Experten zeigen bei Kongress, dass Überalterung zum großen Problem werden könnte

Bad Oldesloe. Die Bevölkerung wird im Schnitt immer älter. Junge Leute sind nicht in dem Maße vorhanden, in dem es eigentlich nötig wäre: Der demografische Wandel macht auch vor Stormarn nicht Halt. Obwohl der Kreis als sogenannte Zuzugsregion – Prognosen zufolge steigt entgegen dem Landestrend die Zahl der Einwohner auf absehbare Zeit – noch deutlich bessere Voraussetzungen hat als andere Kreise, wird er sich dem Thema stellen müssen. Das ist beim ersten Stormarner Demografiekongress am Mittwoch in Bad Oldesloe deutlich geworden, einem Gedankenaustausch zwischen etwa 100 Vertretern aus Politik, Verwaltung, Gewerkschaften und Unternehmen.

Was Experten schon jetzt registrieren oder zumindest vorhersagen, klingt besorgniserregend. Zum einen gebe es zu wenig bezahlbaren Wohnraum. „Und zwar sowohl für junge Familien als auch für ältere Einwohner, die ihr Haus verkauft haben“, sagt die Stadtplanerin Claudia Dappen vom Bremer Büro BPW Baumgart + Partner, „da besteht der größte Handlungsbedarf.“ Zum anderen finden ansässige Unternehmen offenbar nur noch schwer Fach- und Führungskräfte. „Was die angeht, ist das Thema demografischer Wandel bei uns angekommen“, sagt Georg Frank von der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). „Die Firmen haben Schwierigkeiten, Leute zu finden.“ Nicht heute, aber auf absehbare Zeit wird der Personalmangel auch die öffentliche Hand erwischen. Wolfgang Krause, Fachbereichsleiter Inneres in der Kreisverwaltung, sagt: „Das Durchschnittsalter in den Verwaltungen liegt bei 46 bis 48 Jahren. In zehn Jahren werden 40 Prozent in Rente gegangen sein. Gleichzeitig finden wir keinen Nachwuchs.“

Berater kritisiert, dass ein strukturiertes Konzept fehle

Schließlich stellt sich noch die Frage, die Jan Schröder formuliert, ein Mathematiker und Physiker, der sich inzwischen als Berater und „begeisterter und wirkungsorientierter Querdenker für Innovationsimpulse zu vielfältigen Aspekten gesellschaftlicher Entwicklung“ verdingt: „Womit vertreiben sich die Menschen die Zeit nach ihrer Pensionierung und bevor sie in die Pflege gehen?“

Was bislang fehlt, sind Antworten. Sind weniger Gesetze und Vorschriften der Schlüssel zum Erfolg, um mit weniger Personal in der Verwaltung auszukommen, wie Landrat Plöger anmerkt, und sollten Menschen so lange arbeiten dürfen, wie sie wollen, um dem Personalmangel zu begegnen? Wird es im Kreis in zehn Jahren einen zentralen Personalpool für den öffentlichen Dienst geben, damit die Mitarbeiter flexibler eingesetzt werden können, wie sein Mitarbeiter Krause ins Gespräch bringt? Wird es gelingen zu vermitteln, junge Stormarner zu halten? Frank: „Wer erst mal weg ist, der vergisst, dass er auch in Bargteheide hätte coole Maschinen bauen können.“

Die Beratung wird in loser Folge fortgesetzt. Querdenker Schröder aber warnt: „Sie merken, dass Sie was tun müssen. Aber die strategische Ausrichtung dieses Projekts fehlt noch.“