Eine Glosse von Manfred Scholz

Manche Dinge macht man sein Leben lang falsch. Zum Beispiel im Supermarkt, in der Postfiliale oder im Reisezentrum der Deutschen Bahn. Man trifft ein und grummelt leise. Warum? Es warten noch weitere Menschen darauf, bedient zu werden. Und: Sie stehen ganz am Ende von mehreren Warteschlangen.

Was tun? Als schlaues Kerlchen suche ich mir natürlich geistesgegenwärtig die Kürzeste aus. Aber: Bei mir geht es zumeist schief. Ich stelle mich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dort an, wo es am langsamsten vorangeht.

Aber jetzt ist damit Schluss! Ich habe nämlich etwas von der Warteschlangentheorie gelesen. Kluge Köpfe haben unser Alltagsproblem wissenschaftlich analysiert. Danach entsteht eine Warteschlange durch Stau-Effekte beim Materialfluss oder durch den stockenden Bedienprozess von Kunden. In jedem Fall sei es unwichtig, wie lang die Warteschlange ist.

Andere Faktoren seien viel entscheidender. So bestimme die Geschwindigkeit der Kassierer, die Geistesgegenwart der Bezahler und die Zuverlässigkeit der Kassentechnik die Länge der Wartezeit. Weil jedoch alle Voraussetzungen selten auf einmal zutreffen, gilt: Selbst in der kürzesten Schlange wird man nur mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit schneller bedient. Ehrlich gesagt: Weitergebracht hat mich diese Studie nicht einen Schritt. Schlangestehen bleibt deshalb wie Lotteriespielen – und da habe ich noch nie gewonnen