Eine Glosse von Katy Krause

Die meisten Männer wehren sich mit Händen und Füßen, wenn die Partnerin ihnen zu viel vorschreibt. Ganz erstaunlich ist da doch, dass genau diese Männer sich von technischen Geräten nur allzu gern abhängig machen. Das beste Beispiel stammt aus meinem Freundeskreis. Arne rief mich letztens völlig begeistert an, um mir von seiner neuen intensiven Beziehung zu seiner neuen Spülmaschine zu berichten.

Selbstverständlich handelt es sich dabei nicht um eine profane Spülmaschine, sondern um ein zukunftweisendes Gerät der allerneusten Technikgeneration. Diese Maschine öffnet sich nach dem Spülvorgang zum Trocknen von selbst. Sie verfügt über LEDs, die das dreckige Geschirr ganz wunderbar in Szene setzen, und das Highlight: Mittels Handy-App kommuniziert sie mit ihrem Besitzer, zeigt rund und die Uhr ihren aktuellen Status an. So verschickt sie auch beispielsweise eine Nachricht, wenn das Geschirr fertig ist.

In etwa läuft das so ab: Man steht beseelt auf dem Weihnachtsmarkt, die Stimmung ist gut, der Glühwein noch besser – und dann piepst das Handy. Statusmeldung „Waschvorgang abgeschlossen“ oder „Programm fertig“. Da lässt es sich natürlich ganz anders weiterbummeln über den Weihnachtsmarkt. Was für eine Erleichterung, dass das eineinhalbstündige Programm nach 90 Minuten auch abgeschlossen ist und man jetzt nicht die ganze Zeit auf den Moment hinfiebern muss, wenn man nach Hause kommt und sich dann erst mit einem Blick in die Maschine von ihrer Arbeit überzeugen kann. Oder, oh Schreck, feststellen muss, dass das Geschirr noch dreckig ist. Was mir bis jetzt höchstens einmal passiert ist, weil ich vergessen habe, die Maschine anzustellen. Das habe ich dann nachgeholt.

Also, ich werde seiner Freundin einmal vorschlagen, sich eine LED-Kette umzuhängen, die Türen ab sofort selbst zu öffnen und Statusmeldungen wie „Shoppingtour beendet“ abzuschicken. Vielleicht holt er uns dann das nächste Mal ohne Protest mit den vollen Shoppingtüten ab.