Nach eineinhalb Jahren sind die Arbeiten zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld beendet. Ab Sonntag alle Spuren offen

Bad Oldesloe. Am kommenden Sonntag wird das Leben von täglich rund 70.000 Verkehrsteilnehmern, die auf der Autobahn 1 durch das schöne Stormarn fahren, auf einen Schlag noch ein bisschen schöner. Denn ab dem dritten Advent sollen die Baustellen zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld verschwunden sein, die zuvor für Staus sorgten. Alle drei Spuren beider Fahrtrichtungen werden wieder befahrbar sein. Das sagte am Montag Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD).

Nachdem in den vergangenen Jahren auf diesem Streckenabschnitt eine Menge schief ging, ist das eine gute Nachricht. Eine noch bessere Nachricht ist: Bis auf kleine Ausbesserungen soll es auch in absehbarer Zeit keine Baustellen im Stormarner Bereich der A1 geben, heißt es vonseiten der Lübecker Niederlassung des Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH).

22,9 Millionen Euro hat die Grundsanierung gekostet. Dafür wurde die Betondecke auf beiden Seiten der 6,5 Kilometer langen Strecke um sieben auf 27 Zentimeter erhöht. 22 Kilometer Schutzplanken wurden erneuert, drei Brücken instand gesetzt und auf 19 Kilometern die Entwässerungseinrichtungen an den Seitenstreifen und Mittelstreifen erneuert. Insgesamt wurden 80.000 Kubikmeter Frostschutzschicht, 210.000 Kubikmeter Bodenverfestigung und 190.000 Quadratmeter Betondecke (entspricht der Fläche von 26 Fußballfeldern) eingebaut.

„Das ist ein rundum gelungenes Werk“, sagt Verkehrsminister Meyer. Er trägt eine quietschgelbe Warnweste und steht mit Torsten Conradt, Direktor des LBV-SH, auf dem dritten und noch abgesperrten Fahrstreifen hinter der Anschlussstelle Bad Oldesloe, in Fahrtrichtung Lübeck. Neben den Männern parkt ein Anhänger. Seit März 2014 warnt er mit blinkenden Lampen vor der Baustelle.

Behinderungen in dem Bereich mussten die Autofahrer schon vorher hinnehmen. Bereits im April 2013 begann erstmals die Sanierung – bis das beauftragte Unternehmen, Alpine Deutschland, drei Monate später Insolvenz anmeldete (wir berichteten).

Ende Juni 2013 wurden zuerst die Arbeiter, dann die Maschinen abgezogen. In der besten Urlaubsreisezeit ruhten die Arbeiten auf der Baustelle. Bisher geht das Land, das mit der Verwaltung des Projekts beauftragt ist, von einem Schaden von rund 1,2 Millionen Euro aus. Er geht zu Lasten des Bundes, der die Maßnahme finanziert. An das insolvente Unternehmen sei eine Forderung gestellt worden. Harald Haase, Sprecher des Verkehrsministeriums in Kiel, sagt: „Dabei handelt es sich noch nicht um die endgültige Summe. Die können wir erst benennen, wenn das Nachfolgeunternehmen seine Endabrechnung vorlegt.“

Weil damals weder die zweit- noch die drittplatzierte Firma der Ausschreibung nach der Pleite den Auftrag übernehmen wollte, wurde die Baustelle im Herbst 2013 vorerst zurückgebaut. In Richtung Hamburg, der stärker befahrenen Trasse, blieb einer der drei Fahrstreifen gesperrt. In Richtung Lübeck konnten die Autofahrer kurzfristig wieder alle Spuren benutzen. Das Land schrieb die Sanierung erneut aus. Im März dieses Jahres übernahm die Betam Infrastructure GmbH den Auftrag.

Die Pleite von Alpine Deutschland ist nicht die erste Panne, die zu empfindlichen Verzögerungen bei Bauarbeiten auf der Stormarner A1 führt. Im November 2010 wurde zwischen dem Kreuz Bargteheide und Bad Oldesloe zu weicher Beton verbaut. Drei Monate nach der Fertigstellung musste die Straße wieder aufgerissen und neu betoniert werden.

Auch mit Abschluss der Arbeiten zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld ist die Sanierung der 77 Jahre alten Autobahn in Schleswig-Holstein – auf der gesamten Strecke führt sie auf 749 Kilometern von Saarbrücken bis Heiligenhafen – nicht abgeschlossen. Jens Sommerburg, Leiter der Lübecker Niederlassung des LBV-SH, sagt: „Im Frühjahr 2015 nehmen wir den nächsten Abschnitt in Angriff.“

Diesmal in Lübeck. Auf einer Länge von 5,5 Kilometern soll zwischen Lübeck-Zentrum und dem Kreuz Lübeck für zwölf Millionen Euro grundsaniert werden. Dazu Reinhard Meyer: „Auch wenn das erneut zu Einschränkungen im Verkehr führen wird, ist das Geld gut angelegt. Denn die A1 ist als eine der Hauptverkehrsachsen im Land auch für den Tourismus von hoher Bedeutung.“