Nach Tod des Mannes steht Mutter von drei Kindern ohne Job da. Reitgemeinschaft Ahrensfelde ruft zu Spenden auf

Ahrensburg . „Von heute auf morgen habe ich meinen Mann, meinen Job, meine gesamte Existenz verloren.“ Sonja Kuhlmann kämpft mit den Tränen, als sie das sagt. Was andere nur in ihren schlimmsten Albträumen erleben, ist für die 38-Jährige Realität geworden. Ihr Mann, 58 Jahre alt und Vater der drei gemeinsamen Kinder (7, 14 und 17 Jahre alt), ist vor fünf Wochen gestorben. Er hatte Krebs. Aber es kommt noch schlimmer. Sonja Kuhlmann und ihre Kinder stehen seit dem Tod des Familienvaters vor dem finanziellen Nichts.

In dieser schwierigen Situation findet die Familie Trost und Unterstützung in der Reitgemeinschaft Ahrensfelde. Auf dem Pferdehof von Andrea Lutzenberger betreut Sonja Kuhlmann seit vielen Jahren die kleinen Nachwuchs-Reiter. Um die Notlage der Familie ein wenig abzufedern, ruft die Reitgemeinschaft jetzt zu Spenden auf. Während des Turnier-Wochenendes an diesem Sonnabend und Sonntag steht ein großes Sparschwein bereit. „Wir bitten alle Zuschauer und Teilnehmer, für die Familie zu spenden“, sagt Andrea Lutzenberger. „Da wurde drei Kindern einfach der Papi geraubt. Dazu kommt dann noch diese große finanzielle Not.“ Andrea Lutzenbergers Schwester Alexa ergänzt: „Selbst wenn es nur ein kleiner Betrag ist: Hier zählt jetzt jeder Cent.“

Mit dem Tod ihres Mannes wurde Sonja Kuhlmann arbeitslos. Sie hatte jahrelang in seiner Fahrschule in Volksdorf mitgearbeitet. Eine „echte Kodderschnauze" sei Manfred Kuhlmann gewesen, sagt einer seiner ehemaligen Fahrschüler. Ein „feiner Kerl, der andere gut motivieren konnte.“ Auch fachlich hatte der Betrieb mit fünf Mitarbeitern einen guten Ruf.

Und doch steht die Fahrschule möglicherweise vor dem Aus. Weil Manfred Kuhlmann monatelang krankgeschrieben war, fehlten beträchtliche Einnahmen. Kosten wie Miete und Mitarbeitergehälter liefen weiter. Schulden häuften sich. „Man kann sich vorstellen, was es bedeutet, wenn man sein Erbe ausschlagen muss“, sagt Sonja Kuhlmann. Von allen Seiten sei ihr dazu geraten worden. „Die Fahrschule war Manfreds Lebenswerk“, sagt sie leise. „Sein ganzes Herzblut steckte darin.“

Doch viel Zeit zum Trauern hat die Witwe nicht. Sie muss dem Nachlassverwalter Rede und Antwort stehen. Sie muss sich um ihre trauernden Kinder kümmern. Aber vor allem muss sie für deren Lebensunterhalt sorgen. „Die Abwärts-Spirale geht wohl jetzt erst richtig los“, sagt Sonja Kuhlmann. Zuerst habe sie versucht, ArbeitslosengeldI zu beantragen. „Aber im Jobcenter wollte man eine Kündigung durch den Arbeitgeber sehen, die ich nicht hatte.“ Es folgte ein Antrag auf Sozialhilfe. „Dort hieß es, zuerst müsse die Rentenversicherung die Höhe der Witwen- und Halbwaisenrente klären“, so Kuhlmann. Die Rentenkasse wiederum habe nach der Höhe der Sozialhilfe gefragt. Ein Ämter-Wirrwarr, das selbst Menschen in stabileren Lebenssituationen schnell überfordern kann.

Und Kuhlmann plagt eine weitere Sorge: „Es wäre ein zusätzlicher Albtraum, wenn wir jetzt auch noch aus unserem Haus ausziehen müssten.“ Die Familie lebt dort zur Miete. Gerade jetzt ist das gute Netzwerk unter den Nachbarn für sie wie ein Rettungsanker.

Auch die Menschen im Reitstall geben ihr Kraft. „Mittlerweile glaube ich wieder an Engel“, sagt Sonja Kuhlmann, und kurz verschwinden sogar die Sorgenfalten von der Stirn. „Weil die Menschen hier so viel für uns tun.“ So wurde auch die Jugendgruppe der Reitgemeinschaft Ahrensfelde aktiv: Stundenlang haben die Kinder und Jugendlichen Hunderte Pferdekekse gebacken. Hübsch in Tüten verpackt, verkaufen sie die Leckerli an umliegende Pferdehalter. Die Einnahmen sind für die trauernde Familie gedacht.

Sonja Kuhlmann hat erst kürzlich davon erfahren. „Es ist so toll“, sagt sie und lächelt. „So eine Anteilnahme habe ich noch nie erlebt.“ Die Sorge, dass sie vielleicht bald ihre Miete nicht mehr bezahlen kann, hat sie für einen kleinen Moment vergessen.