Funkamateur Stefan Reyers aus Steinburg hat Menschen in 335 Ländern erreicht – und sendet auch an den Feiertagen

Steinburg. Aus dem großen Fenster neben seinem Schreibtisch blickt Stefan Reyers in den Garten – und auf eine selbst gebaute große Antenne. „Meine größte Leidenschaft innerhalb der vielen Möglichkeiten des Amateurfunks ist die Telegrafie. Man kann mit den Fingern sprechen und mit dem Gehirn dekodieren – diese Sendeart funktioniert auch unter widrigsten Umständen“, sagt der Funkamateur aus Steinburg, der in der Weihnachtszeit Grüße in alle Welt sendet.

Eine Station nördlich des Polarkreises hat in diesen Tagen besonders viel zu tun: die des Weihnachtsmanns in Finnland. „Kinder bekommen sogar ein Zertifikat, wenn sie ihn angefunkt haben“, so Reyers. Die Station hat das einzigartige Sonderrufzeichen OF9X. Dabei steht OF für „Old Father“ und das X für die englische Abkürzung X-Mas für Christmas (Weihnachten).

Seit seiner Kindheit ist der Polizist fasziniert von der drahtlosen Kommunikation. Schon mit 14 trat er in den Funkverein Ahrensburg/Großhansdorf ein. „Man darf sich Funkamateur nennen, wenn man die Lizenzprüfung abgelegt hat“, sagt Reyers. Erst dann gibt es eine offizielle Genehmigung für die Aufnahme des Sendebetriebes mit einem zugeteilten, weltweit einmaligen Rufzeichens. In der Prüfung geht es um Gesetzeskunde und Technik.

„Ich habe inzwischen Freunde in der ganzen Welt. Einige habe ich auch schon besucht“, sagt der Funkamateur. So war er in der Ukraine, aber auch in Amerika. Für den Stormarner geht es um Völkerverständigung. „Es reizt mich, mit Menschen zu sprechen, die man sonst nicht erreicht.“ In nahezu jedem Land gibt es Funkamateure – einzig in Nordkorea ist es verboten.

„Ich habe 335 Länder erreicht und dementsprechend viele QSL-Karten bekommen“, sagt Reyers. Schuhkartonweise sammelt er diese Karten, die eine Empfangsbestätigung sind. Darauf ist das persönliche Rufzeichen zu sehen, ein Bild und die Zeit- und Frequenzdaten. Reyers’ Rufzeichen lautet DJ7AO. Dabei steht DJ7 als Landeskennung für Deutschland.

Diese Karten sind wichtig, denn sie zählen für Diplome, die man beantragen kann. Stefan Reyers hat bereits diverse Auszeichnungen. Darunter sind Diplome für das Erreichen aller Kontinente und für 315 bestätigte Länder.

Die meisten Funker seien in Russland aktiv. Es gebe sogar Gruppen von Funkern, die sich auf Expeditionen machen, um seltene Länder und Inseln, vor allem im Pazifik, zu erschließen. Gerade in Entwicklungsländern sei die Technik auch heute noch sehr wichtig, um zu helfen.

Die Funker können nicht nur fremde Länder erreichen, sondern auch die internationale Raumstation ISS. „Die Astronauten haben wegen der kurzen Überflugzeit jedoch nicht allzu viel Zeit, sodass man die Fragen bereits parat haben sollte“, sagt Reyers. Sogar über eigene Satelliten verfügen die Funkamateure.

Die Funker verständigen sich größtenteils auf Englisch, ab und zu auch auf Deutsch. Es gibt unterschiedliche Abkürzungen, die in der ganzen Welt verstanden werden. 73 bedeutet „Herzliche Grüße“, 99 „Verschwinde“. Und wenn man einer Frau etwas Liebes senden möchte, dann sagt man 88, das bedeutet „Liebe und Küsse“. Wobei Frauen unter den Funkern allerdings sehr selten anzutreffen sind.

Den meisten Spaß bringt Reyers die Kommunikation mit Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen. Und manchmal gelingt es sogar, über wildfremde Menschen Kontakte herzustellen. „Während des Kroatien-Krieges in den 1990er-Jahren rief mich eine Frau aus Ahrensburg an“, sagt der Steinburger. Sie wusste, dass er Funkamateur ist.

„Die Ahrensburgerin hatte ein Flüchtlingsmädchen bei sich, das ohne Eltern nach Deutschland gekommen war. Die Frau bat mich, nach den Eltern zu suchen.“ Reyers funkte ins Kriegsgebiet, gab eine Beschreibung und Namen durch. Zehn Tage später bekam er eine Antwort. Ein Funker teilte ihm mit, dass er die Eltern ausfindig gemacht habe und es ihnen gut gehe. „Beide Seiten waren natürlich überglücklich.“