Im VSG Stapelfeld brodelt es. Mitglieder werfen dem Spartenleiter Untreue vor. Vorsitzender spricht von Verleumdung. Staatsanwaltschaft ermittelt

Stapelfeld. Im Verein für Sport und Gemeinschaftspflege (VSG) Stapelfeld geht es hinter den Kulissen heiß her. In der Sparte Bogenschießen ist es zu einem Streit zwischen dem Abteilungsleiter und mehreren Mitgliedern gekommen. Auch der Vereinsvorstand ist involviert. Die Mitglieder werfen dem Leiter der Bogensportabteilung Veruntreuung von Geld aus der Mannschaftskasse vor, der Vorstand den Mitgliedern Verleumdung und Diskreditierung. Drei Mitglieder sind nun aus dem Verein ausgeschlossen worden. Beide Parteien kommunizieren nur noch über ihre Anwälte. Mit dem Fall sind nun auch Staatsanwaltschaft und das Amtsgericht Reinbek beschäftigt.

Stein des Anstoßes war eine Turnierveranstaltung in diesem Jahr, bei der Startgeld eingenommen wurde sowie Getränke und Essen verkauft wurden. „Ich fragte den Abteilungsleiter damals, wie hoch der Erlös war. Der behauptete, es sei nichts übrig geblieben. Das war für mich unrealistisch“, sagt Sabine Gießel, seit drei Jahren Mitglied in der Sparte. Als sich die Fragen zur Kasse von weiteren Mitgliedern – darunter Ursula und Hermann Walter – häuften, stellte der Abteilungsleiter schließlich die Vertrauensfrage.

In derselben Sitzung ernannte er Danny Karl zu seinem kommissarischen Stellvertreter. „Dem Spartenleiter wurde mehrheitlich das Vertrauen der Mitglieder ausgesprochen“, sagt Rainer Matzanke, Vereinsvorsitzender. Der attackierte Spartenleiter möchte sich auf Anfrage des Abendblatts selbst nicht zu der Angelegenheit äußern, verweist auf den Vorsitzenden.

Danny Karl erklärt seine Sicht der Dinge so: „Ich ging der Sache weiter nach und habe Ungereimtheiten in der Kassenführung unserer Mannschaftskasse entdeckt. Es fehlten offensichtlich Einträge für Einnahmen, vieles war nicht nachvollziehbar. Das hat weitere Fragen aufgeworfen.“ Er habe den Vorstand darüber informiert. „Der reagierte anfangs empört, war aber anschließend nicht an einer Klärung der Sache interessiert“, sagt Danny Karl, der seit 15 Jahren im Verein ist. Gegen den Vorwurf, nicht an der Aufklärung mitzuwirken, wehrt sich Vereins-Chef Matzanke vehement. „Ich habe die Angelegenheit sehr ernst genommen und die Kasse prüfen lassen. Darüber hinaus bat ich alle Parteien zu einem Treffen, um offene Fragen zu klären. Dieses Treffen wurde von den Mitgliedern, die diese Vorwürfe erheben, nicht wahrgenommen.“

Eine Mannschaftskasse, erklärt Matzanke, sei wie eine Kaffeekasse, in der Geld aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen sowie aus Startgeld von Turnierteilnehmern gesammelt werde. Sie habe mit den Kassen des Vereins oder der einzelnen Abteilungen nichts zu tun. „Die Mannschaftskasse wird daher nicht wie die anderen Kassen geprüft“, sagt Matzanke. Es sei bei großen Veranstaltungen zudem nicht möglich, einen detaillierten Überblick über die Einnahmen zu behalten, da das Geld durch viele Hände gehe.

Kassenwart Thomas Kröger habe die Bücher der Mannschaftskasse aufgrund der Vorwürfe geprüft und Fehler des Abteilungsleiters eingeräumt. „Das Kassenbuch wurde chaotisch geführt und war ziemlich unübersichtlich. Aber rechnerisch war letztendlich alles in Ordnung.“ Rainer Matzanke hat nach eigenen Angaben trotzdem entschieden, dass der Bogenspartenleiter diese Kasse künftig nicht mehr führen solle, um weitere Streitigkeiten unter den Bogenschützen zu verhindern.

Es gab anschließend im September eine Mitgliederversammlung. Aus dem Protokoll geht hervor, dass Ursula Walter anmerkte, es seien für die 25-Jahr-Feier nur Ausgaben, aber keine Einnahmen verzeichnet worden. Der Spartenleiter hat laut Protokoll geantwortet, dass er vergessen hätte, sie einzutragen und den Vorgang nun nicht mehr nachvollziehen könne. In der Versammlung richteten zudem mehrere Mitglieder Fragen zur Kassenführung an ihn. „Davon beantwortete er nur eine. Ich gab die Sache schließlich an die Staatsanwaltschaft weiter“, sagt Danny Karl. Nach seiner Einschätzung sollen bis zu 2000 Euro für das Jahr 2014 in der Kasse fehlen. „Der Abteilungsleiter hat vielleicht nicht richtig auf die Fragen der Mitglieder reagiert und somit die Situation verschärft“, sagt Vorsitzender Matzanke. Den Vorwurf der Unterschlagung weise er aber strikt zurück.

Ex-Stellvertreter wird aus Verein ausgeschlossen

Günter Möller, Sprecher der Staatsanwaltschaft Lübeck, bestätigt auf Abendblatt-Anfrage: „Es gibt ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen den Mann.“ Das Verfahren laufe seit Mitte Oktober. Die Akten seien zur Bearbeitung bei der zuständigen Kriminalpolizei. „Ihre Ermittlungen werden ergeben, ob Anklage erhoben wird.“

Danny Karl wurde kurz danach von seinem Posten als stellvertretender Abteilungsleiter abgesetzt. „Weil er Interna aus dem Kassenbuch an Dritte weitergegeben hat, ohne es mit dem Vorstand abzusprechen“, begründet Rainer Matzanke den Schritt. Außerdem seien Karl sowie Ursula und Hermann Walter wegen des Vorwurfs des vereinsschädigenden Verhaltens aus dem VSG Stapelfeld ausgeschlossen worden. Danny Karl hat kurz darauf gegen den Rauswurf eine einstweilige Verfügung (liegt dem Abendblatt vor) beim Amtsgericht Reinbek erwirkt. „Seitdem werde ich systematisch gemobbt. Ich bin nicht mehr im E-Mail-Verteiler, bekomme nicht mit, wenn das Training ausfällt“, sagt Karl. Nun soll der Ehrenrat des Vereins entscheiden, wie mit der Sache umzugehen ist. „Sollte der im Sinne des Vereins entscheiden, werde ich rechtlich weiter dagegen vorgehen.“

Matzanke vermutet persönliche Befindlichkeiten hinter den Anschuldigungen der Mitglieder. „Anders kann ich mir die Situation nicht erklären“, sagt er. Er wittere inzwischen eine Intrige gegen den Verein. „Es wurde ein anonymer Brief an das Innenministerium verschickt.“ In dem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt, werden die Sicherheitsbestimmungen des Bogensportplatzes infrage gestellt. „Der Platz soll nun vom Kreis überprüft werden. Jemand will uns offensichtlich schaden“, sagt Matzanke. Milan Gasparic, seit drei Jahren in der Bogensparte, sagt hingegen: „An manchen Stellen ist das Schießen dort nicht sicher.“

Matzanke: „Wir wollen nun erst einmal die Ausschlüsse der drei Mitglieder rechtskräftig durchsetzen.“ Der Vereinsvorstand prüfe auch weitere rechtliche Schritte in dieser Sache. „Ich habe eine Verantwortung den Mitgliedern gegenüber, die unter der Situation leiden.“ Sabine Gießel hofft indes auf eine gütliche Lösung: „Wir mögen den Verein und wollen das in Frieden klären.“ Doch die Fronten sind so verhärtet, dass eine außergerichtliche Klärung in weiter Ferne zu liegen scheint.