Für den Neubau am Moorwanderweg in Ahrensburg gibt es alternative Angebote. FDP erhebt Vorwürfe gegen Rathaus

Ahrensburg/Siek. Die Stadt Ahrensburg sei auf dem besten Wege, beim Neubau der Moorwanderbrücke Hunderttausende Euro zu versenken. Diesen Vorwurf erheben Fachleute und Politiker gegen Mitarbeiter der Verwaltung. Die Mitglieder des Umweltausschusses hatten bei ihrer jüngsten Sitzung einstimmig einer Sanierung der 310 Meter langen und 30 Jahre alten Brücke im Tunneltal zugestimmt. Kalkulierte Kosten: 720.000 bis 865.000 Euro, je nach Material und Arbeitsaufwand. Etwa doppelt so viel, wie ursprünglich geplant. Nun melden sich zwei Experten zu Wort. Sie kritisieren, sich vergebens mit günstigeren oder „vernünftigeren“ Vorschlägen an die Stadt gewandt zu haben. Bei einer der Alternativen könne Ahrensburg etwa die Hälfte des Geldes sparen. Bei der anderen könne sie ungefähr zu gleichen Konditionen eine Brücke bauen lassen, die drei- bis fünfmal solange halte wie die geplante Lärchenholzbrücke.

Mitglieder der FDP-Fraktion, denen ein E-Mail-Verkehr zwischen der Stadt und einem Schwimmstegbauer aus Schmalensee vorliegt, sind sauer. „Wir erwarten, dass wir über mögliche Alternativen informiert werden“, sagt der finanzpolitische Sprecher Bernd Buchholz. Sein Parteikollege Thomas Bellizzi fügt hinzu: „Wir erwarten eine Erklärung, warum die Mitglieder des Umweltausschusses nichts über solche Alternativen erfahren haben.“

Spannung ist also garantiert für die nächste Sitzung am Mittwoch, 10. Dezember. Denn für Buchholz und Bellizzi sei klar: „Wir wollen nicht, dass die Stadt unnötig Geld ausgibt, das an anderer Stelle dringend gebraucht wird.“ Zu den Vorwürfen der Experten sagen die Liberalen: „Wir haben zunehmend den Eindruck, dass den Stadtverordneten absichtlich Informationen vorenthalten werden. Entweder verfügt der Bürgermeister selbst nicht über alle nötigen Informationen, oder er sorgt dafür, dass wir vom Informationsfluss abgeschnitten werden. Beides wirft kein gutes Licht auf Michael Sarach.“ Bellizzi: „Der Umweltausschuss hat sich in Unkenntnis der gesamten Sachlage für eine möglicherweise überteuerte oder unvernünftige Lösung entschieden. Das geht so nicht.“

Grund für die Empörung ist eine E-Mail des Boots- und Schwimmstege-Herstellers Robert Galle aus Schmalensee. Er informierte die FDP-Politiker über seinen Austausch mit der zuständigen Ahrensburger Verwaltungskraft, die an ihn herangetreten sei. Ihr habe er vorgeschlagen, eine Brücke aus Lärchenholz auf Kunststoff-Schwimmelementen zu errichten. Preis inklusive aller Nebenleistungen: 450.000 Euro. Auf Anfrage des Abendblattes sagt Galle: „Ich habe mehrmals mit dem Rathaus telefoniert. Ich habe mir das vor Ort angesehen habe, erläutert, dass nur eine schwimmende Konstruktion sinnvoll ist. Denn für schweres Gerät, dass wir zum Rammen von 16 Meter langen Pfählen in den morastigen Untergrund benötigen würden, müssten wir eine Baustraße errichten. Das wäre mit erheblichem Flurschaden verbunden.“ Eine Schwimmbrücke sei erheblich leichter zu bauen. Und haltbar sei sie auch. Auf seine Schwimmstege gebe es 30 Jahre Garantie, er könne sich auf gute Erfahrungen zum Beispiel aus Bad Segeberg oder Plön berufen. Erstaunt sei er gewesen, als er erfahren habe, dass Ahrensburg sein Angebot nicht in Betracht ziehe. Galle: „Das kann ich nicht nachvollziehen.“

Bürgermeister Michael Sarach erwidert, Galles Vorschlag, den die Stadt eigeninitiativ eingeholt habe, werde „fachlich unterschiedlich bewertet“. So habe das im April mit der „groben Vorplanung und Kostenschätzung“ beauftragte Hamburger Büro Eggert, Lohrmann Partner, mit dem die Verwaltung seit Jahren gut zusammenarbeite, eine andere Auffassung zur Brückenkonstruktion. Ein etwa 80 Meter langes Teilstück müsse auf Pfähle gesetzt werden, um dauerhaft stabil zu bleiben.

Von „ärgerlichen“ Erfahrungen mit der Verwaltung berichtet auch Rainer Wittenhagen von der gleichnamigen Zimmerei in Siek. „Als ich im Abendblatt von dem Plan las, habe ich mich gewundert. Lärchenholz ist völlig ungeeignet für dieses Projekt“, sagt Wittenhagen. Spätestens nach zehn Jahren sei eine solche Brücke wieder verrottet. „Im Moor gibt es aggressive Bakterien, die das Holz ruinieren.“ Unter Fachleuten sei bekannt, dass zum Beispiel Accoyaholz eine Alternative sei. „Selbst unter extremen Witterungsbedingungen und in Gegenden wie dem Tunneltal ist es 30 bis 50 Jahre haltbar.“ Das zeigten Erfahrungen wie in der niederländischen Gemeinde Sneek, wo eine 32 Meter lange und aus 1200 Kubikmetern Accoyaholz bestehende Brücke eine Autobahn überspannt. Abgase, Wind und Wetter könnten dem Holz offenbar ebenso wenig anhaben wie Wasser.

Auch im Tunneltal sei das Material gut verwendbar, sagt Wittenhagen, weil es durch eine vorherige Behandlung vor Bakterienbefall geschützt und für die Umwelt unbedenklich sei. Er selbst habe vor mehr als sieben Jahren auf Fehmarn Windschutzwände und Bänke aus diesem Holz gebaut. Obwohl die Bänke oft mit Salzwasser überspült werden und permanent der salzhaltigen Luft an der Ostsee ausgesetzt sind, seien sie immer noch in tadellosem Zustand.

An seinem Wissen habe der Fachmann auch einen Mitarbeiter der Ahrensburger Verwaltung teilhaben lassen, ihm mitgeteilt: „Accoya ist zwar teurer als Lärchenholz, dafür hält es drei- bis fünfmal solange. Selbst wenn die Stadt anfangs mehr zahlen müsste, hält eine solche Brücke viel, viel länger und wäre am Ende günstiger.“ Was danach geschah, schildert Rainer Wittenhagen so: „Mein Vorschlag wurde zur Kenntnis genommen, mehr nicht. Dass sich offenbar niemand ernsthaft mit vernünftigen Alternativen beschäftigt, finde ich nicht in Ordnung.“

Nach dem Willen der FDP soll das nun geschehen, bevor Fakten geschaffen werden. Buchholz und Bellizzi sagen: „Wir wollen, dass die Notbremse gezogen wird und alle Varianten genau überprüft werden.“ Zur Sorge über zu hohe Kosten sagt der Bürgermeister: „Wir sprechen bisher über unverbindliche Schätzungen.“ Alles weitere werde „rechtsverbindlich im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens ermittelt.“ Zum Vorwurf, die Stadtverordneten würden eventuell bewusst nicht umfassend informiert, sagt Michael Sarach: „So etwas gibt es in diesem Haus nicht, das würde niemandem helfen.“ An die Adresse von Thomas Bellizzi gerichtet fügt er hinzu: „Ich bedaure, dass er mit solchen Mutmaßungen nicht direkt zu mir gekommen ist.“