Nach dem Rückzieher aus Hamburg will die Gemeinde das Gewässer jetzt langfristig pachten, damit Ruhe einkehrt

Großensee. Der Großenseer Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers (Wählergemeinschaft Bürger für Großensee) will jetzt alles daran setzen, mit der Hansestadt Hamburg einen langfristigen Pachtvertrag für den rund 750.000 Quadratkilometer großen See abzuschließen.

Der Abendblatt-Bericht, dass die Finanzbehörde den See entgegen der Ankündigung im Sommer jetzt doch nicht verkaufen werde, hatte auch den Bürgermeister überrascht. „In unseren Gesprächen waren wir immer wieder vertröstet worden“, sagt Lindemann-Eggers, „zuletzt sollten wir in der ersten Dezemberwoche eine schriftliche Stellungnahme bekommen.“ Bis Montagmittag war aber noch kein Brief angekommen.

Den Kommunalpolitiker verwundert es schon, dass Hamburg das Großenseer Gebot für viel zu niedrig hält. Gut 1,1 Millionen Euro hatte der Finanzsenator ausgerufen, das Stormarner Dorf wollte offenbar nicht einmal die Hälfte zahlen. „Wir haben den Preis anders hergeleitet“, sagt Lindemann-Eggers, „dabei spielen auch der Unterhalt der Wanderwege und das Freibad hinein.“ Die Gemeinde habe sich auf Jahrzehnte verpflichten wollen, das Naherholungsgebiet und das Freibad mit günstigen Eintrittspreisen zu erhalten. „Das wird auch von vielen Hamburgern genutzt“, sagt der Bürgermeister.

Der bisherige Pachtvertrag zwischen Hamburg und Großensee ist ausgelaufen. „Er verlängert sich jetzt immer nur um ein Jahr“, sagt Lindemann-Eggers. Bis Ende 2015 bleibt also alles beim Alten. Damit jedoch langfristig wieder Ruhe einkehrt, hat für die Gemeinde jetzt ein neuer Vertrag oberste Priorität. Und so ganz hat der Bürgermeister die Hoffnung nicht aufgegeben, den See doch noch übernehmen zu können. „Der Rechnungshof weist schon seit 1999 darauf hin, dass der Großensee für Hamburg überhaupt nicht mehr relevant ist.“

Bis 1989 nutzte die Hansestadt den See als Trinkwasserreservoir. Weil er für Hamburg weder eine strategische noch eine ökonomische Bedeutung mehr hat, entschloss sich die Stadt im August zum Verkauf. „Die städtische Kommission für Bodenordnung hat sich jetzt gegen den Verkauf entschieden. Das Gebot der Gemeinde war zu niedrig“, sagt Daniel Stricker, Sprecher der Hamburger Finanzbehörde. Vier potenzielle Interessenten waren in dem sogenannten beschränkten Bieterverfahren angeschrieben worden, darunter auch zwei Privatleute. Aber einzig die Gemeinde zeigte Interesse.

„Wir hatten von Anfang an beschlossen, dass es zu keinem Verkauf komme, wenn die Gebote unter unser Forderung liegen“, so Stricker. Er betont auch: „Es soll sich nichts verändern, und der Badesee wird weiterhin frei zugänglich sein.“

Die Absage aus Hamburg überrascht auch die die CDU. Deren Gemeindevertreter Michael Prang erinnert an die Verhandlungen: „Wir haben im Sommer ein Schreiben erhalten, in dem wir aufgefordert wurden, unser Angebot abzugeben. Dann gab es eine Gesprächsrunde mit Finanzsenator Peter Tschentscher, Herrn Lindemann-Eggers und mir, bei der wir unsere Vorstellungen austauschten. Seitdem habe ich keine neuen Informationen erhalten.“ Seiner Meinung nach war die Hamburger Preiserwartung utopisch.

Nicht nur die Preisvorstellungen waren unterschiedlich, sondern auch der Zeitplan. Während Karsten Lindemann-Eggers das Thema schnell vom Tisch haben wollte, sah Daniel Stricker keinen Grund zur Eile. „Da nur Großensee ein Angebot abgegeben hatte, mussten wir keine weiteren Fristen einhalten und hatten dadurch keinen zeitlichen Druck“, so Stricker.

Das hat die Spekulationen im Dorf um die Zukunft des Sees nicht gerade eingedämmt. Die Angst vor einer Privatisierung sei groß, so CDU-Gemeindevertreter Prang: „Keiner kann sagen was private Investoren für einen Plan haben. Das Schlimmste wäre, wenn der See umbenannt würde oder nicht mehr frei zugänglich wäre.“ Auch für ihn geht es darum, das Naherholungsgebiet zu erhalten. „Hier kann man die Natur erleben, durch den Wald, um den See spazieren und im Sommer baden.“

Dass das so bleibt, hofft auch Gaby Habekost, die fast täglich mit ihrem Hund Mathilda am Wasser spazieren geht. „Sonst müsste die Gemeinde handeln“, sagt sie. Michael Prang sieht bereits ein Problem: „Im kommenden Jahr sind Wahlen in Hamburg. Wer versichert uns, dass man nicht wieder über einen Verkauf nachdenkt, wenn es einen Regierungswechsel gibt?“