Stapelfelder Kerzenwerkstatt darf zwar öffnen und Veranstaltungen anbieten. Kunden können aber nichts erwerben

Stapelfeld. Britta Anlauf hat ihr Geld in ein Projekt gesteckt – die Wunderkerze in Stapelfeld, eine Kerzenwerkstatt mit Café und Laden. Sie hat es ins Rollen gebracht, bis heute sieben Arbeitsplätze geschaffen und Besucher aus ganz Norddeutschland zu Gast. Die schwerbehinderte Gesellschafterin des jungen Unternehmens, das es seit Oktober 2013 gibt, hat nun Besuch von der Gewerbeaufsicht bekommen. „Das Amt Siek hat uns gesagt, wir verstoßen gegen das Ladenschlussgesetz“, sagt Anlauf, die nun Angst hat, dass der Laden bald dicht machen könnte.

Die Krux: Sie hat sieben Tage die Woche geöffnet, bietet unterschiedliche Veranstaltungen an und verkauft dann auch Kerzen und andere Kleinigkeiten. Laut dem Amt Siek ist das so nicht zulässig. „An Sonn- und Feiertagen ist der Verkauf grundsätzlich nicht erlaubt. Nur die Werkstatt dürfte weiterhin an diesen Tagen öffnen“, sagt Amtsleiterin Susanne Kuplich.

Anlauf blickt mit Unverständnis auf die Lage. „Ich habe mein Konzept im Juli 2013 vorgelegt. Darin waren Öffnungszeiten und alle anderen Details zur Umsetzung drin. Niemand hat damals gesagt: Das geht so nicht.“ Im Oktober sei dann plötzlich eine Sachbearbeiterin vom Amt Siek in die Werkstatt gekommen und habe genau das mitgeteilt. „Was die Ursache für den Sinneswandel ist, hat mir niemand gesagt.“

Susanne Kuplich weist darauf hin, dass eine Prüfung durch das Amt bei Gewerbeanmeldungen nicht üblich sei. „Das ist kein genehmigungspflichtiges Gewerbe, also haben wir das auch nicht geprüft. Wahrscheinlich ist das ein Missverständnis gewesen.“ Durch Zufall habe das Amt erst jetzt von den Öffnungszeiten der Wunderkerze erfahren. „Wir machen die Gesetze nicht, aber wir wollen nun mit Frau Anlauf besprechen, ob und wie eine Ausnahme möglich ist. Das ist ja eine gute Sache, die sie dort macht.“

Für Britta Anlauf, die bis zu ihrem Schlaganfall vor vier Jahren in der Freizeitbranche gearbeitet hatte, steht fest: Das Konzept macht keinen Sinn, wenn der Verkauf an den umsatzstärksten Tagen ausgeschlossen ist. „Unsere Zielgruppe sind Familien mit Kindern. Die kommen, wenn sie frei haben, also vor allem an Sonn- und Feiertagen – häufig von weither. Gäste aus der Nähe von Hannover oder Bremen kommen nicht am Montag wieder, um sich eine Kerze zu kaufen, die sie tags zuvor nicht kaufen konnten.“

Der Verkauf sei nicht die Haupteinnahmequelle, aber eine wichtige Säule für das Unternehmen. Britta Anlauf fürchtet, dass ihre sieben Mitarbeiterinnen – sechs in Teilzeit und eine Vollzeitkraft – ihren Job verlieren könnten. „Das sind teilweise alleinerziehende Frauen mit Kindern.“ So wie Werkstattleiterin Simone Wenck: „Ich erziehe meine drei Kinder allein und bin froh, hier zu arbeiten.“

Anlauf selbst ist nach eigenen Angaben nur Gesellschafterin. „Ich bin nach dem Schlaganfall arbeitsunfähig. Aber ich hatte so viele Ideen und ein bisschen Geld. Das habe ich investiert, und wir stehen kurz davor, schwarze Zahlen zu schreiben. Die Geschäftsführung übernimmt ihr Lebensgefährte René Klingsporn ehrenamtlich. Weitere unternehmerische Planungen habe sie erst einmal auf Eis gelegt, weil sie nicht wisse, wie es ab Neujahr weitergehe. „Irgendwann sind die Reserven alle. Und wenn wir nicht so weitermachen können wie bisher, sehe ich keine Chance“, sagt die 39-Jährige.

Die Stapelfelderin Katrin Delfs hat selbst Kinder, die die Kerzenwerkstatt regelmäßig besuchen. „Ich bin froh, dass es dieses Angebot gibt und fände es schade, wenn es wegen so einer Sache zu Ende gehen würde.“ Die Wunderkerze könne sogar so etwas wie das Dorfcafé im Ort werden.

Genau das strebt Britta Anlauf an. „Wir möchten im Sommer, wenn das Geschäft mit der Werkstatt weniger gut läuft, den Schwerpunkt aufs Café legen.“ Vor allem für Senioren oder behinderte Menschen, die nicht so einfach aus Stapelfeld wegkommen, wäre das eine tolle Sache.“

Ihre Kerzenwerkstatt sieht Anlauf als soziales Projekt, das die Gemeinde stärkt, Arbeitsplätze schafft und ihr persönlich einen Sinn im Leben gibt. Überhaupt würde Anlauf gerne expandieren und die leer stehenden Räumlichkeiten nebenan im selben Haus anmieten. „Aber solange wir nicht wissen, wie es hier weitergeht, kann man solche Entscheidungen nicht treffen.“