Politik signalisiert Sportverein Unterstützung, um die Finanzierungslücke zu schließen

Glinde. Der lang ersehnte Traum des TSV Glinde geht in Erfüllung. Ab der Saison 2015/2016 werden die Fußball-Mannschaften ihre Punktspiele auf einem Kunstrasenplatz austragen. Die Politik hat dem Verein Unterstützung signalisiert, die Finanzierungslücke von rund 50.000 Euro zu schließen. Im Frühjahr kommenden Jahres sollen die Arbeiten auf dem sanierungsbedürftigem Grandplatz an der Straße Am Sportplatz beginnen.

„Wir sind sehr weit vorangeschritten“, sagt der TSV-Vorsitzende Joachim Lehmann. Ein Gespräch mit den Parteivorsitzenden Rainer Neumann (CDU), Frank Lauterbach (SPD) und Jan Schwartz (Grüne) dürfte seine letzten Zweifel am Zustandekommen des Projekts beseitigt haben. Lauterbach: „Die Unterredung war sehr konstruktiv. Wir haben dem Verein vermittelt, dass wir ihn nicht hängen lassen.“ Konkret bedeutet das: Die Stadt legt finanziell drauf und wird somit zum Rettungsanker. Die geschätzten Kosten für den Kunstrasenplatz belaufen sich auf rund 600.000 Euro.

Glindes Politiker hatten bereits beschlossen, den Bau mit 200.000 Euro zu bezuschussen und dieselbe Summe als Darlehen zu gewähren. Weitere 40.000 Euro erhält der Verein vom Landessportverband. Angedacht war, dass der klamme TSV die Differenz aus Eigenmitteln finanziert. Ein schweres Unterfangen für den verschuldeten Klub, zumal er von Banken keine Kredite mehr erhält.

Also war Ideenreichtum gefragt, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Rund 44.000 Euro wurden bisher an Spenden für die Rasenpatenschaft eingenommen. Hierfür wurde ein Spielfeld gedanklich in 1020 Parzellen aufgeteilt. Ab 30 Euro erhält der Spender einen Platz und wird auf Wunsch auf der Homepage genannt. Auch Glindes Bürgermeister Rainhard Zug machte mit. Der Verwaltungschef erwarb sechs Parzellen. Es folgten weitere Aktionen: Nach den Sommerferien brachte der TSV ein Sticker-Album mit Porträts aller 400 Mitglieder der Fußball-Abteilung nach Panini-Art auf den Markt. Bisher wurden 70.000 Bilder und 280 Alben verkauft. „Stand heute haben wir dadurch knapp 2000 Euro mehr auf der Habenseite“, sagt Fußball-Abteilungsleiter Frank Gabbert.

Noch mehr Einnahmen brachte das Gastspiel der HSV-Altliga (4200 Euro) und der Sponsorenlauf um den Mühlenteich (4500 Euro) mit Tagesschausprecher Thorsten Schröder, der auch als Schirmherr fungierte. Dass die Fußball-Abteilung auch noch zweckgebunden die Spartenbeiträge erhöhte, akzeptierten die Mitglieder – mehr als die Hälfte sind Jugendliche – ohne Murren.

Diese Beharrlichkeit hat die Politiker beeindruckt. „Der Verein ist fleißig und kreativ. Wir beobachten das sehr wohlwollend“, sagt Lauterbach. Auch Schwartz ist voll des Lobes: „Der TSV ist für Glinde von großer Bedeutung. Die Verantwortlichen haben sich redlich bemüht, mit Fantasie viel Geld zusammenzubekommen.“ Reichen wird es aber trotzdem nicht. Jetzt ist also die Stadt gefragt. Sie wird entweder den Zuschuss oder das Darlehen erhöhen müssen, um die Finanzierungslücke zu schließen. Sozialdemokrat Lauterbach hält auch die erste Variante für möglich. Er sagt: „Ich sehe das nicht als so dramatisch an. Das Projekt wird nicht an 50.000 Euro scheitern.“ Viele SPD-Fraktionsmitglieder hätten die gleiche Meinung wie er.

Die Aufstockung des Zuschusses würde dem TSV das Wirtschaften künftig erleichtern. Denn sobald das Kunstrasenprojekt offiziell abgesegnet ist, muss der Verein rund 100.000 Euro Rücklagen für das Auswechseln der Oberfläche nach zehn Jahren bilden. Diese Bedingung hatte die Stadt an die bereits beschlossene Unterstützung gekoppelt.

Laut Lehmann kann sich die Finanzierungslücke noch verringern. Sei es durch weitere Einnahmen aus dem Sticker-Verkauf oder künftige Aktionen. Demnächst planen die Fußballer zusammen mit der Tanzsportabteilung eine Zumba-Party, frisches Geld verspricht zudem ein großes Fußball-Hallenturnier in Glinde. „Dann haben wir aber alle Möglichkeiten ausgereizt“, sagt der hauptamtliche TSV-Vorsitzende. Auch die Kosten für den Kunstrasenplatz werden erst jetzt exakt ermittelt. Lehmann: „Der Vertrag mit einem Fachplaner, der bis Ende des Jahres die Angebote einholt, ist gerade unterschrieben. Womöglich bewegen wir uns ja unter dem geschätzten Wert.“

Das Zeitfenster ist eng. Bereits im Januar sollen die Stadtvertreter auf ihrer Sitzung den Bau beschließen. „Im April wollen wir beginnen“, sagt Lehmann. Die Fertigstellung sei für Juni geplant, damit die Mannschaften noch vor dem Saisonstart auf dem neuen Untergrund trainieren können. Während der Bauphase sollen die Teams ihre Spiele auf dem Sportplatz am Oher Weg austragen, dort und im Stadtteil Wiesenfeld die Übungseinheiten absolvieren.