Die Hintergründe der Rauchpatronen-Attacke auf eine Flüchtlingsunterkunft sind weiterhin unklar

Grabau. Die Hintergründe der Rauchpatronen-Attacke auf eine Flüchtlingsunterkunft in Grabau bei Bad Oldesloe (wir berichteten) sind weiterhin unklar. Auch nach drei Tagen konnten die Ermittler nicht die Frage beantworten, ob die Tat fremdenfeindlich motiviert war. „Wir haben keine neuen Erkenntnisse“, sagte eine Sprecherin der zuständigen Lübecker Polizeidirektion am Montag. Die Polizei habe das Gebäude fest im Blick und fahre regelmäßig Streife.

Am Freitagabend, 2.Januar, hatten sechs Bewohner das Flüchtlingsheim wegen starker Rauchentwicklung verlassen müssen, nachdem ein oder mehrere Unbekannte den Rauchkörper im Treppenhaus platziert hatten. Zwei Flüchtlinge kamen mit Augenproblemen und Verdacht auf Rauchgasvergiftung in das Krankenhaus Heidberg in Hamburg-Langenhorn, das sie nach ambulanter Behandlung wieder verlassen konnten.

„Wir haben die Flüchtlinge dann, als sie um 3 Uhr nachts fertig waren, aus dem Krankenhaus abgeholt und nach Travenbrück gebracht“, sagte Grabaus Gemeindewehrführer Christian Rieken. Dort fanden alle sechs Asylbewerber zunächst Zuflucht in einem Gasthof.

Die Rauchpatrone wird inzwischen im Landeskriminalamt untersucht. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Bekannt ist bisher nur, dass die Patrone nicht aus Militärbeständen stammt. Das teilte der Leiter der Polizei Bad Oldesloe, Wolf-Rüdiger Traß, mit. Es handele sich um einen Rauchkörper, der keine Explosion auslöst, sondern lediglich Rauch entwickelt, so Traß.

Das dreistöckige Backsteingebäude von 1876, das etwa einen Kilometer außerhalb von Grabau liegt und mehrere Nachbarhäuser hat, bietet nicht nur Flüchtlingen und Asylbewerbern Platz. „Es dient als gemeinschaftliche Unterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose“, sagte der leitende Verwaltungsbeamte des Amtes Bad Oldesloe-Land, Steffen Mielczarek. Im Sommer gebe es zudem eine Wohnung für Handwerker auf Montage. „Zurzeit ist das Gebäude, in dem bei voller Belegung 40 Menschen wohnen können, mit neun Flüchtlingen und einem Obdachlosen belegt.“ Wer am Freitag tatsächlich im Haus war, wisse er nicht.

Grabau ist nach Worten von Bürgermeister Hans-Joachim Wendt wieder weitgehend zur Ruhe gekommen. Die Nachbarn pflegten ein gutes Verhältnis zu den Flüchtlingen, sagte er. Positiv sei auch, dass die Asylbewerber gleich am nächsten Tag angeboten hätten, wieder in ihre bisherige Unterkunft zu ziehen – „was auch bedeutet, dass sie sich hier wohlfühlen“, so Wendt. „Wir wollen hoffen, dass es auch so bleibt.“

Nach Angaben der Polizei gibt es bisher keine Anhaltspunkte für einen fremdenfeindlichen Hintergrund. Die Staatsanwaltschaft Lübeck setzte 5000 Euro Belohnung für sachdienliche Hinweise aus. Die Polizei Lübeck bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 0451/1310 zu melden.