Erneute Einschränkungen für Autofahrer nach Erdrutsch auf Neubaustrecke zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld

Bad Oldesloe. Die Pannenserie bei Bauarbeiten an der Autobahn1 in Stormarn zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre. Erst am 14. Dezember verschwanden die Baustellen zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld, alle drei Spuren beider Fahrtrichtungen waren endlich wieder nutzbar. Ende gut, alles gut? Von wegen.

Nach einem Erdrutsch durch Unterspülung liegt jetzt ein Teil der A-1-Brücke über die Trave an der Neubaustrecke zwischen den beiden Städten frei. Ab Kilometer 41 ist die Fahrbahn in Richtung Norden auf zwei Spuren begrenzt. Die rechte Spur und der Standstreifen sind gesperrt – und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 80 Kilometer pro Stunde. Unterspült wurde nur wenige Kilometer entfernt auch eine Autobahnbrücke über die Kreisstraße 69.

Wie lange sich Autofahrer mit den neuen Einschränkungen abfinden müssen, ist noch nicht geklärt. „Natürlich wollen wir den Schaden so schnell wie möglich beheben lassen. Es kommt jetzt auf die Witterung an“, sagt Jens Sommerburg, Leiter der zuständigen Lübecker Niederlassung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV). Er hofft auf einen Starttermin Anfang Januar. Starker Regen und Frost könnten jedoch für Verzögerungen sorgen.

Sommerburg hat der Betam Infrastructure GmbH mit Sitz in Bochum bereits eine Schadensmeldung zukommen lassen. Das Unternehmen hatte die 6,5 Kilometer lange Strecke zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld in den vergangenen Monaten beidseitig für 22,9 Millionen Euro grundsaniert. Dafür wurde die Betondecke um sieben auf 27 Zentimeter erhöht, 22 Kilometer Schutzplanken und auf 19 Kilometern die Entwässerungseinrichtungen an den Seiten- und Mittelstreifen wurden erneuert. 80.000 Kubikmeter Frostschutzschicht, 210.000 Kubikmeter Bodenverfestigung und 190.000 Quadratmeter Betondecke wurden eingebaut.

Die neu angelegten Böschungen an den Brücken hielten den starken Regenfällen um die Weihnachtszeit aber nicht Stand. Dort ist laut Sommerburg kein tiefgreifendes Wurzelwerk mit entsprechender Schutzfunktion im Boden vorhanden, weshalb es zur Unterspülung gekommen sei. Wer für das Malheur finanziell aufkommt? „So etwas kommt sehr selten vor. Wir gehen von einem Gewährleistungsschaden aus“, sagt der LBV-Leiter. Derzeit erstelle die Firma Betam ein Sanierungskonzept. Die Geschäftsführung war auf Abendblatt-Anfrage am Montag nicht erreichbar.

Der Erdrutsch ist nicht das erste Ärgernis seit dem Abbau der Baustelle Mitte Dezember. Bereits wenige Tage später lösten sich Fahrbahnmarkierungen auf beiden Seiten. Deshalb gilt für einige Abschnitte Tempo 80. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr hatte nur provisorische Markierungen, die sehr witterungsanfällig sind, angebracht. Für das endgültige Folienprodukt mit sehr hoher Lebenszeit ist es laut LBV im Dezember zu kalt und zu nass gewesen. Es soll erst im Frühjahr auf die Fahrbahnen geklebt werden. Bis dahin werden die Markierungen provisorisch erneuert.

Die neuen Probleme lassen Sommerburg zwar nicht kalt, Schuldzuweisungen macht er jedoch keine: „Wir können die Physik nicht aushebeln. Straßenbau findet im Freien und nicht unterm Hallendach statt. Wir haben hier gute Arbeit hingelegt. Der Fahrkomfort ist jetzt optimal.“ Die Verhältnisse seien nicht vergleichbar mit denen vor einem Jahr.

Behinderungen zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld mussten die Autofahrer schon vorher hinnehmen. Bereits im April 2013 begann erstmals die Sanierung – bis das beauftragte Unternehmen Alpine Deutschland drei Monate später Insolvenz anmeldete. Während der Urlaubsreisezeit ruhten die Arbeiten auf der Baustelle. Im Herbst 2013 wurde sie dann vorerst zurückgebaut. In Richtung Hamburg, der stärker befahrenen Trasse, blieb einer der drei Fahrstreifen gesperrt. Das Land schrieb die Sanierung erneut aus. Im März 2014 übernahm die Firma Betam Infrastructure den Auftrag.

Die Alpine-Pleite war nicht die erste Panne, die zu empfindlichen Verzögerungen bei Bauarbeiten auf der Stormarner A1 geführt hat. Im November 2010 wurde zwischen dem Kreuz Bargteheide und Bad Oldesloe zu weicher Beton verbaut. Drei Monate nach der Fertigstellung musste die Straße wieder aufgerissen und neu betoniert werden.