Eine Glosse von Manfred Scholz

In Sachen Klamotten bin ich anspruchslos. Das nervt meine Herzallerliebste. „Ich habe keine Angst vor Gewitter“, knurrt sie. „Ich habe nur Angst vor deinen Shorts.“ Und klagt: „Warum willst du mit Gewalt wie ein Penner aussehen?“ Sie hat resigniert: „Du wirst nie ein eleganter Mann. Kleidungstechnisch krieg ich dich nicht mehr hin.“

Kritisches, ohne Frage. Noch mehr gefällig? „Einzelkinder haben einen an der Klatsche. Du bist ja auch eins.“ Oder: „Du bist kein guter Feuchtwischer. Du ignorierst die Ecken.“ Ihre Frage am Frühstückstisch: „Warum muss ich jeden Morgen das staatstragende Gesabbel des Deutschlandfunks hören?“ Und stellt fest: „Du knatterst herum. Deine Knatterwellen erreichen mich.“ Sie bezeichnet mich (wahlweise) als Knickermors, einen Alles-In-Fragesteller oder als starrköpfigen Besserwisser. Manchmal bin ich der größte Tüdelpott der Welt, ein oller Scherzkeks oder ein spitzfindiger Wortklauber. Ganz neu: „Du bist von Beruf Ignorant.“

Ist das alles Bissiges einer schmallippigen Xanthippe? Weit gefehlt! Meine Herzallerliebste gehört nämlich eigentlich in den diplomatischen Dienst. Sie ist friedliebend, vermittelt bei Konflikten, kommt mit allen gut aus und ist gleichbleibend freundlich wie höflich. Bei mir allerdings – da holzt sie zurück. „Ich nöle nicht. Ich übe nur beherzt Kritik“, erklärt sie. Ihr Motiv: „Ich will dich nicht verändern. Ich will dich nur etwas in meine Richtung schubsen.“