Stormarner Schulamt wartet auf Ergebnisse aus kreisweiter Umfrage. Oldesloer FDP-Abgeordnete startet Volksinitiative

Ahrensburg. Viele Grundschulen in Stormarn halten an Ziffernnoten für die dritten und vierten Klassen fest. Das Bildungsministerium in Schleswig-Holstein hatte im Sommer beschlossen, dass Lehrer die Zeugnisse auch für Schüler der dritten und vierten Klasse in Berichtsform schreiben können. Inzwischen haben die meisten Schulkonferenzen in Stormarn beschlossen, weiterhin Noten zu vergeben – zumindest im laufenden Jahr.

Das Schulamt des Kreises Stormarn hat eine Umfrage unter allen 34 Stormarner Grundschulen initiiert, um zu ermitteln, wie viele Schulen sich für Noten- beziehungsweise Berichtszeugnisse entschieden haben. „Derzeit können wir noch keine Einschätzungen zu den Ergebnissen geben“, sagt Schulräten Kirsten Blohm-Leu. „Die Meinungen zu dem Thema gehen sehr auseinander.“

Anfang nächster Woche sollen die Ergebnisse der Umfrage vorliegen. Viele Schulen kritisierten, dass es von der Landesregierung keine Vorlage für Zeugnisse gibt. „Das Ziel ist es, ein landesweit gültiges Zeugnismuster zu erstellen, das auf breite Zustimmung stößt und langfristig Bestand hat“, sagt Kirsten Blohm-Leu. Wann es eine solche Vorlage geben wird, steht allerdings noch nicht fest.

Eine ausschließliche Leistungsbewertung in Berichtsform stößt bei etlichen Lehrern, Eltern und Politikern auf Kritik. Die FDP Stormarn fordert sogar die offizielle Wiedereinführung von Ziffernnoten in Grundschulen. Die Landtagsabgeordnete und FDP-Kreisvorsitzende Anita Klahn hat zu diesem Zweck eine Volksinitiative ins Leben gerufen. „Wir haben von vielen Seiten Zuspruch erhalten, dass man Noten auch an Grundschulen braucht“, sagt die Oldesloerin. „Auch eine NDR-Umfrage im September hat ergeben, dass in Schleswig-Holstein 87 Prozent der Menschen für Noten im Zeugnis sind.“

Mitte Januar soll die landesweite Volksinitiative beginnen. 20.000 Unterschriften werden benötigt, damit der Landtag sich erneut mit dem Thema befassen muss. Sollte das Parlament diese Forderung ablehnen, könnte es sogar zu einem Volksentscheid kommen. Hierfür wären 80.000 Unterschriften nötig. Anita Klahn geht aber davon aus, dass es so weit nicht kommen wird. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir die erforderlichen Unterschriften schnell zusammenbekommen“, sagt die Politikerin. Ein erster Zwischenstand soll zu den Sommerferien veröffentlicht werden.

„In erster Linie wollen wir eine transparente und nachvollziehbare Leistungsbewertung ermöglichen. Ein schriftlicher Bericht ist da nicht ausreichend“, sagt Anita Klahn. Noten allein seien allerdings nicht aussagekräftig genug. „Wir befürworten eine Kombination aus einem schriftlichen Lernentwicklungsbericht, einem differenzierten Kompetenzraster und einer zusammenfassenden Ziffernnote für jedes Fach.“ Dadurch könnten Eltern genau einschätzen, wo ihre Kinder leistungsmäßig stehen, und nachvollziehen, wie die Bewertung zustande kommt.

Für Anita Klahn sind Noten nicht nur eindeutiger, sondern auch verständlicher als reine Berichtszeugnisse: „Gerade bei Migranten- und Flüchtlingsfamilien gibt es öfter das Problem, dass Eltern die schriftlichen Bewertungen gar nicht lesen können.“

An den Stormarner Grundschulen wird das Thema Notengebung weiterhin diskutiert. Die Lösungen der einzelnen Schulen unterscheiden sich teilweise stark.

Ahrensburg: Grundschulen einigen sich für dieses Jahr auf Noten

„Auf der Schulkonferenz hat sich die Mehrheit für Noten ab der dritten Klasse ausgeprochen“, sagt Sabine Knuth, Leiterin der Grundschule Am Reesenbüttel in Ahrensburg. Zusätzlich gebe es Kompetenzraster zum Arbeits- und Sozialverhalten. Diese Regelung gilt allerdings nur für ein Jahr. „Danach müssen alle Schulen noch einmal intensiv diskutieren“, sagt Knuth.

Reinbek: Gertrud-Lege-Schule bleibt vorerst bei Notenzeugnissen

„Die Entscheidung war für dieses Schuljahr einstimmig“, sagt Christian Naterski, Rektor der Gertrud-Lege-Schule in Reinbek. Außerdem habe die Schule ein Kompetenzraster entwickelt. „Vom Ministerium ist leider keine Vorlage gekommen, die Schulen werden damit alleingelassen“, sagt der Schulleiter. Persönlich befürwortet Naterski ein Zeugnis, das mehr auf Inhalte setzt. Seine Begründung: „Eine Note ist schon innerhalb einer Schule kein gutes Vergleichsmittel, weil sie auch von der Klasse abhängt.“

Bargteheide: Carl-Orff-Schule denkt über Notenfreiheit nach

„Übergangsweise vergeben wir ab der dritten Klasse weiterhin Noten, bis es eine landesweite Vorlage für das Kompetenzraster gibt“, sagt Claudia Sievers, kommissarische Leiterin der Carl-Orff-Schule in Bargteheide. „Grundsätzlich begrüßen wir die notenfreie Grundschule. Bei der Entscheidung ist es uns aber wichtig, die Eltern miteinzubeziehen.“

Großhansdorf: Grundschule Wöhrendamm ist für Noten

„Sowohl das Kollegium als auch die Mehrheit der Eltern haben sich auch für die Zukunft für Noten ausgesprochen“, sagt Ralph Märcker, Leiter der Wöhrendamm-Grundschule in Großhansdorf. „Insofern besteht erst mal kein weiterer Diskussionsbedarf.“ Jede Note werde im Zeugnis allerdings kommentiert und erklärt.

Reinfeld: Die Matthias-Claudius-Schule macht weiter wie bisher

„Unsere Zeugnisse beinhalten weiterhin Noten und Kompetenzraster zum Lern- und Sozialverhalten“, sagt Anke Rohweder, kommissarische Leiterin der Reinfelder Matthias-Claudius-Schule. „Diese Entscheidung der Schulkonferenz wurde mit großer Mehrheit gefällt“, so Rohweder. „Sie soll auch langfristig gültig sein.“