Flüchtlinge decken sich bei Hilfseinrichtungen mit Nahrung ein. In Ahrensburg sind es mehr als 50 Prozent der Kunden

Ahrensburg. Die in diesem Jahr extrem gestiegene Zahl von Asylbewerbern, die den Stormarner Kommunen zugewiesen werden, hat nun auch Auswirkungen auf die Tafeln. Flüchtlinge machen nach Angaben der Tafelleitungen teils 50 Prozent und mehr der Kunden aus, die gespendete Lebensmittel erhalten. „Wir verzeichnen seit Anfang des Jahres sehr viel mehr Abholer als üblich“, sagt Johannes Kelp, Vorsitzender der Ahrensburger Tafel. 80 bis 90 Kunden nutzten pro Termin das Angebot in der Zentrale, mehr als die Hälfte von ihnen seien Asylbewerber. Zum Vergleich: Üblicherweise versorgt die Ahrensburger Tafel 60 bis 70 Haushalte mit Lebensmitteln. Die tatsächliche Zunahme an Kunden muss sogar noch höher sein, da die Tafel Anfang Oktober eine neue Ausgabestelle in Ammersbek eröffnet hat und eine weitere in Großhansdorf plant. Kelp: „Dadurch entzerrt sich der Andrang in der Zentrale.“

Als bedürftig und somit berechtigt, Ware von einer Tafel zu beziehen, zählen hauptsächlich Rentner und Menschen, die Hartz IV beziehen. Ein Asylbewerber, der keine Familie hat, erhält monatlich 362 Euro, also 29 Euro weniger als ein Hartz-IV-Empfänger, dessen Regelsatz 391 Euro beträgt.

In Ahrensburg kommen die neuen Tafel-Kunden nach Angaben Kelps aus „allen möglichen“ Ländern. Gerald Witzmann, stellvertretender Leiter der Reinfelder Tafel, verzeichnet dagegen vor allem einen „Ansturm“ von Menschen aus Syrien. „Viele andere unserer Kunden kommen aus Afghanistan, Iran und Irak“, sagt Witzmann, der in der Reinfelder Einrichtung mit seinen Mitarbeitern rund 100 Haushalte versorgt, hinter denen mit Familienangehörigen 212 Kunden stehen. „34 der 100 Abholer sind Asylbewerber“, sagt Witzmann.

In Trittau sehen die Zahlen ähnlich aus: 43 der 110 Abholer sind Asylbewerber, das ist das Ergebnis, das Leiter Jürgen Heuseler zuletzt gezählt hat. Im Amt Trittau leben derzeit 65 Asylbewerber, die meisten davon sind 2014 in die Region gekommen. Vor allem das vergangenen halbe Jahr habe zahlreiche Neukunden für die Tafel gebracht, sagt Heuseler. Wie viele Personen tatsächlich hinter den Abholern stehen, ist unklar. „Die Mehrzahl der Kinder, die wir versorgen, gehört mittlerweile zu Asylbewerbern. Wenn Familien neu dazukommen, haben sie oft vier oder fünf Kinder“, sagt Heuseler. „Allerdings sind auch viele alleinstehende junge Männer dabei, die dann nur ihren Ein-Personen-Haushalt versorgen müssen.“

Dass in Trittau im Vergleich zu den großen Städten Ahrensburg und Reinfeld sehr viele Kunden Lebensmittel von den Tafeln beziehen, liegt an dem Einzugsgebiet. „Unsere Tafel nutzen auch Menschen aus den umliegenden Dörfern und aus dem Bereich des Amtes Sandesneben“, sagt Heuseler. Dieser Umstand ergibt sich aus einem Vorteil, den die Tafel hat: „Wir beziehen auch Lebensmittel aus den Supermärkten im benachbarten Amtsgebiet.“ Dass die Trittauer Tafel ihre Waren aus zwei Ämtern bezieht, zahlt sich vor allem zurzeit aus. Landesweit haben Tafeln Probleme mit der Versorgung, teils reichen die Lebensmittel nicht mehr, sodass ein Aufnahmestopp verhängt werden muss. „Wir sind zurzeit noch in der glücklichen Lage, zurechtzukommen. Gott sei Dank“, sagt Jürgen Heuseler.

Die Eröffnung des großen Famila-Marktes im Gewerbegebiet bewahrt die Einrichtung in Reinfeld derzeit ebenfalls noch vor größeren Problemen, sagt Witzmann. Er glaubt, dass der Markt derzeit noch mehr Lebensmittel als üblich übrig habe. „Mal sehen, wie lange das anhält“, sagt Witzmann, der fürchtet, dass die Spenden zurückgehen werden, wenn sich der Einkauf erst auf den tatsächlichen Bedarf der Famila-Kunden eingependelt habe. In Ahrensburg bemerken die Helfer die zusätzlichen Abholer deutlich. „Wir haben Engpässe, natürlich“, sagt Johannes Kelp. Zurzeit könnten die Mitarbeiter immer noch Ware austeilen. „Aber den Kunden muss klar sein, dass wir nur bestimmte Lebensmittel haben. Nicht jeder kann alles bekommen, was er möchte.“

Um einen tatsächlichen Engpass zu verhindern, haben die Mitarbeiter der Oldesloer Tafel Vorkehrungen getroffen: Seit diesem Jahr darf jeder der 270 Haushalte – unter ihnen 50 Asylbewerber – nur noch einmal pro Woche die Ausgabe nutzen. „Andernfalls würde der Andrang unsere Kapazitäten übersteigen“, sagt Leiterin Claudia Franke. Sie betont, dass die Tafeln neben der stattlichen Unterstützung nur eine zusätzliche Hilfe seien – komplett von Freiwilligen. „Das ist vielen nicht klar.“

Mit einem Rückgang der Asylbewerberzahlen ist nicht zu rechnen. Während momentan rund 900 Flüchtlinge Leistungen vom Kreis beziehen, heißt es aus der Verwaltung, dass für 2015 mit der doppelten Zahl an Neuzugängen wie 2014 zu rechnen sei.