungen treffen musste. In Zukunft muss er den Kollegen die Fälle anvertrauen und die Leitung der Justizverwaltung noch dazu: Bei einem Festakt mit geladenen Gästen wird der Direktor des Reinbeker Amtsgerichts am 6. Februar in den Ruhestand verabschiedet – und der Ahrensburger Ulrich Fieber als sein Nachfolger ins Amt eingeführt.

„Zur Feierstunde hat sich allerlei Prominenz angekündigt“, sagt Wrobel mit ein bisschen Stolz in der Stimme. Er freut sich über die Aufmerksamkeit und die Würdigung seiner Arbeit. Leicht dürfte ihm der Abschied trotzdem nicht fallen. Nach 18 Jahren am Reinbeker Amtsgerichts und nach rund 35 Berufsjahren hat sich der Familienrichter die Aufgaben im wahrsten Sinne des Wortes zu eigen gemacht.

Fragen wie diese haben ihn bis nach Haus verfolgt: Sollte den Eltern das Sorgerecht entzogen werden, oder sollten sie zuerst eine Therapie machen? Soll das Kind also weiter bei Mutter und Vater wohnen, von Verwandten betreut werden oder vielleicht doch ins Heim? Der Grundsatz des Reinbekers lautete stets: Immer das mildeste Mittel wählen. Wrobel: „Den Eltern das Sorgerecht zu entziehen ist der letzte Schritt.“

Das war nicht immer zu vermeiden. Wie im Fall zweier Glinder Brüder. Ihre Eltern feierten, tranken und überließen ihre Kinder dem Gameboy – dem einzigen Spielzeug. Bernd Wrobel hörte sich alle Seiten an und entschied schließlich: Die Jungen kommen ins Oldesloer Kinder- und Jugendhaus St. Josef. Die alkoholkranke Mutter hatte sich zuvor seiner Anordnung widersetzt und sich nicht zur Entgiftung in einer Suchteinrichtung gemeldet.

All das ist Vergangenheit. Im Oktober hat Bernd Wrobel seinen 65. Geburtstag gefeiert und kann nun einen Schlussstrich ziehen. Den hatte er auch als ehrenamtlicher Vorsitzender der Disziplinarkammer der Nordkirche ziehen wollen. Es ging um den Ahrensburger Ruhestandsgeistlichen Friedrich H., den die Landeskirche im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal aus dem Dienst entfernen wollte. Die Disziplinarkammer unter Wrobels Vorsitz erklärte die Akte für geschlossen und stellte das Verfahren gegen H. ein.

Die Landeskirche war empört, legte Rechtsmittel ein und lehnte sämtliche Richter aus „Besorgnis der Befangenheit“ ab. Die Antwort: Die Kammer trat komplett zurück. Ein bis heute einmaliger Vorgang. Und bis heute ist auch der Fall H. nach wie vor anhängig. Hierüber werden nun andere befinden müssen.

Wrobels Nachfolge als Reinbeker Amtsgerichtsdirektor ist dagegen bestens geregelt. Ulrich Fieber wird zum 1. Februar der neue Chef. Er war von Juni 2006 bis Mai 2012 am Ahrensburger Amtsgericht und ist seitdem Wrobels Vertreter. „Das Amtsgericht Reinbek ist super aufgestellt. Wrobel hat eine sehr erfolgreiche Arbeit gemacht“, sagt Fieber, der kurz vor Amtsantritt seinen 44. Geburtstag feiert. „Aber ein paar Dinge kann man immer neu machen.“