Anlässlich des bundesweiten Vorlesetages besucht Bundestagsabgeordneter Kita in Stapelfeld. Für Freitag sind weitere Aktionen geplant

Stapelfeld. Um Kinder und Erwachsene für das Vorlesen zu begeistern, rufen die Wochenzeitung „Die Zeit“, die Stiftung Lesen und die Deutsche Bahn Stiftung für Freitag, 21. November, zum 11. bundesweiten Vorlesetag auf. Mehr als 80.000 Vorleser sollen sich daran beteiligen, die Schulen, Kitas, Bibliotheken und andere Orte besuchen. Hintergrund ist eine Studie, die die drei Initiatoren jetzt vorgelegt haben, laut der Vorlesen Gespräche zwischen Eltern und Kindern anregt und familiäre Bindungen fördert.

In Stormarn hat Norbert Brackmann der offiziellen Veranstaltung bereits vorgegriffen und am Mittwoch in der Kindertagesstätte in Stapelfeld vorgelesen. Elf Kinder zwischen fünf und sechs Jahren drängten sich auf dem lilafarbenen Sofa um den CDU-Bundestagsabgeordneten und hörten zu, wie er eine Geschichte aus dem Buch „Wir Kinder aus Bullerbü“ von Astrid Lindgren vortrug. Für die Schlaufuchskinder, wie diejenigen genannt werden, die im nächsten Jahr in die Schule kommen, organisiert die Kita-Leitung zweimal pro Woche eine Zeit mit besonderen Aktionen wie Vorlesen oder Backen. „Im vergangenen Jahr hat Susanne Kuplich, die Leiterin der Amtsverwaltung Siek, den Kindern vorgelesen“, sagt Stefanie Meinhard, die die Kita, in der 94 Kinder in vier Elementar- und zwei Krippengruppen untergebracht werden können, stellvertretend leitet.

Für Brackmann, dessen eigene Kinder Mitte 20 sind, war der Termin in der Kindertagesstätte eine Premiere. „Das ist eigentlich das schönste Alter, das man sich vorstellen kann“, sagt der Politiker, der sonst regelmäßig zur Adventszeit in Behindertenwerkstätten und in Schulen vorliest. Für die Schlaufuchskinder hatte er noch das Bilderbuch „Der Ernst des Lebens“ mitgebracht.

Brackmann erklärte, Lesen verbinde Generationen, was der Grund für seine Teilnahme an der Aktion sei. Er bestätigte damit eines der Ergebnisse der Studie: Danach sind 67 Prozent der befragten Eltern von Kindern zwischen zwei und acht Jahren der Meinung, dass das Vorlesen weitere Gespräche anstoße. Dabei gehe es vor allem um alltägliche Themen, die die Kinder beschäftigten, aber auch um einschneidende Ereignisse wie Familienzuwachs, Umzug, Einschulung, Trennung und Verlust. Studienleiterin Simone C. Ehmig sagt: „Vorlesen bietet Raum für alle Fragen, die Kinder beschäftigen, und hilft den Eltern bei den Antworten und Erklärungen. So erleichtert das Vorlesen den Umgang mit herausfordernden Situationen und Problemen, die sonst nur schwer anzusprechen sind.“ Ehmig führt das Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen.

Die Untersuchung ergab, dass Erwachsene das Vorlesen gezielt einsetzen: 41 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Bücher und Geschichten nutzten, um ihren Kindern beim Verarbeiten schwieriger Situationen zu helfen. Jedoch zeigte sich auch, dass 31 Prozent der Eltern ihren Kindern selten oder gar nicht vorlesen. Das soll sich mithilfe des Vorlesetages ändern: „Vorlesen ist nicht nur Zugang zur Bildung. Es macht auch Familien stark. In den Familien, in denen nicht vorgelesen wird, fehlen die stärkenden Erfahrungen der gemeinsamen Vorlesemomente“, sagt Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn und Beiratsvorsitzender der Deutsche Bahn Stiftung. „Wir müssen Eltern dazu motivieren, ihren Kindern am besten täglich vorzulesen.“

Die Landesregierung in Kiel unterstützt die Aktion. „Kinder, die mit Büchern und Geschichten aufwachsen, lernen besser lesen und haben auch später mehr Freude am Lesen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für gute Bildungschancen. Zugleich fördert das Erzählen oder Vorlesen von Geschichten die Vorstellungskraft und das Konzentrationsvermögen von Kindern und trägt damit insgesamt zu einer guten Entwicklung bei“, sagt Sozialministerin Kristin Alheit, die Kuratorin der Stiftung Lesen für Schleswig-Holstein ist.

In Stormarn sind für Freitag anlässlich des Vorlesetages weitere Besuche geplant: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes liest in der DRK-Kita „Fliegenpilz“ in Ammersbek aus der Bildergeschichte „Mats und die Wundersteine“ vor. In der Oldesloer Stadtschule werden die Grundschüler von Jugendlichen der Oberstufe der Theodor-Mommsen-Schule unterhalten, die verschiedene Texte vortragen.