Paula Witaszak und Tabea Zech aus Bargteheide gestalten Gedenkstunde zum Volkstrauertag mit

Bargteheide. „Und, was machst du so am Wochenende?“ Shoppen, Kino, feiern und sonntags vor allem ausschlafen sind wohl die Antworten, die ein Erwachsener von Jugendlichen auf eine solche Frage erwartet. Das alles machen Paula Witaszak und Tabea Zech, beide 13 Jahre alt, auch gern. Aber an diesem Sonntag werden die Schülerinnen des Bargteheider Kopernikus-Gymnasiums an der Gedenkstunde zum Volkstrauertag teilnehmen. Und nicht nur das: Die Mädchen tragen einen wichtigen Teil zu der Veranstaltung bei.

Seit Wochen bereiten sie sich auf den Tag vor, an dem der Kriegstoten gedacht wird. „Wir haben das Thema im vergangenen Jahr im Philosophieunterricht durchgenommen und fanden das total interessant“, sagt Paula. Tabea ergänzt: „Meistens beschäftigen sich ja nur Ältere damit, die selbst noch einen Krieg miterlebt haben oder sonst irgendwie einen engen Bezug dazu haben.“ Den haben die Freundinnen nicht. Zum Glück. „Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht auch damit auseinandersetzen sollten.“

In den Köpfen der Mädchen reifte schnell der Plan, den Sinn des Volkstrauertags ihren Altersgenossen näherzubringen. Dazu wollten sie die Gedenkveranstaltung, die in Bargteheide bereits seit vielen Jahren besonders würdig begangen wird, auch für junge Menschen attraktiv gestalten. „Ich hab' dann mal den Bürgermeister angerufen, um mit ihm über unsere Ideen zu sprechen“, sagt Paula ganz selbstverständlich. Kurze Zeit später saß sie gemeinsam mit Tabea und ihrem Philosophielehrer im Büro von Henning Görtz. „Mich hat es sehr gefreut, dass die beiden Mädchen sich so engagieren“, sagt der Bürgermeister. „Dieser Tag sollte für alle Generationen eine Bedeutung haben, denn Krieg und Gewalt sind leider hochaktuelle Themen. Wir erleben das hautnah an der immer größer werdenden Zahl von Flüchtlingen.“

Henning Görtz vermittelte den Schülerinnen den Kontakt zur Volkstrauertag-Arbeitsgruppe, die in Bargteheide seit rund 30 Jahren mit eindrücklichen Aktionen zum Erinnern aufruft. Bernhard Langer ist seit neun Jahren mit dabei. Der Arzt im Ruhestand schätzt das Engagement von Paula und Tabea, die den Altersdurchschnitt in der Gruppe gehörig senken. Bernhard Langer: „Im ersten Moment war es ungewöhnlich, dass da so junge Leute mit am Tisch saßen. Aber sie haben viele gute Impulse eingebracht.“

Es sind Gespräche auf Augenhöhe, Tabea und Paula fühlen sich ernst genommen und übernehmen nun einen Teil der Gestaltung. Mit einer szenischen Lesung aus Janne Tellers Buch „Krieg – stell dir vor, er wäre hier!“, dessen Titel auch Motto der diesjährigen Gedenkstunde ist, werden die beiden 13-Jährigen durch einen Perspektivwechsel deutlich machen, wie es sich anfühlt, ein Kriegsflüchtling zu sein.

Oberstufen-Schüler des Eckhorst-Gymnasiums, das sich bereits seit mehreren Jahren an der Gedenkstunde beteiligt, haben eine Video-Präsentation vorbereitet, und der Chor Vocalis aus Bad Oldesloe sowie Dorothee Louise Natorp am Klavier sorgen für die musikalische Untermalung der Feier. Nach der Gedenkstunde, die um 11 Uhr im Stadthaus Bargteheide (Am Markt 4) beginnt, verteilen Paula und Tabea Kerzen an die Besucher, mit denen zusammen sie dann zum Mahnmal gehen möchten. „Wir freuen uns auf ganz viele junge Leute“, sagt Tabea. Paula meint: Ausschlafen könne sie ja auch ein anderes Mal.