Von acht Pflegehelfern ist keiner mehr in Ahrensburg. Sprache war größtes Hindernis

Ahrensburg. Sie kamen hoch motiviert nach Stormarn, um als Pflegekräfte zu arbeiten. Acht Spanier, die in ihrer Heimat trotz guter Ausbildung keine Aussicht auf einen Job hatten, bekamen im vergangenen Jahr eine Stelle in den Ahrensburger Seniorenpflegeeinrichtungen Domicil und Stadtresidenz (wir berichteten). Doch mittlerweile ist keiner mehr dort.

Für die Einrichtungen, in denen Fachkräfte dringend gebraucht wurden, war das ein Segen. Denn der demografische Wandel und die abnehmende Bereitschaft, in Pflegeberufen zu arbeiten, sorgen für personelle Engpässe. Umso größer war dann die Enttäuschung, als die Erwartungen auf beiden Seiten nicht erfüllt wurden. Kein einziger der damals über die baden-württembergische Agentur AVI angeworbenen Pflegekräfte arbeitet noch in Ahrensburg.

„Einige von ihnen sind zurück nach Spanien gegangen, einige arbeiten nun woanders“, sagt Felicitas Thunecke, die beim Projektstart für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtresidenz verantwortlich war. Sie habe in Gesprächen mit den Frauen und Männern aus Spanien herausgefunden, wie sie angeworben worden waren. „Die Agentur hat die jungen Menschen mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt. Ihnen wurde erzählt, der Arbeitgeber kümmere sich um Unterkünfte und andere Dinge. Und den Arbeitgebern wurde versichert, dass die Spanier die deutsche Sprache gut beherrschen“, sagt Thunecke. Die Einrichtungen haben sehr viel Geld in die Sprachausbildung investieren müssen.

„Die Anerkennung als diplomierte Pflegekräfte haben nur zwei von vieren erhalten, die anderen scheiterten an den Sprachkenntnissen“, sagt Domicil-Leiter Sebastian Buchholz. Die Verträge seien deshalb hinfällig gewesen, die Betroffenen kehrten daher wieder nach Spanien zurück. „Leider konnten sie sich nicht richtig verständigen. Auch die schriftliche Dokumentation der Arbeit war ein Problem“, sagt Buchholz. Die beiden anerkannten Pflegekräfte arbeiten inzwischen woanders.

Ähnlich lief es auch in der Stadtresidenz. „Zwei der vier spanischen Mitarbeiter haben den Sprachkurs bestanden und die Anerkennung bekommen. Sie arbeiten heute in Krankenhäusern im Süden Deutschlands“, sagt Carmen Niesyto, Einrichtungsleiterin der Stadtresidenz. Da die qualifizierten Krankenpflegekräfte aus Spanien bis zu ihrer Anerkennung nur als Pflegehelfer arbeiten durften, seien sie unterfordert gewesen. Das ist für Niesyto der Grund, warum sie schließlich in Krankenhäuser abgewandert sind. „Eine Spanierin ist außerdem zurück in ihre Heimat gegangen, die andere ist noch in Deutschland und arbeitslos.“ Auch Niesyto beklagt die Vorgehensweise der Agentur. „Den jungen Leuten wurde das Blaue vom Himmel versprochen. Und für uns war es ein großer Aufwand.“ Die Agentur AVI war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Im St. Adolf-Stift in Reinbek gab es ebenfalls zwei Bewerber aus Spanien, die über eine Agentur kamen. „Sie haben bei uns hospitiert. Aber aufgrund erheblicher sprachlicher Barrieren haben wir zur Sicherheit unserer Patienten von einem Arbeitsverhältnis abgesehen“, sagt Martin Klein, Pflegedirektor der Reinbeker Klinik. Gefährlich könnte es etwa werden, wenn Anweisungen des Arztes nicht richtig verstanden würden.

Das St. Adolf-Stift beschäftigt zurzeit einen Krankenpfleger aus Italien. „Er hat sich bei uns beworben, hat vorher Sprachkurse in Deutschland besucht und nebenbei gekellnert“, sagt Klein. Der Italiener habe zwar noch sprachliche Probleme und werde im Arbeitsalltag von einem Anleiter begleitet. „Aber er macht jetzt weitere Sprachkurse, deren Kosten wir übernehmen.“

Langfristige Begleitung über Rekrutierung, Probezeit und Weiterbildung – darin sieht auch Domicil-Chef Sebastian Buchholz eine Chance, wie es doch klappen kann. „Wir wollen uns an Projekten dieser Art weiterhin beteiligen. Es muss nur besser geplant werden.“ Auch die Stadtresidenz sei weiterhin offen. „Ich fände es allerdings besser, die Pflegekräfte persönlich zu rekrutieren statt über Agenturen“, sagt Carmen Niesyto.