Die etwas andere Weihnachtsfeier – das traditionelle Treffen der Stormarner Verwaltungschefs im italienischen Restaurant in Großhansdorf

Ahrensburg. Weihnachtsfeiererprobt sind sie alle von Amts wegen – es ist Teil ihrer Repräsentationspflicht. Doch es gibt einen Termin kurz vor Heiligabend, der für die Stormarner Bürgermeister ein ganz besonderer ist, weil sie dann frei von Tagesordnungen und protokollarischen Fragen ganz unter sich sein können. Das Treffen ist schlicht ein gemeinsames Mittagessen – eine liebgewonnene Tradition, die den Charakter einer informellen Bürgermeisterweihnachtsfeier hat.

Bevorzugter Treffpunkt wegen seiner zentralen Lage im Kreis ist inzwischen Großhansdorf – zumal Bürgermeister Janhinnerk Voß mit dem Ristorante Il Grappolo an der U-Bahnstation Kiekut einen Lieblingsitaliener hat, der praktischerweise direkt gegenüber vom Rathaus liegt. Eingeladen sind alle aktuellen Bürgermeister und diejenigen, die bis vor Kurzem noch im Amt waren.

In diesem Jahr trafen sich die Bürgermeister Horst Ansén (Ammersbek), Henning Görtz (Bargteheide), Jürgen Hettwer (Oststeinbek), Oliver Mesch (Trittau), Björn Warmer (Reinbek), Rainhard Zug (Glinde) mit den drei Ehemaligen Axel Bärendorf (Reinbek), Gerhard Horn (Reinfeld) und Walter Nussel (Trittau), die 2014 auf eigenen Wunsch aufgehört haben.

Wer beim Namen des Ristorante „Il Grappolo“ – zu deutsch „die Traube“, aber auch „die Unmenge“ – an eine ausschweifende Bürgermeisterrunde denkt, liegt selbstverständlich falsch. Stattdessen gilt eher das von Amtsinhabern gern zitierte Wort: „Bürgermeister sind immer im Amt, mal mehr, mal weniger.“ Denn die entspannte Atmosphäre täuschte nicht darüber hinweg, dass dies auch ein Arbeitstermin war. „Dieses Treffen ist ein Mix von privat und dienstlich“, sagte Janhinnerk Voß. Der Großhansdorfer Bürgermeister ist zwar als Organisator quasi Gastgeber, doch jeder der Gäste zahlte für sich.

Unisono lobten alle Beteiligten das kollegiale Miteinander der Runde. „Solche Treffen zeigen, dass es in Stormarn eine schöne Gemeinschaft gibt. Auch über das Jahr pflegen wir intensiven Kontakt und regen Austausch“, sagte Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Und sein Reinbeker Kollege Björn Warmer, erst seit September im Amt, fügte hinzu: „Die Bürgermeister treffen sich ohnehin oft, aber hier funktioniert das ohne Agenda. Der Kontakt ist so eng wie in anderen Berufsgruppen, das ist ein schönes Miteinander.“

Mindestens ebenso wichtig sind die informativen Nebeneffekte. „Für mich lohnt sich auch der Beifang dieses Treffens. Jeder von uns hat Themen, die alle berühren. Das kann eine simple Frage wie der Einbau einer Alarmanlage fürs Rathaus sein – hier ist eine Gelegenheit, nach den Erfahrungen der anderen zu fragen“, erzählte Jürgen Hettwer. Oststeinbeks Bürgermeister schätzt diese – im wahrsten Sinne des Wortes – Blicke über den Tellerrand hinweg, bei denen alle Teilnehmer mit nützlichen Informationen versorgt werden. „Man kann von Erfahrungen profitieren, die einem noch bevorstehen. Und es gibt einen nützlichen Informationsvorsprung – zumal man auch erfährt, was noch nicht in der Zeitung stand.“

Profitieren können die amtierenden Bürgermeister auch von den Erfahrungen ihrer Ex-Kollegen im Ruhestand: Alle drei fühlen sich befreit. „Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich etwas vermisse. Ich habe festgestellt, dass das Leben facettenreicher ist“, sagte Axel Bärendorf. Er war nach dem Ausscheiden in Reinbek auf Teisen. Jetzt gewöhnt er sich an das Leben ohne Verwaltungspflichten – mit dreimal wöchentlich Fitness im Studio.

Auch Walter Nussel aus Trittau hält sich im Studio fit, darüber hinaus arbeitet er im eigenen Garten, wo er die Wurzeln alter Sträucher mit der Brechstange aus dem Boden gehebelt hat. Gerhard Horn (Reinfeld) hat das intensive Joggen wieder aufgenommen: „Ich laufe vier-, fünfmal die Woche jeweils etwa zehn Kilometer.“ Aktivitäten, denen ein Bürgermeister vor Ort kaum nachgehen könnte, ohne dass sie kommentiert würden. Horn: „Man lernt als Bürgermeister, dass man Rückzugsräume braucht.“ Er lebt inzwischen in Lübeck und arbeitet selbstständig als Organisationsberater.

Wie die aktiven Bürgermeister von den Tipps der Ehemaligen profitierten, war nicht zu erfahren. Leider auch nicht, was noch nicht in der Zeitung gestanden hat. Als Calamari fritti, Spaghetti mit Trüffeln und Pizza serviert wurden, endete das exklusive Pressegespräch. Bürgermeister brauchen schließlich Rückzugsräume.