Der Ahrensburger Karsten Ettling steht seit mehr als 30 Jahren mit den Mountain Village Jazzmen auf der Bühne. Jetzt feiert die Band 50. Geburtstag

Ahrensburg. Jazz ist seine große Leidenschaft. Seit mehr als 30 Jahren steht Karsten Ettling mit der Hamburger Kultband Mountain Village Jazzmen (MVJ) auf der Bühne. Damals war er gerade vom Bodensee in den Norden gezogen und spielte mit seiner Klarinette und seinem Tenorsaxofon in verschiedenen Hamburger Clubs bei Jazzsessions mit. „Zufällig suchten die MVJ einen Klarinettisten“, erinnert sich Ettling. Und so stieg er bei der Band ein, die dieses Jahr ihren 50. Geburtstag feiert.

„Das Besondere bei uns ist, dass wir den Chicago-Dixieland spielen“, sagt Ettling. „Unser Sound ist stark von den Solisten und von lockeren Arrangements geprägt.“ Zudem spiele die Band sehr live-orientiert und am liebsten nur akustisch, also ohne Verstärker. „Das klingt einfach besser“, lautet die Begründung des Saxofonisten.

Zu den besten Gigs gehören für ihn deshalb die Auftritte in einem kleinen Kellergewölbe und einem Klaviergeschäft. „Die Leute saßen einen halben Meter von uns entfernt. Das war gigantisch“, schwärmt der Ahrensburger. Aber auch der Auftritt im Cotton Club im Oktober dieses Jahres sei „spektakulär“ gewesen, weil der NDR ihn aufgezeichnet habe.

Die MVJ waren in den 80er- und 90er-Jahren oft im Fernsehen bei Talkshows oder im Sportstudio zu sehen. Heute geben die Jazzer nur noch etwa 15 bis 20 Konzerte im Jahr.

„Jazz hört man kaum noch im Rundfunk, deshalb ist er kaum noch bekannt“, sagt Ettling mit einer fast traurigen Stimme. „Jazz wird leider immer mehr zum Nischenprodukt.“ Dabei sei gerade der alte Jazz, den die MVJ spielen, eine besondere Art von Musik. „Guter Jazz swingt“, schwärmt Ettling. „Er ist eine Ausdrucksmöglichkeit und lebt von der Rhythmik und Harmonik.“

Er selbst hört aber nicht nur Jazz, sondern auch leidenschaftlich gern Klassik oder gute Pop-Musik. „Ich bin da nicht festgelegt“, sagt der 69-Jährige, der auch noch in mehreren anderen Bands teilweise modernen Jazz spielt. Das Klarinettespielen brachte er sich mit 15 Jahren selbst bei. „Ich habe mir einfach eine gekauft und angefangen“, sagt Ettling. Kurz danach kam das Saxofon dazu. Unterricht nimmt er erst seit fünf Jahren. „Ich will meine Fehler ausmerzen und besser werden“, sagt er und fügt lachend hinzu: „Man merkt erst beim Lernen, was man alles nicht weiß.“ Er versuche, täglich zu üben, doch manchmal spiele er nur, statt zu üben. „Und das ist ein Unterschied“, betont Ettling.

Mittlerweile besitzt er ein Bronzetenorsaxofon für seine Auftritte, ein Reservesaxofon, ein Altsaxofon sowie eine A-, eine B- und eine Reserveklarinette für den Urlaub. Das Tenorsaxofon bezeichnet er als Kerninstrument des Jazz. Ettling: „Es hat eine fast gesangliche Ausdrucksweise und ein sehr breites Spektrum. Von weich bis aggressiv ist alles möglich.“

Die verbreitete Meinung, dass beim Jazz nur improvisiert werde, ärgert den Musiker. „Eigentlich ist es sehr streng. Aber innerhalb des Rahmens hat man dann alle Freiheiten“, beschreibt er die Musik.

Für Ahrensburg wünscht sich der 69 Jahre alte Jazzmusiker ein Lokal oder einen Club, in dem Sessions möglich sind. Zwar gehe er ab und zu mit seinem Nachbarn und Musikerkollegen Gottfried Böttger im Casa Rossa ein Gläschen Wein trinken, doch zu einer gemeinsamen Session sei es bisher noch nicht gekommen.

Umso mehr freut sich Karsten Ettling auf das Konzert der MVJ an diesem Wochenende im Marstall. „Ich wollte unbedingt ein Jubiläumskonzert in Ahrensburg spielen“, sagt er. „Und die Veranstalter waren sofort Feuer und Flamme.“