Eine Glosse von Gerd Schlüter

Ich hatte kürzlich Geburtstag. „Kann jedem mal passieren“, werden Sie jetzt sicher denken. Mein Alter an sich ist kein Problem, obwohl ich natürlich, als die beiden Zahlen noch in anderer Reihenfolge für mein Alter standen und ich endlich offiziell Moped (Kreidler Florett) fahren durfte, nach Klingelstreichen naturgemäß schneller weglaufen konnte … Aber mit zunehmendem Alter kommen Macken zutage, gegen die ich vor der Einführung des Monopoly- Geldes (2002) noch resistent war. Eine dieser Macken ist, dass ich an meinem Geburtstag mit Anrufen, Glückwunschkarten oder E-Mails bestimmter Menschen rechne, die mich fast schon ein halbes Leben begleiten. Bleiben die aus, mache ich mir ernsthafte Gedanken: Habe ich etwa vergessen, Barbara letzten Monat zu gratulieren? Oder: Ist Detlev, der alte Sack, mal wieder zu geizig, um mir von Teneriffa, wo er überwintert, eine SMS zu schicken? Oder: Was ist eigentlich mit Tante Lisa? Hupps! Zum Glück fällt mir dann noch rechtzeitig ein, dass sich die alte Dame ja ihren Besen genommen hat und in die ewigen Jagdgründe entschwunden ist … Übrigens: In diesem Jahr hat mich niemand vergessen. Aber trotzdem bin ich ein wenig traurig. Bisher habe ich jedes Jahr Post von Onkel „Max“ bekommen. Der hatte mal einen kleinen Kaufmannsladen und schickte mir immer rechtzeitig zum Geburtstag einen Warengutschein in Höhe von fünf Euro und die besten Wünsche nach Hause. In diesem Jahr blieben Glückwünsche und Gutschein aus. Wenn ich jetzt mal eine neue Kette für mein Fichtenmoped (Motorsäge) brauche, muss ich „Bahr“ bezahlen …