Kino mit Elektrofachmarkt, Wohn- und Geschäftshaus mit öffentlichen Innenhof und eine Konzerthalle – spannende Projekte stehen in der Schlossstadt an

Ahrensburg. Eine fünf Jahre dauernde Debatte über einen Parkplatz, 100 Jahre alte Fassaden, die Baupläne kippen, eine abberufene Bürgermeisterin und ein Gutachten über den kulturellen Wert einer alten Werkshalle: In der Schlossstadt gibt es derzeit nicht nur interessante Stadtentwicklungs-Geschichten, sondern angemessen auch spektakuläre Bauvorhaben dazu. Am Dienstag informiert die Stadt über den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Lindenhof-Grundstück, tags darauf stimmt der Bau- und Planungsausschuss über den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Bauprojekt auf dem Grundstück der ehemaligen Klinik an der Manhagener Allee ab. Das Abendblatt stellt den aktuellen Stand dieser sowie den fünf weiterer Bauprojekte vor.

1. Der Lindenhof

Ein rund 12.000 Quadratmeter großes Gebäude mit Wohnungen, Flächen für Ärzte, Geschäfte und einem großen, öffentlichen Innenhof soll auf dem Grundstück des ehemaligen Gasthofes Lindenhof am Ahrensburger Bahnhof entstehen. Und wie das genau aussehen soll, das steht auch bereits fest. Bei einem Architektenwettbewerb setzte sich ein Entwurf von DFZ Architekten gegen fünf Mitbewerber durch. Diesen Entwurf wollen die Investoren, Hochtief Hamburg und Baustudio aus Ahrensburg, zeitnah umsetzen. Baustart könnte laut Hochtief 2015 sein. In der kommenden Woche stimmen die Politiker im Bau- und Planungsausschuss darüber ab, ob ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt wird. Es wäre ein großer Schritt nach vorn bei dem Projekt, das seit Jahren Verwaltung, Politik und Investor beschäftigt. Erstmals trat Baustudio nämlich 2009 an die Stadt heran, mit dem Wunsch das städtische Grundstück zu kaufen und zu bebauen.

2. Die ehemalige Klinik

2012 stellte die Sparkassen-Immobiliengesellschaft Holstein, kurz SIG, ihren ersten Entwurf für die Bebauung des Grundstückes an der Manhagener Allee 54 und 56 vor – und fiel bei der Politik durch. Vor allem, weil die Fassade der 1910 errichteten und 2011 stillgelegten Klinik und der dazugehörigen Rettungswache abgerissen werden sollte. Nun, etliche Debatten später, stimmten die Politiker dem vorhabenbezogenen Baubauungsplan zu. Es folgte die öffentliche Auslegung, die nun abgeschlossen ist. Da in der Folge nur geringfügige Änderungen an dem Vertragswerk vorgenommen wurden, soll er nun im kommenden Bauausschuss genehmigt werden. Im kommenden Jahr, so hofft es SIG-Geschäftsführer Matthias Bernhard, soll der Bau beginnen. 29 Wohnungen mit jeweils zwei bis vier Zimmern sollen dort entstehen – hinter historischer Fassade.

3. Die Alte Reitbahn

Es ist das jüngste, gleichsam das turbulenteste Projekt in Ahrensburg: die Bebauung des Parkplatzes Alte Reitbahn. Anfang des Jahres traten zwei Investoren mit ihren Plänen an die Stadt heran, die Eigentümerin des 6000 Quadratmeter großen Grundstückes an der Stormarnstraße ist. Hinter verschlossenen Türen diskutierten die Entwickler mit Politik und Verwaltung – bis sich schließlich einer mit seiner Idee (Gebäude mit Wohnungen, Ladenflächen unter anderem für einen Elektronikfachmarkt und einem Kino) durchsetzte: die P&B Bau Consulting. Ein Ahrensburger Büro unter Führung der damaligen stellvertretenden Bürgermeisterin und Stadtverordneten Susanne Philipp. Eine Diskussion um ihre Person entflammte. Es folgte der Rückzug von P&B Bau Consulting, die Abberufung von Susanne Philipp, ihr Ausscheiden als Stadtverordnete und schließlich ihre Rückkehr als Projektplanerin an die Alte Reitbahn. Der neuste Stand: Die P&B Bau Consulting hat bei der Verwaltung die Anhandgabe des Grundstückes, eine Art Reservierung, beantragt.

4. Das Rohrbogenwerk

Stillstand gehört zum Projekt auf dem Gelände des alten Rohrbogenwerks wie der voranschreitende Zerfall seiner brüchigen Werkshalle. Im Mai 2012 hatte Christopher Kroschke, Sohn des Ahrensburger Unternehmers Christoph Kroschke, das 14.000 Quadratmeter große Areal im Westen der Stadt von der britischen Eigentümerin übernommen – mit Rücktrittsrecht. Günstige Wohnungen und Handwerkerhöfe will er mit der eigens gegründeten Rohrbogenwerk Immobilien GmbH dort errichten. Politik und Verwaltung, die bei Gestaltung aller Bauvorhaben in der Stadt ein Wörtchen mitzureden haben, wollen auch, dass eben jene Halle auf dem Gelände erhalten bleibt, restauriert und kulturell genutzt wird. Daraufhin entflammte eine Debatte, um Bedarf und Wirtschaftlichkeit einer Veranstaltungshalle für Konzerte, Theater oder Partys in Ahrensburg. Ein Gutachten, für das die Stadt 7500 Euro zahlte, sollte die Fragen beantworten und befand, dass die Halle „sehr gut für kulturelle Nutzung geeignet“ sei. Das war im Frühling. Seitdem stehen Kroschke und die Stadt in „konstruktiven Abstimmungsprozessen“, wie der Investor sagt.

5. Das ehemalige Zeitlos

Die Arbeiten im Erdreich unter der ehemaligen Gaststätte Zeitlos sind abgeschlossen. Die Baugenehmigung für das 6000 Quadratmeter große Grundstück zwischen der Hamburger Straße und der Manfred-Samusch-Straße liegt vor. Und noch in diesem Monat soll mit dem Neubau begonnen werden. „Wir rechnen mit einer Bauzeit von einem Jahr“, sagt Investor und Lucrum-Geschäftsführer Michael Eckwolf. Das Gebäude soll auf 2500 Quadratmetern in erster Linie Bürofläche für ein Ahrensburger Unternehmen biete. Zudem ist Fläche für einen Gastronomiebetrieb eingeplant.

6. Das ehemalige VW-Gelände

In bester Lage am Rand der Ahrensburger Innenstadt wurden jahrzehntelang VW-Autos verkauft. Bis zum 30.Juni dieses Jahres als das Autohaus an der Hamburger Straße 40 geschlossen hat. Und die letzten Gebrauchtwagen, die dort noch verkauft werden, die sollen bis zum Ende des Jahres verschwunden sein. Laut dem Grundstückseigentümer, der VW-Niederlassung Hamburg, soll das Grundstück verkauft werden. Jede Menge Interessenten gebe es. Details will VW nicht verraten. Doch eines scheint bereits festzustehen, Gewerbe soll es an der Stelle nicht geben, sondern Wohnbebauung.

7. Die Hockeyhalle des THC

Im Januar soll die Kugel durch die neue Sporthalle des THC Ahrensburg an der Straße Fannyhöh geschossen werden. „Wir hoffen, dass die Arbeiten bis dahin abgeschlossen sind“, sagt Henning Offen, Vorsitzender des Vereins. Fest steht: Es wird das Ergebnis eines ziemlichen Kraftaktes für den 750-Mitglieder-Verein sein. 1,2 Millionen Euro kostet der Neubau. 420.000 Euro hat die Stadt übernommen, 60.000 der Landessportverband. Den Rest hat der Verein in Eigenregie beschafft. Auch das Grundstück hat er zuvor von der Stadt gekauft. Eine Spielfläche von 760 Quadratmetern wird die „reguläre Großfeldhalle“, wie sie in der Fachbezeichnung heißt, haben. Bisher hat der Verein eine Tennishalle – beide Gebäude sollen mit einem Durchgang verbunden werden – einen Kunstrasenplatz sowie drei Kleinfeldplätze mit Rotsand.

8. Verein Heimat

Günstig und barrierefrei: So sollen die 15 Wohnungen (42 und 54 Quadratmeter groß) für Senioren an der Straße Fannyhöh werden. Bauherr ist der Verein Heimat Ahrensburg, der bereits mehrere Wohnungen dieser Art in der Schlossstadt gebaut hat. 1,2 Millionen kostet das vom Land Schleswig-Holsteion geförderte Projekt, dessen Bau nach langfristiger Genehmigungsphase und schwierigen Verhandlungen über die Ausschreibungsergebnisse im Sommer begonnen hat. Im Sommer des kommenden Jahres sollen die Wohnungen laut Jürgen Wahl, Vorsitzender des Vereins, bezugsfähig sein. Fotos/Grafik: DFZ, Schücking (5), Greite, Frenzel