Ausbruch der hochansteckenden Virusinfektion in Tangstedt – Reitstallpächter erteilen Außenstehenden Hofverbot

Tangstedt. In Stormarns Pferdeställen geht die Angst um. Drei Pferde sind tot. Möglicherweise weitere infiziert. Der Grund ist der Ausbruch einer Herpes-Infektion. Die Erkrankung, die bei Pferden meist tödlich verläuft, wird durch das sogenannte Equinen Herpesvirus 1 (EHV-1) ausgelöst. Betroffen waren drei Pferde auf Gut Tangstedt. Sie mussten von einem Tierarzt eingeschläfert werden. Thomas Pieper, Betreiber des Gutes, bestätigte den Ausbruch des Virus’. 180 Tiere sind bei ihm untergebracht, darunter auch Pferde prominenter Hamburger wie der Gastronomin Cornelia Poletto.

Woher das Virus stammt und warum es sich auf Gut Tangstedt so schnell verbreiten konnte, ist unklar. Laut dem Stormarner Kreisveterinäramt tritt Pferde-Herpes regelmäßig auf, im Durchschnitt einmal pro Jahr. Die Krankheit ist allerdings nicht meldepflichtig. Auf Menschen kann sie nicht übertragen werden.

Für Pferde ist Herpes über Tröpfcheninfektion hochgradig ansteckend. Es kann leicht über Menschen oder Tiere von Stall zu Stall weitergetragen werden. In der ersten Phase ist die Erkrankung kaum zu bemerken, meist triefen nur die Nüstern. Allerdings kann sich das Virus im ganzen Körper ausbreiten. Die Tiere bekommen heftige Fieberschübe, Probleme mit der Atmung und Lähmungserscheinungen: Sie torkeln, können sich in der Box nicht mehr drehen. Am Ende können sie auch keinen Kot oder Urin mehr absondern, da das zentrale Nervensystem befallen ist.

Damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet, haben die Betreiber des Guts Tangstedt alle Pferde aus dem Stalltrakt der erkrankten Tiere auf eine separate Weide verlegt. Für die Halter haben sie strenge Regeln festgelegt: Ausritte in die Natur sind untersagt, nur das eigene Tier darf angefasst werden, und alle Gegenstände müssen nach Gebrauch gründlich desinfiziert werden. Der Betrieb ist isoliert.

Dennoch sind Pferdehalter und Züchter aus der Umgebung alarmiert: „Wenn das Virus meine Zuchtstuten befällt, wäre das für mich das Aus“, befürchtet Landwirt Hans-Joachim Gerken aus Hammoor. „Dann würden vermutlich auch alle Fohlen sterben. Das wäre ein Schaden von mehr als 100.000Euro.“ Gerken versucht, seinen Bestand abzuschotten, um alle Ansteckungsmöglichkeiten zu vermeiden.

Auch gesunde Hunde können das Virus übertragen

Hufschmiede, Tierärzte, Pferdebesitzer, Futterlieferanten, Entmister, Reitpartner und Spaziergänger sind jetzt besonders gefordert, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern. Menschen, die mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen sind und dann mit der Kleidung mit einem anderen Pferd in Kontakt kommen, können die Herpes-Infektion übertragen. Deshalb sollten sie andere Ställe nicht mehr betreten. Doch auch gesunde Vierbeiner wie zum Beispiel Hunde, die selbst immun gegen das Virus sind, können als Virusträger andere Tiere infizieren.

Auf Gut Tangstedt sind bisher keine weiteren an Herpes erkrankten Pferde identifiziert worden. Allerdings leiden zwei der Tiere unter akutem Fieber. Ob sie sich ebenfalls mit dem gefährlichen Virus angesteckt haben oder nur eine für diese Jahreszeit normale Fiebererkrankung haben, ist derzeit unklar. „Die Testergebnisse stehen noch aus“, sagt Ilske Pieper vom Gut Tangstedt. „Ich hoffe sehr, dass das bald vorbei ist.“ Es sei das erste Mal überhaupt, dass auf dem Gut Pferde-Herpes aufgetreten ist.

Die Ansteckungsgefahr gilt auch für Freizeitreiter. Die Tierärztekammer rät daher zu einer flächendeckenden Herpes-Impfung bei Pferden. Durch den Impfstoff bilden sich Antikörper aus. Einen vollständigen Schutz gibt es allerdings nicht, Reinfektionen sind trotzdem möglich.