Seit zwei Wochen steht ein italienischer BMW an der Großen Straße auf dem Gehweg. Bisher unternimmt niemand was

Ahrensburg. Steht ein Auto auf dem Gehweg, eine längere Zeit, entgegen der Fahrtrichtung und an exponierter Stelle neben einem mit Ampel geregelten Fußgängerübergang. Da stellt sich der Passant mitunter Fragen. Eine dürfte sein: Was passiert mit dem Fahrzeug? Diese Frage hat auch bei den städtischen Überwachungskräften der Ahrensburger Verwaltung beim Anblick des schwarzen BMW auf dem Gehweg der Großen Straße für einige Verwirrung gesorgt, das hat das Abendblatt aus gut unterrichteten Kreisen erfahren.

Ratlos sollen sich die Experten für den ruhenden Verkehr für die simpelste Lösung entschieden haben: nichts zu unternehmen, anstatt die „Verkehrswidrigkeit im Bereich des ruhenden Verkehrs zum Zwecke der Sicherheit und Geordnetheit des Straßenverkehrs festzustellen und aufzunehmen“, wie es auf der Internetseite der Verwaltung heißt. Und so steht der 320cd mit dem italienischen Kennzeichen und der verbeulten Motorhaube seit dem 20.Dezember dort – ohne ein einziges Knöllchen unterm Scheibenwischer. In Wirklichkeit droht der Halterin aber deutlich mehr als ein Bußgeld wegen Parkens auf dem Gehweg (Kostenpunkt bei einmaligem Verstoß: 15 Euro).

Das ist allerdings nicht Sache der Verkehrsaufsicht, sondern der Polizei. Das hat maßgeblich mit der Antwort auf folgende Frage zu tun: Wie ist der BMW auf den Gehweg gekommen? Sonja Kurz, Sprecherin der Polizei, sagt: „Der BMW wurde in Folge einer Straftat auf dem Gehweg abgestellt.“

Das war an jenem letzten Sonnabend vor Weihnachten. Laut Polizeibericht fuhr die Halterin des Autos, eine 34-Jährige, gegen 17Uhr auf der Straße Woldenhorn. Starker Regen, Dunkelheit und vor allem wohl die Tatsache, dass die Frau Alkohol getrunken hatte, führten dazu, dass sie beim Abbiegen in die Große Straße nicht auf den Gegenverkehr achtete. Eine 42 Jahre alte Frau aus Ahrensburg, die mit ihrem Hyundai-Geländewagen in der Gegenrichtung fuhr, konnte nicht mehr reagieren. Die Fahrzeuge prallten zusammen, die Polizei wurde zum Unfallort gerufen. Bei der Aufnahme bemerkten die Beamten, dass die Unfallverursacherin torkelte. Da sie einen Atemalkoholtest verweigerte, nahmen die Beamten die Italienerin, die kürzlich nach Ahrensburg gezogen war, mit auf die Wache.

Den BMW parkte ein Polizist zuvor auf dem Gehweg. „Es war das mildeste Mittel“, sagt Sonja Kurz, „denn es hat erste Priorität, den Verkehrsfluss zu erhalten.“ Aufgrund ihrer Alkoholisierung durfte sich die Frau nicht mehr ans Steuer setzen, um einen Parkplatz zu suchen. Polizisten wiederum unternehmen keine langen Fahrten mit Privatautos. Allein schon deshalb, um zu vermeiden, dass die Halter später vermeintlich neue Schäden entdecken.

Und so entschieden die Polizisten, dass der Wagen auf dem Gehweg beim Unfallort, der an der Stelle knapp fünf Meter breit ist, die Fußgänger kaum behindert. Um zu kennzeichnen, dass der Wagen nicht willkürlich abgestellt wurde, hängten die Beamten Polizeiabsperrband an die Außenspiegel. Die Frau sei aufgefordert worden, ihren BMW schnellstmöglich von jemanden abholen zu lassen. Lediglich wegen der Feiertage habe sich die Karenzzeit verlängert.

Auf der Wache wurden der Führerschein der Frau und ihr Fahrzeugschlüssel beschlagnahmt. Zudem wurde Blut für einen Alkoholtest abgenommen und mehrere Anzeigen (Trunkenheitsfahrt, Beleidigung, Widerstand und Körperverletzung) geschrieben. Die Frau hatte laut Polizei auf der Wache die Nerven verloren und die Polizisten und den Amtsarzt angegriffen, bespuckt und bepöbelt.

Wie viel Alkohol die Frau vor der Fahrt getrunken hat, steht noch nicht fest. Ebenso wenig das Strafmaß, über das nach Abschluss der Ermittlungen ein Richter urteilen wird. Unklar ist auch, wie teuer die Trunkenheitsfahrt, die Abstellzeit auf dem Gehweg und die Entfernung des BMW die Frau zu stehen kommen werden. Kurz: „Klar ist: Der Wagen steht da nicht kostenfrei.“

Wie der BMW wieder vom Gehweg entfernt wird, das steht allerdings schon fest. Sonja Kurz: „Da die Frau es bisher versäumt hat, den Wagen abholen zu lassen, wird er am Montag abgeschleppt.“ Nach 16 Tagen.