Eine Weihnachtssuche von Katy Krause

Es war weg. Das Geschenk, das ich vor Wochen bereits gekauft und sogar eingepackt hatte – einfach verschwunden. Verzweifelt durchwühlte ich Heiligabend alle Schubladen, verschwand kopfüber in Schränken und durchstöberte die üblichen Verstecke im Haus. Alles vergeblich.

Ich wollte ja auch so schlau sein und diesmal alles anders machen. Stresslos und sorgenfrei sollten die Tage vor Weihnachten verlaufen. Deshalb hatte ich die Präsente für die Liebsten so früh wie nie zuvor besorgt, um mich entspannt zurückzulehnen und den besinnlichen Zauber der Weihnachtszeit auf mich wirken zu lassen.

Klasse Plan, klasse Versteck, in das ich das besagte Päckchen platzierte. Das Versteck muss wirklich richtig gut sein, wenn es sogar vor mir sicher ist. Jetzt mache ich es wie meine Mama, über deren Geschenkekrisen zu Weihnachten ich mich immer lustig gemacht habe. Sie reichte den vom Weihnachtsmann nicht gefundenen Badmintonschläger, den ich bekommen sollte, einfach an den Osterhasen weiter.

Dass es beim Hereinwuchten und Aufstellen des Weihnachtsbaums eine weitere Überraschung gab, verbesserte die Laune auch nicht gerade. Die Spitze der viel zu großen Tanne bog sich an der Decke. Beim anschließenden Nordmanntannen-Massaker konnte ich feststellen, wie grün die Nadeln sind, die sich explosionsartig im Wohnzimmer verteilten.

Keine Geschenke, verbogene Tanne – was soll’s? Das wohl größte Geschenk ist es doch, Weihnachten zu Hause im Kreis der Familie zu verbringen.