Situation an Hansdorfer Landstraße bereitet Großhansdorfern Sorge. Verkehrsaufsicht verspricht Überprüfung

Großhansdorf. Es ist kein gutes Zeichen, wenn Regeln für den Straßenverkehr so verwirren, dass viele Verkehrsteilnehmer nicht mehr wissen, was richtig oder falsch ist – also eine so unübersichtliche Situation entsteht wie zurzeit in der Hansdorfer Landstraße.

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß hat zuletzt oft Anfragen verunsicherter Bürger bekommen, in denen es um eine Neuregelung für Radfahrer ging. „Autofahrer fragen: Was machen die Radler auf der Straße? Und besorgte Mütter schreiben mir, dass ihr Kind nicht auf der Straße radeln soll.“

Begonnen hat die anhaltende Irritation im Sommer, als in der Waldgemeinde blaue Verkehrsschilder abmontiert wurden, die benutzungspflichtige Radwege anzeigten. Grund dafür war die weitgehende Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht durch den Kreis.

Mehrere Großhansdorfer Straßen sind betroffen. In der Sieker Landstraße und am Straßenzug Papenwisch/Wöhrendamm wurde die Situation durch neue Schilder entschärft. Dort ist es Radlern freigestellt, Gehweg oder Straße zu benutzen. An der Hansdorfer Landstraße aber ist die Praxis kompliziert – und deshalb gefährlich. Irritiert sind Radfahrer dort vor allem über die Regelungen für inner- und außerorts.

Auf dem Teilstück außerhalb der Gemeinde hat die Hansdorfer Landstraße einen breiten Geh- und Radweg neben der Fahrspur nach Ahrensburg. Immerhin wurde den Radlern in Gegenrichtung hier ein Verkehrswegebenutzungsrecht eingeräumt. Sie dürfen wählen, ob sie den Radweg gegenläufig nutzen oder lieber auf der „richtigen Seite“ auf der Straße fahren. Letzteres erscheint bei erlaubtem Tempo 70 und einer schmalen Fahrbahn nicht empfehlenswert.

Vertrackter wird es für die Radler innerhalb von Großhansdorf. Sie dürfen nicht mehr wie bis vor Kurzem auf dem breiten Gehweg weiterfahren, sondern müssen auf die viel benutzte und nicht gerade breite Fahrbahn wechseln. Eine besondere Komplikation ergibt sich für die Radler, die außerhalb der Gemeinde gegenläufig den Geh- und Radweg benutzt haben. Sie müssen am Ortseingang die Hansdorfer Landstraße queren, um auf die rechte Fahrbahnseite zu wechseln – an einer Stelle, an der die Autos noch relativ schnell unterwegs sind und die nicht durch eine Ampel gesichert oder extra als Überweg gekennzeichnet ist.

„Das scheint mir eine gefährliche Stelle zu sein: dunkler Wald, Kurvenbereich, viele Fahrzeuge. Ich bezweifle, dass sich durch die neue Regelung die Sicherheit für Radfahrer erhöht hat“, sagt Bürgermeister Voß. Anwohner Derek Goslar bestätigt diese Einschätzung. „Ich bin besorgt, wenn unsere Enkel zu Besuch kommen. Wir sehen ja, was hier täglich los ist. Das ist eine stark befahrene Straße, auf der oft Kinder mit Fahrrädern unterwegs sind. Viele Jugendliche pendeln hier zwischen Großhansdorf und Ahrensburg, wo sie zur Schule gehen“, sagt er. Derek Goslar findet insbesondere die Querung der Straße schwierig und wünscht sich eine Ampel. Noch besser wäre es, wenn Radfahrer auch weiterhin den Gehweg nutzen dürften. Das findet auch Bürgermeister Voß: „Unser Wunsch ist ein Kannrecht für Radfahrer, sodass sie auch auf dem breiten Gehweg an der Hansdorfer Landstraße fahren dürften. So wie das auch auf dem übrigen Hauptstraßenring an der Sieker Landstraße und am Wöhrendamm gehandhabt wird.“

Experten der zuständigen Verkehrsaufsicht in Bad Oldesloe haben bislang darauf verwiesen, dass Radwege nicht unbedingt sicherer seien als die Benutzung der Straße – insbesondere wenn Grundstückseinfahrten über den Radweg führen. An der Hansdorfer Landstraße komme hinzu, dass der Gehweg nur auf einer Straßenseite vorhanden sei, also von Radlern aus beiden Richtungen benutzt würde. „Ein gegenläufiger Radfahrweg ist die Unfallursache Nummer eins, weil Autofahrer beim Queren oft nur in eine Richtung schauen“, sagt Dirk Willhoeft, Fachdienstleiter der Verkehrsaufsicht. Großhansdorfs Bauamtsleiter Stefan Kroll erwidert: „Es gibt Konstellationen, wo der Radweg gefährlich sein kann. Hier aber sehe ich keine Gefährdungssituation.“

Wer den Radverkehr der aus Ahrensburg zurückkehrenden Schüler beobachtet, stellt rasch fest, dass die Jugendlichen ausnahmslos auch innerorts in Gegenrichtung auf dem Radweg fahren – bislang auf eigenes Risiko.

Offenbar ist auch die Verkehrsaufsicht nicht ganz zufrieden mit dem Status quo. Auf Nachfrage des Abendblatts versprach Dirk Willhöft: „Wir haben uns das Ganze noch einmal auf Luftbildern angesehen und entschieden, dass wir demnächst eine Ortsbegehung machen und dann gemeinsam mit Gemeinde und Polizei nach einer zeitnahen Lösung suchen. Vielleicht greift auch hier eine Ausnahmegenehmigung.“