Besonders vor Weihnachten nutzen Kriminelle das Mitleid der Menschen aus – und die Enge auf dem Weihnachtsmarkt

Ahrensburg. Wer den Chef der Kriminalpolizei Ahrensburg über Trickbetrüger sprechen hört, bekommt den Eindruck, Fremden helfen zu wollen sei per se eine schlechte Idee. Auch oder gerade vor Weihnachten. „Besonders im Trubel der Vorweihnachtszeit sind viele Trickdiebe unterwegs“, sagt Ralf Lorenzen. „Sie nutzen die emotionale Stimmung, das Mitleid und die Spendenbereitschaft der Menschen aus. „Auch ist es auf Weihnachtsmärkten und in Geschäften jetzt eng, Menschen achten nicht darauf, wenn sie im Gedränge angestoßen werden. Sie sind abgehetzt und lassen ihre Tasche mit dem Portemonnaie darin offen.“ Man merke nicht, dass man bestohlen werde. Zudem gebe es zahlreiche Tricks.

Betteln, gerade mit Kind, soll Mitleid bei Passanten erregen

„Die Bettler versuchen, Mitleid zu erregen und müssen das Geld dann hinterher abgeben“, sagt Ralf Lorenzen. Das treffe nicht auf alle zu, aber wenn eine bettelnde Frau ein Kind dabei habe, sei davon auszugehen, dass eine Bande dahinter stehe. „Wer spendet, unterstützt die Hintermänner.“ Oft sei es so, dass der Bettelnde sich überschwänglich bedanke – und danach sei die Geldbörse weg. Zu erkennen, wer nicht zu einer Bande gehöre, sei schwer. Lorenzen rät, dem Bettelnden anzubieten, ein Brötchen zu kaufen. „Das wollen viele nicht, daran sieht man, dass nicht Hunger dahinter steckt.“

Bei Spendensammlungen wird der Klemmbrett-Trick angewendet

Wer in der Fußgängerzone zum Spenden aufgefordert wird, sollte ebenfalls vorsichtig sein. „Gerade zur Weihnachtszeit wird viel bei Spendensammlungen betrogen“, sagt Sonja Kurz, die Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg. „Von Täterseite ist nicht viel notwendig, in dieser gefühlsbetonten Zeit sind viele Menschen bereit, ihr Portemonnaie zu zücken.“ Kinder und Tiere weckten eben Emotionen. „Um Professionalität vorzutäuschen, sollen die Leute einen Zettel mit Fantasielogo unterschreiben.“ Das Klemmbrett wird über das Portemonnaie geschoben – danach sind die Geldscheine weg. Es sei wichtig, selbstbewusst aufzutreten und Fragen zu stellen. „Für wen sammeln Sie? Können Sie mir einen Ausweis zeigen?“, schlägt Sonja Kurz vor.

Bei Telefontricks werden die Täter immer einfallsreicher

Auch Rosemarie Lindemann hat Fragen gestellt – und so alles richtig gemacht. Sie sei ja schon eine „alte Tante“, sagt Lindemann. „Aber ich weiß mir zu helfen.“ So gut weiß sie das, dass die Polizei sie bereits für ihr Verhalten gelobt hat. „Ich bekam einen Anruf von einem Inkassobüro. Ich hätte bei einem Preisausschreiben mitgemacht und die Frist nicht verlängert, deshalb seien nun 200 Euro angefallen.“ Es sei bereits eine Mahnung geschickt worden. Lindemanns Antwort: „Ich habe bei keinem Preisausschreiben mitgemacht und auch keine Mahnung bekommen. Ich habe gesagt, sie sollen eine Kopie der Mahnung schicken, ich würde das meinem Anwalt weiterleiten. Und dann habe ich die Polizei angerufen.“ Viele trauen sich das nicht, weil sie sich schämen. Das aber sei falsch, sagt Ralf Lorenzen.

Unangekündigter Besuch sollte mit Skepsis betrachtet werden

Die Polizei sollte auch gerufen werden, wenn sie unangekündigt an der Tür steht. „Lassen Sie niemanden rein, rufen Sie erstmal die zuständige Dienststelle an und fragen, ob der Beamte dort bekannt ist“, rät Lorenzen. Auch wenn jemand Strom ablesen oder den Rauchmelder warten will: „Vor solchen Terminen informiert der Vermieter per Aushang oder Brief. Kommt jemand unangekündigt, sollte man beim Vermieter nachfragen.“ Sonja Kurz berichtet davon, dass auch so getan wird, als würde jemand für den Nachbarn ein Weihnachtsgeschenk abgeben wollen. „Das ist ein Vorwand, um in die Wohnung zu kommen. Man sollte niemanden reinlassen.“ Manchmal werden auch Notsituationen vorgetäuscht. Etwa, dass ein Glas Wasser gebraucht werde oder nötig eine Toilette. „Da hilft es, logisch nachzudenken“, sagt Ralf Lorenzen. „Wie oft habe ich schon an einem Privathaus geklingelt, um auf die Toilette zu können?“ Oder, wie Rosemarie Lindemann es formuliert: „Ich bin zwar Rentnerin. Aber noch halbwegs geistig fit.“