Jagd auf Feuerteufel: Landwirte aus Hammoor und Ahrensfelde bieten 4000 Euro, weil immer wieder Stroh brennt

Hammoor. Es ist eine Geschichte, die ein wenig so klingt wie aus einem Westernfilm. Doch sie ist ganz real, spielt in der Gegenwart, in Stormarn. Und die Menschen in dieser Geschichte sind in Not, haben Angst um ihre Existenz, greifen deshalb zu einem ungewöhnlichen Mittel.

Die Rede ist von mehreren Landwirten in Hammoor und Ahrensfelde, die jetzt 4000 Euro Belohnung ausgesetzt haben – für die Ergreifung eines Brandstifters oder einer Gruppe von Feuerteufeln, die seit Längerem in der Region ihr Unwesen treiben. Immer wieder brennen Autos, Carports, Gartenlauben – und auch Strohballen und Scheunen in Hammoor und im Ahrensburger Stadtteil Ahrensfelde.

Den Landwirten schadet das finanziell massiv. Auf dem Grundstück von Hans-Joachim Gerken brannte es sogar schon viermal, zuletzt gingen Ende November 400 Strohballen in Flammen auf. Gerken spricht deshalb öffentlich über das Thema – andere haben Angst, „dass ihre Häuser angesteckt werden“, wie er sagt.

„Für mich ist es ein Lebenswerk, das hier auf dem Spiel steht“, sagt der 64-Jährige. Bei dem Feuer im November seien 10.000 Euro Schaden entstanden, den er selbst tragen muss. Schon nach dem dritten Feuer habe er seine Erntevorratsversicherung verloren, die in solchen Fällen einspringt. Gerken: „Mir wurde gesagt, dass ich für die Strohballen ein festes Gebäude errichten muss. Aber das hätte mich 100.000 Euro gekostet, das wäre unwirtschaftlich“, sagt der Landwirt. Die Versicherung habe ihm daraufhin gekündigt.

Gerken hat den Hof, auf dem er aufwuchs und nun mit seiner Frau lebt, im Jahr 1981 von seinem Vater übernommen. Auf dem Hof, der seit vielen Generationen in Familienbesitz ist, baute er eine erfolgreiche Pferdezucht auf. Gerken lebt und liebt seine Arbeit. Doch wegen der Brandserie, die der Landwirt „beispiellos“ nennt, trägt er sich nun schon mit dem Gedanken, den Hof aufzugeben und wegzuziehen.

Bevor es so weit kommt, will er aber noch einmal alles versuchen, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Gemeinsam mit anderen Bauern hat er sich entschlossen, die Belohnung auszusetzen. „4000 Euro sind kein kleiner Betrag für uns. Aber wir sehen keine andere Möglichkeit.“ Die Belohnung werde der erhalten, der den entscheidenden Hinweis zur Überführung des Täters oder der Täter gibt.

Zur bisherigen Arbeit der Polizei möchte sich Hans-Joachim Gerken nicht äußern. Die Fahnder haben ihre Bemühungen intensiviert: Im September wurde eine Ermittlungsgruppe zusammengestellt, die bei der Kriminalpolizei in Ahrensburg angesiedelt ist. Vier Beamte kümmern sich ausschließlich um die Brandserie. Sie haben auch einige Erfolge zu verzeichnen. Noch im September nahm die Polizei einen 22-Jährigen aus Reinbek und einen 20-Jährigen aus Kröppelshagen (Kreis Herzogtum Lauenburg) fest. Sie gestanden, knapp 15 Brände gelegt zu haben, zwei davon in Stormarn.

Gefasst wurden auch die Täter, die im Februar einen Brand auf dem Grund von Hans-Joachim Gerken gelegt hatten. Es handelte sich um drei Zwölfjährige aus Hammoor. Die Brandserie ging danach weiter. Zuletzt wurden zwei Jugendliche gefasst, 15 und 16 Jahre alt, die in Ahrensburg einen Altkleidercontainer angezündet hatten. „Wir prüfen zurzeit noch, ob sie etwas mit der Brandserie zu tun haben“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz.

Zu der Initiative der Landwirte sagt sie: „Die können Geld ausloben, wenn sie wollen. Illegal ist das nicht.“ Sie sagt aber auch: „Ich würde mir immer genau überlegen, ob ich als Privatmensch eine Summe dieser Größe auslobe.“ Denn Laien könnten kaum entscheiden, welcher Hinweis tatsächlich zur Ergreifung des Täters führt. Sonja Kurz weiter: „Jeder, der mit Hinweisen zu den Landwirten geht, ist gut beraten, sich auch bei der Polizei zu melden.“

Hans Joachim Gerken hofft nun auf ein Ende der Brandserie. Und das nicht nur, wie er betont, wegen der wirtschaftlichen Aspekte: „Ich fürchte, wenn das so weiter geht, gibt es Tote.“