Eine Glosse von Lars Hansen

Wie schafft man es, Leuten ein paar Plastikschuhe für 150 Euro anzudrehen? Man kombiniert Kult mit Trend! Kult ist zum Beispiel eine Schuhmarke, die seit Punkrockzeiten bei vielen Leuten beliebt ist, weil mit genau diesen Schuhen schon in den 60er-Jahren glatzköpfige Briten einander und anderen ins Weiche traten und man sich so allein durchs Schuhwerk den Anstrich des Gefährlichen geben konnte. Trend, weil für Plastikschuhe keine Tiere geschlachtet werden und sie deshalb die „vegane Kollektion“ des Kultschuhmachers ist.

Vegan ist Trend, wie früher mal Bundeswehrparkas oder Steißtätowierungen: Die Methode der Massen, sich dermaßen von den Massen abzusetzen, dass die Spießer fast aussterben. Als ich klein war, hörte ich Science-Fiction-Hörspiele. Da waren Veganer noch Wesen aus der Schlingelecke der Galaxis, die Perry Rhodan entschieden bekämpfen musste. Mittlerweile ist das anders: Kaum eine Woche, in der man nicht von irgendwo hört: „Für dein Wurstbrot musste ein Tier sterben, denk’ mal drüber nach, du!“ Nee! Darüber muss ich nicht nachdenken, das weiß ich. Ich ess’ trotzdem Wurst.

Nachdenklich machen mich allerdings die Stiefel, vor allem das Material: Ist das überhaupt vegan? Plastik wird aus Erdöl gemacht, und in Erdöl können auch tote Dinosaurier sein. Für diese Schuhe musste nicht nur ein Tier dran glauben, sondern eine ganze Art aussterben. Denk’ da mal drüber nach, du!