An Parkinson erkrankter Kabarettist Ottfried Fischer kommt mit dem Programm „Jetzt noch langsamer“ nach Trittau

Trittau. Ottfried Fischer tritt in seinem neuen Programm die Flucht nach vorn an. Der Titel „Jetzt noch langsamer“ spielt auf seine Parkinson-Erkrankung an, die der Kabarettist und Schauspieler 2008 öffentlich machte. Tatsächlich ist es ein „Best of“ des Kabarettisten, das er nutzt, um mit Zwischenbemerkungen auf seine Weise über den eigenen Zustand zu berichten – „zwischen Gerücht und Parkinson“, wie es im Untertitel heißt.

Am 2. November tritt Ottfried Fischer erstmals in Stormarn auf – in der Wassermühle Trittau. Im Interview spricht der Bayer über seinen Auftritt, die Krankheit und seine Liebe zu Norddeutschland.

Hamburger Abendblatt:

Was erwartet Ihr Publikum in Trittau und Lübeck?

Ottfried Fischer:

Unter anderem einen Nuschel-Workshop, dass es mich leichter versteht.

Sind Ihre Programme variabel, lassen Sie sich in Vorstellungen auch vom Momentum oder dem Geist des Ortes beflügeln?

Fischer:

Zur Programm-Philosophie gehört es, dass ich mir am Anfang mindesten 20 Minuten Zeit nehme, um mit den Leuten zu reden – wenn auch von der Bühne herab, denn der Theatergedanke möchte schon auch vorhanden sein.

Was haben Sie selbst durch Ihre Parkinson-Erkrankung gelernt?

Fischer:

Entschleunigung ist die Generalklausel der Parkinson-Vorteile: Mehr Zeit für die Dinge, dadurch weniger Stress – wäre allerdings bei voller Gesundheit auch sehr schön. Die Maxime lautet: nicht grübeln, nicht hadern, zufrieden sein.

Sie haben kürzlich in einer TV-Talkrunde gesagt: „Wenn du krank bist, wollen die Leute dich krank sehen.“ Haben Sie das Gefühl, dass es in der Öffentlichkeit ein Problem mit Ihrer Krankheit gibt? Wenn ja, woran machen Sie das fest?

Fischer:

Um’s zu präzisieren: Die Presse, die oft die gleichen Sachen verkaufen muss, hat eine Sehnsucht nach Abwechslung. Die kann aber oft nur durch Gewichtung der Themen erzeugt werden, und so wird manchmal die Krankheit wichtiger beziehungsweise weniger wichtig. Gesundheit allein ist eher unspektakulär.

Ist Selbstironie für Sie die Form, die es Ihnen am Leichtesten macht, sich öffentlich mit Ihrer Krankheit zu beschäftigen?

Fischer:

Ich gehe als alter Optimist davon aus, dass jeder Parkinson anders ist, also meiner ganz anders und viel besser als die bisherigen und dadurch so schlimm nicht sein kann.

Wie stark schränkt die Krankheit Sie bei der Arbeit ein?

Fischer:

Also, wenn ich einen schönen Satz gefunden habe, garniere ich ihn nicht mehr wie früher mit einem Purzelbaum. Der Purzelbaum ist weg, aber der wichtige Satz bleibt, und das ist die Hauptsache.

Sie haben mit „Ottis Aquarium“ ein neues Fernsehformat im Heimatkanal des Pay-TV-Senders Sky? Was ist das Konzept?

Fischer:

Nur so viel sei verraten: Meine Gäste in der Sendung Nr. 1 sind Lissi Aumeier und Helmut Binser, zwei Vertreter aus dem linguistischen Notstandsgebiet Bayerns, der Oberpfalz. Und das Thema wird lauten, wie sollte es anders sein – Sprache. Ich gehe davon aus, dass der Durchschnitts-Oberpfälzer keine andere Chance hat, als zu brillieren. Begleitet wird das von den zauberhaften Dornrosen.

Es heißt, Sie hätten ein Faible für Hamburg – was nicht zuletzt mit der Sat.1-Serie „Der Pfundskerl“ zusammenhängt, in der sie sechs Jahre lang im Norden als Reporter auf Verbrecherjagd unterwegs waren. Was mögen Sie an Hamburg?

Fischer:

Hamburg hat eine hohe Lebensqualität, weil es als Hafenstadt schon ewige Zeiten mit Fremden gut umgehen kann. Außerdem sind die Hamburger, wenn sie mal losgelassen, ein zauberhaftes Publikum, was sich auch auf das private Leben positiv auswirkt. Hamburg ist zwar kein München, aber eben Hamburg – und das ist gut so.

Sind Sie schon einmal in der Trittauer Wassermühle aufgetreten?

Fischer:

Nein, irgendwann ist ja alles das erste Mal. Aber ich freue mich darauf.

Was wünschen Sie sich für diesen Abend?

Fischer:

Gute Laune, Sympathie und gute Unterhaltung.