Rund 400 Menschen mit Handicap im Kreis auf Jobsuche

Bad Oldesloe. Menschen mit Behinderung haben es in Stormarn immer schwerer, einen Job zu finden. Während die Arbeitslosenquote seit 2010 im Jahresdurchschnitt von 4,4 auf aktuell 4,1 Prozent sank, stieg die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderung im selben Zeitraum von 339 auf 397. Das geht aus der Statistik der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe hervor. Ähnlich sieht es im benachbarten Kreis Herzogtum Lauenburg aus. Hier verringerte sich die Arbeitslosenquote von 6,4 auf 6,1 Prozent. Die Zahl der arbeitssuchenden Behinderten erhöhte sich im Jahresdurchschnitt von 255 auf 309.

Mehrzahl der Unternehmen zahlt eine Ausgleichsabgabe

„Diese Zahlen belegen, dass es Menschen mit Behinderung auch bei einer guten Entwicklung am Arbeitsmarkt immer noch schwer haben, eine Beschäftigung zu finden“, sagt Heike Grote-Seifert, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. Deshalb werben die Agentur für Arbeit und die Jobcenter Stormarn und Herzogtum Lauenburg bei Unternehmen für die Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit einem Handicap.

„Wir wollen Unternehmen auf deren berufliches Potenzial aufmerksam machen. Gut zwei Drittel der Arbeitslosen mit einer Schwerbehinderung haben einen qualifizierten Berufsabschluss. Nicht selten verzichten Betriebe aus Unkenntnis oder wegen unbegründeter Vorurteile auf Kenntnisse und Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden“, so Heike Grote-Seifert. Menschen mit einer Schwerbehinderung seien zudem oft besonders engagiert, wenn sie eine Chance bekämen. Laut der Agenturchefin haben viele Behinderungen auf die Arbeitsleistung keinerlei Auswirkungen. „Zudem lassen sich Einschränkungen durch unterschiedliche technische Hilfen ausgleichen.“

Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten müssen auf mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze Menschen mit einer Schwerbehinderung beschäftigen. So schreibt es der Gesetzgeber vor. Erfüllen sie diese Quote nicht, wird eine Ausgleichsabgabe fällig. Im Kreis Stormarn waren 2012 504 Unternehmen zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen verpflichtet, aber nur 190 hielten sich daran. 314 Firmen zahlten lieber die Ausgleichsabgabe. Im Kreis Herzogtum Lauenburg hätten 2012 282 Unternehmen der gesetzlichen Beschäftigungspflicht nachkommen müssen. In der Praxis erfüllten dies aber nur 148. Heike Grote-Seifert: „Betrieben, die Menschen mit einer Behinderung einstellen möchten, stehen wir gern beratend zur Seite.“