Senioren aus dem Ahrensburger Rosenhof sehen in geänderter Streckenführung erhebliche Verschlechterungen

Ahrensburg. Etliche Ahrensburger können sich mit dem neuen Busfahrplan, der seit Sonntag gilt, nicht anfreunden. Neuerungen wie Fahrten im Halbstundentakt, modernere Busse und neu eingerichtete Linien kosten die Stadt 300.000 Euro zusätzlich im Jahr und sollen den öffentlichen Personennahverkehr erheblich verbessern. Doch nicht jeder ist mit den Änderungen zufrieden.

Die Bewohner der Senioren-Wohnanlage Rosenhof an der Lübecker Straße zum Beispiel sehen sich durch den neuen Fahrplan mit erheblichen Problemen konfrontiert. Denn bisher ist die Haltestelle Rosenhof, die unmittelbar an der Seniorenwohnanlage liegt, von der Stadtbuslinie 569 halbstündig angefahren worden. Dadurch konnten die Bewohner bequem und jederzeit die Innenstadt und auch die Bahnen nach Hamburg erreichen.

Die Linienführung wurde im neuen Fahrplan allerdings verändert. Die Linie 569 kommt nicht mehr an der Rosenhof-Haltestelle vorbei, führt dafür aber durch das benachbarte Neubaugebiet am Erlenhof.

„Die Strecke zu der Bushaltestelle im Neubaugebiet ist für unsere Bewohner mit Gehbehinderungen viel zu weit. Schließlich sind wir keine Jugendherberge“, sagt Michael Solbisky, Direktor des Rosenhofs. Damit die Senioren also nicht mehr als einen halben Kilometer zu der neuen Haltestelle im Neubaugebiet gehen müssen, hat die Stadt Ahrensburg eine neue Linie finanziert, die unter der Nummer 476 die Bereiche Rosenhof, Schloss und Hallenbad mit der Innenstadt und dem Regionalbahnhof verbindet.

Diese Linie führt auch an der neuen Haltestelle am Rondeel vorbei. Dort sind bisher nur provisorische Haltestellenschilder aufgestellt worden. Je nachdem, wie oft die neue Haltestelle benutzt wird, investiert die Stadt noch 18.000 Euro in befestigte Haltestellen. Die Linie 476 endet am Badlantic, wo der Bus dann wendet. Um dafür ausreichend Platz zu haben, wurden vier Behindertenparkplätze abgeschafft. „Wir haben festgestellt, dass diese Plätze nur sehr wenig genutzt worden sind“, sagt die Ahrensburger Rathaussprecherin Imke Bär. „Dafür wurde ein paar Meter weiter ein neuer Parkplatz markiert, und bei Bedarf kommen weitere hinzu.“

„Die neue Linie ist eingeführt worden, nachdem sich das Seniorenheim über den Entwurf des neuen Fahrplanes beschwert hatte“, sagt Ahrensburgs Bauamtsleiter Ulrich Kewersun. „Sie ist ein guter Kompromiss.“ Doch das sehen die Bewohner des Rosenhofs anders. Denn sie werden durch die neue Linie vor eine ganze Reihe von anderen Problemen gestellt.

Eines davon ist, dass ausschließlich sogenannte Midibusse auf der Linie 476 fahren. Diese Busse sind mit acht bis zehn Metern Länge deutlich kleiner als Standardbusse und für die Rosenhof-Bewohner alles andere als altersgerecht. „Schon der Einstieg fällt sehr schwer. Um reinzukommen, muss ich mit meinem Gehwagen über eine hohe Stufe steigen“, sagt Hanna Schumann. Denn die Midibusse lassen sich im Gegensatz zu ihren Vorgängern an Haltestellen nicht absenken. Schumann: „Mit meinen schwachen Beinen komme ich nicht ohne Hilfe in den Bus. Eigentlich müsste ich mir jetzt immer ein Taxi bestellen.“

Ein weiteres Problem für alle Senioren aus dem abseits an der B 75 in Richtung Delingsdorf gelegenen Rosenhof, die auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind, sind die neuen Abfahr- und Ankunftzeiten. „Die Buslinie 476 in Richtung Bahnhof fährt montags bis sonnabends erst ab 9 Uhr morgens und nur einmal in der Stunde. An Sonntagen wird der Rosenhof von dieser Linie überhaupt nicht angefahren“, sagt Direktor Solbisky. „Unsere Bewohner haben meist schon früh am Morgen Arzttermine. Jetzt fällt es ihnen schwer, diese überhaupt wahrzunehmen.“

Der Chef der Wohnanlage hat die Absprache mit der Stadt ganz anders in Erinnerung. In Bauausschüssen sei die Rede von einer Extra-Linie gewesen, auf der altersgerechte Busse halbstündig, täglich und von frühmorgens bis spätabends fahren würden, sagt er. Ein Kompromiss, der zwar im Vergleich zum alten Fahrplan eine Verschlechterung bedeutet hätte, mit dem der Direktor und auch die Bewohner aber trotzdem zufrieden gewesen wären. „Von dem endgültigen Fahrplan bin ich sehr enttäuscht“, sagt er. „Er ist sowohl für die Bewohner als auch für die Mitarbeiter absolut unbrauchbar.“

Zwar wird die Haltestelle Rosenhof, um einen halbstündigen Takt zu gewährleisten, zusätzlich einmal in der Stunde von der Linie 8110 angefahren, doch die Busse der beiden Linien kommen vier Minuten versetzt voneinander an. „Die Stadt gibt Geld für eine Buslinie aus, die absolut kontraproduktiv ist“, sagt die Hausdame des Rosenhofs, Barbara Kelch, die genau wie Solbisky erwartet, dass die Buslinienführung noch einmal überdacht wird. „Es heißt, Busfahren wird immer komfortabler, ich frage mich nur, für wen.“