Neue Furt an Sieker Landstraße/Papenwisch in Großhansdorf: Tochter wurde angefahren

Großhansdorf. Ines Fischer hat die Wartezeit für eine Stichprobe genutzt, deren Ergebnis sie für alarmierend hält. Ihre spontane Zählung erfasst 35 Fahrzeuge in zehn Minuten – nur vier davon haben vor dem Stoppschild gehalten.

Ines Fischer schaut an der Einmündung der Straße Papenwisch in die viel befahrene Sieker Landstraße in Großhansdorf schon lange genau hin. Die von ihr als sehr gefährlich empfundene Querung der Straße Papenwisch gehört zum Schulweg ihrer beiden Kinder, die aus Siek mit dem Fahrrad kommen. Tochter Friederike, 13, wurde in der vergangenen Woche von einem Auto, das nicht am Stoppschild gehalten hatte, leicht angefahren. Kollision und Sturz waren zwar schmerzhaft, aber sie wurde glücklicherweise nur leicht verletzt. Für Fischer ist dieser Unfall eine weitere Warnung vor dem Gefahrenpunkt. Sie findet, dass gehandelt werden sollte, bevor Schlimmeres passiert.

Dass die Verkehrssicherheit dort keine ganz einfach zu lösende Aufgabe zu sein scheint, steht sozusagen in den Asphalt eingeschrieben. Erkennbar ist der Schatten eines Zebrastreifens im Papenwisch, gute zehn Meter hinter der Einfahrt von der Sieker Landstraße. Anstelle der „ausradierten“ Zebrastreifen wurde dicht an der Sieker Landstraße ein weiß markierter Übergang, eine sogenannte Furt für Radfahrer und Fußgänger geschaffen.

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß bezeichnet den Übergang als einen „neuralgischen Punkt“. Und Bauamtsleiter Stefan Kroll erzählt, dass ihn das Thema schon sechs, sieben Jahre lang beschäftigt habe. „Die Idee eines sogenannten kleinen Kreisels an dieser Stelle haben wir rasch verworfen, weil das mehr als 400.000 Euro gekostet hätte, was für uns finanziell nicht darstellbar ist“, sagt er. Stattdessen baute die Gemeinde in den Herbstferien im Oktober dieses Jahres eine Furt für Fußgänger und Radfahrer dicht an der Hauptstraße und folgte damit einer Aufforderung der Verkehrsaufsicht in Bad Oldesloe. Die Verkehrsexperten hatten bemängelt, dass der alte Zebrastreifen ein gutes Stück einwärts der Straße rechtswidrig sei und zudem besonders gefährlich für Radfahrer, die sich oft nicht daran hielten, abzusteigen und ihre Räder zu schieben.

Die neue Lösung mit der Furt überzeugt Ines Fischer nicht. Sie hat beobachtet, dass Rechtsabbieger von der Sieker Landstraße, die aus Richtung der Autobahn kommen, oft mit zu hoher Geschwindigkeit in die Kurve fahren – zu schnell für Radfahrer, die von beiden Seiten her die Furt queren, findet sie. Zweites Problem, so Fischer, seien die Fahrer, die aus dem Papenwisch kommen und das Stoppschild ignorierten, weil sie vor allem auf den Verkehr in der Sieker Landstraße achteten, um zügig dorthin abbiegen zu können.

„Unfallhäufungen an dieser Stelle sind uns nicht bekannt“, sagt Hans-Jürgen Zimmermann, Sachbearbeiter Verkehrsaufsicht in Bad Oldesloe und für die Anordnung von Verkehrszeichen im Kreisgebiet zuständig. „Die Polizei hat uns darüber informiert, dass es hier zwei Unfälle in den vergangenen zwei Jahren gab, das ist also kein Gefahrenschwerpunkt. Außerdem wird die Furt die Situation verbessern, denn der Zebrastreifen suggerierte eine trügerische Sicherheit. Für Rechtsabbieger sind Radfahrer jetzt besser zu sehen.“

Ines Fischer kann sich das nach ihren ersten Erfahrungen kaum vorstellen. Sie hofft auf weitere Verbesserungen. Dem entgegnet Bauamtsleiter Stefan Kroll: „Es gibt keine Regelung, die individuelles Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern ausschließt.“ Dirk Willhoeft, Fachdienstleiter bei der Verkehrsaufsicht, schlägt vor, dass Großhansdorfs Polizei öfter mal schauen sollte, ob Autofahrer am Stoppschild halten: „Übertretungen kosten Punkte und Geld. Das wirkt.“