Die Fohlen Bolek und Salomon hatten Glück: Tierschützer haben die jungen Pferde vor dem sicheren Tod bewahrt

Lütjensee. „Ab Februar frisches Fohlenfleisch“ stand auf dem Schild an der Weide, auf der Salomon mit seinen Pferdekumpels graste. Der Gang zum Schlachter wäre für den jungen Freiberger-Hengst sein letzter gewesen, hätte Brigitte Hilger vom Reitstall Schleushörn in Lütjensee nicht 2000 Euro zusammengekratzt, ihn freigekauft und ihm damit das Leben gerettet.

Salomon kommt aus der Schweiz, wo die Züchtung der Pferderasse Freiberger subventioniert wird. Was ursprünglich dem Schutz und der Erhaltung dieser alten Rasse dienen sollte, ist heute ein grausames Geschäft: Um besonders viel Prämie einzustreichen, wird oft maßlos gezüchtet. Finden die Fohlen keinen Käufer, landen sie auf der Schlachtbank. Rund 35 Prozent der Freiberger-Fohlen droht dieses Schicksal. „Für mich war schnell klar, dass ich zumindest ein Tier davor bewahren will“, sagt Brigitte Hilger, die über die Dortmunder Tierschutzorganisation 4 Animals auf das Thema aufmerksam wurde, sich an die Tierschützer wandte und sich um die Aufnahme eines Fohlens bewarb. Seit Mitte November lebt Salomon nun in Lütjensee. Mit Noah und Emira, zwei weiteren geretteten Freiberger-Fohlen, die Brigitte Hilger an Pferdefreunde in ihrer Bekanntschaft vermitteln konnte, steht der kleine Braune auf einer großen Koppel auf dem weitläufigen Gelände des Reitstalls Schleushörn. „Freiberger haben ein freundliches Gemüt und sind tolle Freizeitpferde“, so Brigitte Hilger, die auf ihrem Hof am Lütjenseer Strandweg seit etwa 15 Jahren Kindern und Erwachsenen den Umgang mit den Tieren und das Reiten beibringt. „Ich kann die Pferde dieser liebenswerten Rasse nur jedem ans Herz legen.“ Vier Fohlen aus der diesjährigen Saison suchen noch ein neues Zuhause. Wer Platz, Erfahrung, Zeit und genügend Liebe übrig hat, kann sich für die Vermittlung direkt an den Verein 4 Animals wenden.

Genau wie Salomon hatte auch der kleine Bolek Glück. Im Sommer 2013 befreite der Lütjenseer Verein Vier Hufe & Co. das Ponyfohlen und zwölf weitere Tiere aus einem Stall nahe Bonn. Halbverhungerte Pferde standen kniehoch im Mist, verweste Kadaver lagen leidlich verscharrt auf dem Hof herum. „Ich habe schon viel Furchtbares gesehen“, sagt Nicol Hufnagel, die den Pferdeschutzverein 2011 gegründet und seitdem Hunderte von Tieren vor Misshandlung und Tod bewahrt hat. „Aber die Zustände auf diesem Reiterhof waren wirklich unerträglich.“ Nach zähen Verhandlungen mit den uneinsichtigen Besitzern und dem zuständigen Veterinäramt schaffte es die Tierliebhaberin mit Unterstützung von Kollegen, die gefährdetsten Tiere freizukaufen. Die geretteten Pferde wurden an ausgesuchte Pflegestellen vermittelt oder blieben auf Hufnagels „Hof der glücklichen Pferde“, auf dem vor allem alte und kranke Tiere ihr Gnadenbrot erhalten. Und das ist teuer. „Zum Aufpäppeln verwahrloster Pferde sind Spezialnahrung und Medikamente notwendig“, sagt Nicol Hufnagel, die sich mit den Vereinsmitgliedern schon über kleine Spenden freut. „Auch ein Sack Karotten, ein paar Heuballen oder eine ausgediente Decke sind für uns schon eine große Hilfe.“

Für Bolek, der trotz seiner Leidensgeschichte inzwischen großes Vertrauen zu Menschen gefasst hat, sucht Nicol Hufnagel außerdem noch einen liebevollen Platz zum Aufwachsen. Der braunweiße Schecke wird kommenden März zwei Jahre alt, er wird voraussichtlich ein Stockmaß von 1,20 Meter erreichen.

Wer sich kein eigenes Pferd leisten kann, dem Verein aber helfen will und sich in eines der geretteten Tiere besonders verguckt hat, kann – entweder für eine bestimmte Zeit oder auf Dauer - eine Patenschaft übernehmen. „Natürlich dürfen die Paten ihren Schützling besuchen und sie werden regelmäßig über dessen Zustand informiert“, so Nicol Hufnagel. Solch eine Patenschaft ist schon ab fünf Euro pro Monat möglich.