Bauarbeiten am Bahnübergang bei Rümpel vor Fertigstellung. Im November war dort eine Frau ums Leben gekommen

Rümpel. Ende Januar wird am Bahnübergang bei Rümpel endlich eine neue Schranke in Betrieb genommen – zwei Monate, nachdem es dort einen tödlichen Unfall gab und eineinhalb Jahre, nachdem die Bahnschranke kaputt ging. Die Schrankenanlage wird zurzeit noch gebaut. Dazu Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis: „Wir liegen im Zeitplan. Vor der Inbetriebnahme müssen noch einige technische Prüfungen erledigt werden.“

An dem Bahnübergang, der auf der Kreisstraße 61 zwischen Rümpel und Rohlfshagen liegt, starb am 25. November eine 56 Jahre alte Frau. Sie wurde gegen 18.30 Uhr mit ihrem Ford Fiesta von einem Regionalzug erfasst. Das Schienenfahrzeug schleifte das Auto einige Hundert Meter mit. Die Frau, die als Hausdame bei Altkanzler Helmut Schmidt gearbeitet hatte, starb noch am Unfallort. Rund 180 Fahrgäste saßen in dem Zug, der von Lübeck in Richtung Hamburg unterwegs war. Sie mussten stundenlang warten, bis der Zug evakuiert wurde.

Zu der Zeit des Unfalls war keine reguläre Schranke in Betrieb, denn im April 2013 war ein Blitz in der Nähe des Schalthäuschens eingeschlagen und hatte die Elektronik zerstört. Seitdem mussten Bahnmitarbeiter für die Sicherheit am Gleis sorgen. Zunächst waren zwei Personen im Einsatz, die Absperrbänder aus Kunststoff schlossen, wenn sich ein Zug näherte. Im Sommer dieses Jahres wurde dann eine mobile Schranke mit Lichtsignal installiert, die nur noch von einer Person bedient wurde. Dieses System war am Abend des Unfalls im Einsatz und ist es auch bis heute.

Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt in dem Fall. Über den genauen Hergang des Unfalls gibt es aber noch immer keine genauen Erkenntnisse, wie der Sprecher Günter Möller sagt. Es gebe Hinweise darauf, dass die rote Ampel zur fraglichen Zeit zwar an, die Schranke aber nicht heruntergelassen war. Dazu laufen laut Möller aber noch die Ermittlungen. Der Sprecher weiter: „Wir haben schon Zeugen vernommen, aber nicht den Zugführer und auch nicht den Streckenposten. Beide sind noch nicht vernehmungsfähig.“ Der Sprecher der Staatsanwaltschaft: „Ein klares Bild von der Lage haben wir derzeit noch nicht.“

In Rümpel und Umgebung gab es nach dem Unfall massive Kritik daran, dass die reguläre Schranke eineinhalb Jahre lang defekt war. „Das kann doch nicht angehen! Musste denn erst etwas passieren?“, sagte etwa Nicole Stührwold aus Pölitz. Sie arbeitet als Briefträgerin und passiert mehrmals am Tag die Schranke. Karl Pantwich aus Barkhorst sagte: „Der Unfall wäre vermeidbar gewesen. Allerdings nicht, wenn man sich in Sachen Sicherheit so verhält wie die Deutsche Bahn.“ Das Unternehmen rechtfertigt sich damit, dass das gesetzlich vorgeschriebene Verfahren eingehalten werden musste. Dazu Meyer-Lovis: „Im April 2013 schlug der Blitz ein, im Mai fiel dann der Beschluss zum Neubau.“ Dafür sei ein sogenanntes vereinfachtes Planfeststellungsverfahren notwendig gewesen, in dem auch die Träger öffentlicher Belange – etwa die Gemeinde Rümpel – Stellungnahmen abgeben konnten.

Meyer-Lovis weiter: „Die Planungsunterlagen wurden im Februar 2014 beim Eisenbahnbundesamt eingereicht. Im Mai kam dann die Genehmigung, im Juni konnten wir mit der Ausschreibung der Aufträge beginnen.“ Danach wurde laut Bahnsprecherin Sabine Brunkhorst noch der Baubeginn verschoben, weil eine elektronische Komponente fehlte. Es habe Lieferschwierigkeiten gegeben. Vor Baubeginn musste auch noch das alte Schalthäuschen abgerissen werden, das vom Blitzeinschlag zerstört wurde. Meyer-Lovis: „Den Abriss musste eine Spezialfirma machen, weil in dem Häuschen Batteriesäure ausgelaufen war.“

In die neue Schrankenanlage investiert die Bahn nun rund 300.000 Euro. Gebaut wird auf jeder Seite eine Schranke, die bis zur Hälfte der Fahrbahn reichen wird. So eine Anlage war auch bis April 2013 im Einsatz. Neu ist: Es wird eine Ampel installiert, mit einem gelben und einem roten Lichtsignal. Früher gab es an der Stelle nur ein rotes Blinklicht, das vor Zügen warnte. Das sind pro Tag viele: Laut Meyer-Lovis passieren täglich rund 150 Züge die Stelle, darunter Fern- und Nahverkehrszüge sowie Güterzüge.