Eine Glosse von Elvira Nickmann

Seit Neuestem verfolge ich meine Pakete. Nein, nicht zu Fuß, sondern im Internet. Einfach den Paketcode im Internet eingeben und zack, schon weiß ich, was meine Pakete so machen, ob sie nur rumliegen oder sich proaktiv auf den Weg zu mir machen. Der Ankunftszeitpunkt ist kinderleicht zu ermitteln. Diese Art der Beschattung, neudeutsch Tracking, kann man ohne jedes detektivische Gespür ganz bequem von zu Hause aus erledigen, legales Pakete-Stalking sozusagen.

Neulich wollte ich allerdings den Inhalt der von mir erwarteten Sendung noch am selben Abend verschenken. Ich gab den Code ein. Der Paketdienst stand in 200 Metern Entfernung. Ich atmete auf: Dann klappt ja alles. Komisch nur, dass der Bote nach einer Stunde noch nicht da war. Ich wurde nervös: Sollte er vorbeigefahren sein? Ein neuerlicher Status-Check beruhigte: Er stand jetzt in der Seitenstraße. In fünf Minuten sollte das Geschenk hier sein und ich gleich damit auf dem Weg zur Party. Zehn Minuten später schaute ich mal schnell um die Ecke. Sozusagen analoges Tracking zu Fuß. Doch da stand der Lieferwagen nicht. Na toll!

Am nächsten Tag kam der Bote. Mit dem Paket. Als er den Code einscannen wollte, schaute er betrübt. Der Scanner hatte sich pünktlich zu Schichtschluss ausgeschaltet, und er dürfe mir die Sendung nicht geben. Ich solle sie bitte in der Filiale abholen. Doch wo ist die? Ich prüfte kurz darauf noch mal den Status meines Pakets. Es zeigte meine Adresse.