Rolf Drohn will Ausmaß des Naturschutzgebiets „Henstedter Moor“ nicht akzeptieren

Tangstedt. Die Lebensplanung von Rolf Drohn ist durcheinandergeraten, anders lässt es sich nicht sagen. Denn die Vorstellungen, die der 52 Jahre alte Tangstedter von seiner langfristigen Zukunft hatte, sind nach jetzigem Stand kaum noch zu realisieren. Drohn ist Besitzer einer 16 Hektar großen Fläche, die integriert werden soll in das neue, 219 Hektar umfassende Naturschutzgebiet „Henstedter Moor“ zwischen Henstedt-Ulzburg, Norderstedt und Tangstedt.

Derzeit wird das Gebiet noch landwirtschaftlich genutzt – Rolf Drohn hat die Wiesen verpachtet an das Gut Tangstedt, zweimal im Jahr wird Heu für die Pferde des Gestüts eingefahren. In 14Jahren wird der Kraftfahrer in Rente gehen, möchte dann die Fläche wieder übernehmen und dann nicht nur Heu verkaufen. „Ich hatte überlegt, einen Pferdehof zu betreiben, hauptsächlich für alte Tiere – eine Art Ruhesitz.“

Ob heute oder ab dem Jahr 2028 – die Nutzflächen sind unverzichtbar. Würde der Entwurf für das Naturschutzgebiet allerdings wie vom Land gewünscht realisiert, stünde Drohn vor dem Nichts, wie er befürchtet. Die Heuernte wäre nicht mehr machbar, ein Pferdehof würde keinen Sinn mehr machen. „Ich würde viel Geld verlieren, beziehungsweise bräuchte mit den Pferden gar nicht mehr anzufangen.“

Er bestreitet gar nicht, dass die Grundidee des Naturschutzgebietes richtig sei. Dieses soll der „Erhaltung und Entwicklung eines Moor- und Heidegebietes sowie Grünlandflächen, Knicks, naturnahen Laubwäldern sowie Birkenbruch- und Feuchtwäldern im Moorrandbereich als Lebensraum einer charakteristischen, teilweise gefährdeten Pflanzen- und Tierwelt“ dienen, so beschreibt es das zuständige Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.

Das Ausmaß sei allerdings zu groß, findet Rolf Drohn. Von dem Vorschlag, dass er eine Ausgleichsfläche bekommen könnte, hält er wenig. „Wie weit sollte man denn dahin fahren? Mir wäre nicht bekannt, dass ein ähnlicher Hof von ungefähr 20 Hektar Größe in der Nähe zur Verfügung steht.“ Vorsichtig kalkuliert er mit finanziellen Einbußen von 10.000 Euro pro Jahr.

Das Gut Tangstedt ist auf die Zusammenarbeit mit Rolf Drohn angewiesen. „Ich müsste sonst woanders Pächter werden. Aber das Land ist knapp“, sagt Jürgen Pieper, gemeinsam mit seinem Bruder Thomas als Verwalter verantwortlich für 185 Pferde.

Er rechnet vor, dass er jährlich rund 2000 Rundballen à 450 bis 600 Kilogramm benötigt. Ein Stück kostet ungefähr 25 Euro. „Wir machen da zweimal im Jahr Heu, es ist kein Ackerbau, sondern nur Grünland“, so Jürgen Pieper. „Die Bauern werden da förmlich enteignet. Ich würde Rolf Drohn raten, dagegen gerichtlich vorzugehen.“

Theoretisch wäre es möglich, das Gebiet aus dem Naturschutzraum herauszulösen. Der juristische Weg ist allerdings kompliziert. Derzeit läuft noch das Beteiligungsverfahren für öffentliche Träger – Gemeinden, Landwirtschaftskammer, Naturschutzverbände und Untere Naturschutzbehörden.

Bis Ende des zweiten Quartals 2015 soll anschließend die öffentliche Anhörung von Privatpersonen wie Rolf Drohn umgesetzt sein. Anfang 2016 könnte das Naturschutzgebiet dann mittels einer Verordnung amtlich werden. Erst dann dürfte Drohn eine Normenkontrollklage anstrengen.

„Das wird aufwendig und teuer“, sagt Peter Koll, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Stormarn. „Es ist schwer zu belegen, ob eine Fläche über das notwendige Maß hinaus ausgewiesen ist. Aber in diesem Fall ist die Abgrenzung nicht sachgerecht. Wenn man nur das Moor schützen möchte, ist das unproblematisch. Alles weitere muss man hinterfragen. Ich würde eine Klage nicht als aussichtslos bezeichnen.“

Dass Drohn oder auch der im noch größeren Maß betroffene Henstedt-Ulzburger Landwirt Heiko Fuhlendorf Ersatzflächen bekommen könnten, sieht Koll skeptisch. „Allgemein haben wir mittlerweile im Hamburger Raum einen angespannten Bodenmarkt.“