Karten für Veranstaltungen im Ahrensburger Schloss binnen sechs Tagen verkauft. 500 Gäste kamen. Ein Ortstermin

Ahrensburg . Es gibt Momente, in denen löst das Schweigen einer großen Menschenansammlung ein ganz besonderes Gefühl aus. Wird das lautlose Staunen von Hunderten Kerzen, aufgestellt in einem altehrwürdigen Prachtbau wie dem Ahrensburger Schloss, ausgelöst, dann darf ohne Frage von einer außergewöhnlichen Stimmung gesprochen werden. „Was soll ich dazu sagen, es ist einfach wunderschön“, sagt Marlies Jokisch. Die Ahrensburgerin kennt das Schloss gut. Im Kerzenschein sieht die Rentnerin es an diesem Tag zum ersten Mal. „Die Stimmung ist eine ganz andere, ganz toll“, sagt sie, lächelt noch etwas breiter und schlittert beschwingt auf ihren Filzpantoffeln in den nächsten Raum.

Seit 20 Jahren gibt es die Veranstaltung namens Schloss im Kerzenschein. Ein Dauerbrenner – und beliebt. „In diesem Jahr waren die beiden Termine nach sechs Tagen ausverkauft“, sagt Tatjana Ceynowa, Geschäftsführerin im Schloss. 500 Karten waren in den Verkauf gegangen. Ihre Besitzer dürfen dafür zwei Stunden durch das Ahrensburger Schloss wandeln, das ausschließlich mit Kerzen beleuchtet wurde.

Weil aber nicht nur Kerzenschein wärmende Stimmung verbreitet, gibt es bei Schloss im Kerzenschein stets auch Musik. Im ersten Stockwerk zupft diesmal eine Harfenspielerin schöne Melodien, im Nebenraum musizieren einige Flötisten. Und im Gartensaal trällern die Frauen und Männer des Kammerchors Rahlstedt gerade das „Falalalala, lala la la“ des englischen Weihnachtslieds „Deck the hall with boughs of holly“. Um die Sänger – die Männer tragen schwarze Anzüge, die Damen haben sich zu ihrem gleichfarbigen Outfit rote Schals um die Schulter geworfen – hat sich ein Großteil der Gäste gedrängt. Über ihren Köpfen schwebt ein beachtlich großer Kronleuchter, bestückt mit etwa 20 brennenden Kerzen.

550 Kerzen, allesamt schneeweiß, haben die ehrenamtlichen Helfer und Mitarbeiter zuvor in die ungezählten Kerzenständer und Kronleuchter gesteckt und entzündet. Sie werden beide Termine überstehen, ohne vollständig abgebrannt zu sein. „Das sind spezielle Stearin-Kerzen“, sagt Tatjana Ceynowa und zeigt auf einen silbernen Ständer mit drei Kerzen, der in der ersten Etage auf einer hübschen Kommode steht. „Die Kerzen flackern nicht, es gibt keine Russbildung, und das Wachs tropft beim Abbrennen nicht herunter“, sagt sie. Und das sind definitiv Abbrenneigenschaften, die bei Kerzen in denkmalgeschützten Prachtbauten voller antiker Möbel und Gemälde alles andere als unwichtig sind.

Denn die Sicherheit, die spielt trotz aller Besinnlichkeit im Schloss eine große Rolle. Rund 30 Mitarbeiter des Schlosses und ehrenamtliche Helfer haben sich im Gebäude postiert. Ihr eiserner Plan: keine der vielen Kerzen länger als wenige Sekunden aus den Augen lassen. „Für den Notfall haben wir Eimer mit nassen Lappen zum Löschen platziert“, sagt Ceynowa. Diskret hinter den Türen versteckt, versteht sich.

Im Speisesaal plaudert Helfer Jan-Patrick Christiansen gerade mit einem Gast über den pompösen Kronleuchter. In der Hand hält er einen langen, gebogenen Stabkerzenlöscher in Gold. Ebenso pompös wie der Kronleuchter sind die Gewänder des Ehepaars Schimmelmann, das gerade vorbeistolziert, die Frisuren im Spiegel des Altonaer Sekretärs von Caroline Schimmelmann überprüft und dann von zwei Gästen aufgehalten wird. „Viele stellen Fragen über unsere Kleider“, sagt Caroline Schimmelmann alias Bettina Feldt, „Und ja, ist alles selbstgeschneidert“, sagt sie und zwinkert.

Am Ende, da verlassen beseelte Schlossbesucher das Gebäude, und der Fachmann, der macht das letzte Licht aus. „Da fällt schon eine Last ab“, sagt Ole Fehrmann von der Freiwilligen Feuerwehr Ahrensburg und pustet die Kerzen 549 und 550 mit einem beherzten Druck auf den Blasebalg seines Stabkerzenlöschers aus.