Nach Streit mit der Verwaltung darf es für eine Woche stehen. Dauerhafter Standort wird gesucht

Bad Oldesloe. Eine Skibrille, ein Fahrradschloss, ein Teekessel, dazwischen ein Anspitzer und mehrere Blumenvasen. Die willkürliche Mischung stimmt Karin Hoffmann sehr zufrieden. Nicht nur das, sie ist für die Initiatorin des Tauschhauses in der Oldesloer Fußgängerzone ein Triumph: Sollte das kleine, gelb und grün angestrichene Häuschen doch zunächst nicht gestattet werden. Zuletzt hat sich der Freundeskreis „Oldesloe liest“ aber doch gegen die Verwaltung durchgesetzt – zumindest kurzfristig: Das Tauschhaus ist während der jetzt laufenden Europäischen Woche zur Abfallvermeidung geduldet und konnte in der Mühlenstraße eröffnet werden.

Täglich, außer sonntags, sind die Türen des wie ein Schrank anmutenden Häuschens von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Jeder kann hineinlegen und sich nehmen, was er möchte. Solange es brauchbar ist, darauf weist ein Zettel an der Tür des Hauses hin. „Damit wollen wir Müll vermeiden und einen Treffpunkt für die Oldesloer schaffen“, sagt Karin Hoffmann. Die Idee zu der Einrichtung kam ihr, weil sie im Internet von Tauschhäusern gelesen hatte.

Das Tauschhaus ist nicht die erste Aktion der Gruppe „Oldesloe liest“ an der Mühlenstraße. Los ging es mit dem „Leuchtturmprojekt“, wie Karin Hoffmann sagt, der Bücherzelle. In einer alten Telefonzelle stehen Bücher, die mitgenommen oder nur ausgeliehen werden können. Umgekehrt dürfen Bürger in der Bücherzelle auch Literatur abgeben, die sie nicht mehr haben wollen. Auf die Bücherzelle folgte, direkt daneben, eine Fotowand. „Unser Ziel ist es, dieses hässliche Stück Straße mit Wohnqualität zu füllen und zum Leben zu erwecken“, sagt Hoffmann. „Es soll sich in unserer Innenstadt nicht alles nur um Kommerz drehen. Ich wünsche mir, dass sich die Leute gern in der Mühlenstraße aufhalten.“

Das scheint zumindest am Wochenende gelungen zu sein. Rund 50 Neugierige standen um das Tauschhaus herum, begutachteten dessen Inhalt und unterhielten sich angeregt. Auch Bürgerworthalter Rainer Fehrmann, der zur Eröffnung eine kurze Ansprache hielt, kam dabei auf die vielen Interessierten zu sprechen. „Bei mir entsteht der Eindruck, dass dieser nordwestliche Zipfel der Mühlenstraße zu unserer ständigen Begegnungsstelle wird“, sagte Fehrmann. Er lobte die Idee des Freundeskreises, kam jedoch auch auf die Übergangslösung zu sprechen. Man könne fast von einem „historischen Tauschhaus“ sprechen: „So viel Zeit brauchten Sie ja, um das Haus am heutigen Tag überhaupt eröffnen zu können.“ Fehrmann: „Bei ihrem Engagement wird es Ihnen sicher schnell gelingen, Räumlichkeiten zu finden, die das Tauschhaus im Anschluss an diese Woche zu einer dauerhaften Einrichtung werden lassen.“