Vor allem bei Zwölf- bis 15-Jährigen sinkt die Zahl der Rauschtrinker erstmals wieder

Ahrensburg. Kinder und Jugendliche im Kreis Stormarn trinken offenbar seltener exzessiv Alkohol. Im Jahr 2013 wurden in Schleswig-Holstein 234 Menschen unter 20 Jahren mit Alkoholvergiftung stationär in Krankenhäusern aufgenommen. Im Vorjahr waren es 255.

Eine aktuelle Auswertung der AOK Nord-West unter ihren Mitgliedern bestätigt diesen Trend. Demnach wurden in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie Lübeck im vergangenen Jahr 48 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren nach sogenanntem Komasaufen ins Krankenhaus eingeliefert. Im Vorjahr waren es noch 62 Fälle. Das ist ein Minus von 22,5 Prozent und damit erstmals seit Jahren ein Rückgang.

„Wir haben zwar keine differenzierten Zahlen für einzelne Kreise, gehen aber davon aus, dass die Entwicklung in dem gesamten Einzugsgebiet ähnlich ist“, sagt Cornelia Timm von der AOK-Regionaldirektion Ahrensburg. Aufgrund der intensiven Präventionsarbeit sei auch in den nächsten Jahren ein weiterer Rückgang wahrscheinlich.

Vor allem bei den Zwölf- bis 15-Jährigen lasse der exzessive Alkoholmissbrauch nach. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 20 Jahren sei das dagegen nicht so deutlich zu beobachten. „Auch unsere aktuellen Erkenntnisse sind, dass zunehmend junge Erwachsene exzessiv trinken“, sagt Dr. Regina Kostrzewa, Geschäftsführerin der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein (LSSH).

Stormarner Krankenhäuser machen unterschiedliche Beobachtungen

Danny Augustin, Funktionsoberarzt der internistischen Notaufnahme im St. Adolf-Stift in Reinbek, bestätigt das. „Gerade die 16- bis 18-Jährigen sind häufig betroffen.“ Dies liege vor allem daran, dass sie in dem Alter legal an Alkohol kommen. Eine rückläufige Tendenz der Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen kann Augustin im St. Adolf-Stift allerdings nicht beobachten. „Die Zahlen sind seit Jahren stabil. Es gab 14 Fälle im Jahr 2013.“

Andrea Schulz-Colberg, Sprecherin der Reinbeker Klinik, verweist auf die unterschiedlichen Erhebungsmethoden. „Krankenkassen erheben ihre Zahlen nach dem Wohnort der Versicherten. Bei uns werden aber Jugendliche aus verschiedenen Kreisen und Städten behandelt.“ Die Zahlen gäben daher keinen Rückschluss darauf, wie es um den Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen in Stormarn stehe.

In der Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe verhält es sich anders als in Reinbek. „Subjektiv haben wir dort schon einen Rückgang wahrgenommen“, sagt der medizinische Sprecher der Asklepios-Kliniken, Franz Jürgen Schell. Zahlen habe man allerdings nicht ausgewertet. Schell führt den Rückgang auf die Präventionsarbeit zurück. „Wir nehmen am Projekt ,Halt‘ teil, in dem Jugendliche nach Alkoholvergiftungen noch im Krankenhaus von Sozialarbeitern angesprochen werden.“

Auch die AOK Nord-West und die LSSH informieren über Risiken des exzessiven Alkoholkonsums. Ihr neuestes Projekt heißt „AlcoMedia – Voll das Leben!“.