Was passiert, wenn plötzlich ein Patient mit typischen Symptomen in der Notaufnahme steht? Kliniken und Behörden sind auf diesen Fall vorbereitet

Bad Oldesloe. Das Blatt Papier hängt in der Notaufnahme der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe und ist für jeden Mitarbeiter gut sichtbar. Es ist eine Vorgabe des Robert-Koch-Instituts, die besagt, wie das Krankenhaus vorzugehen hat, wenn ein Hilfesuchender mit Symptomen von Ebola vorstellig wird – jener Epidemie, die in Westafrika bisher rund 4500 Menschen das Leben gekostet hat. Dass der Ernstfall auch in Stormarn eintritt, ist nicht ausgeschlossen. So kann das Virus von Reisenden eingeschleppt werden, die sich in den hauptsächlich betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone infiziert haben. Krankenhäuser wie das in Bad Oldesloe, das St. Adolf-Stift in Reinbek und die Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf sind gewappnet.

Welche Maßnahmen aber würden die Verantwortlichen konkret ergreifen, wenn ein Patient über die typischen Symptome wie plötzliches Fieber mit schwerem Krankheitsgefühl in Verbindung mit Erbrechen, Durchfall und Muskelschmerzen klagt? Die oberste Prämisse lautet dann „Kontaktminimierung“. „Wir würden den Betroffenen sofort in ein spezielles Isolierzimmer nahe der Rezeption bringen. Dort kümmert sich ein Arzt, der Schutzausrüstung der Stufe eins trägt, um den Patienten“, sagt Dr. Franz Jürgen Schell, Medizinischer Pressesprecher bei Asklepios.

Wer von einem Infizierten angehustet wird, muss auch isoliert werden

Die Kleidung des Mediziners besteht aus wasserdichtem Kittel, Handschuhen, Mundschutz, einer Kopfhaube sowie einer Schutzbrille. Diese Art von Schutz ist notwendig, denn die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten des Erkrankten wie zum Beispiel Schweiß oder auch Erbrochenes. Schell: „In unserer Klinik muss keiner Angst haben, sich mit dem Virus anzustecken.“ Wer ungeschützt einen Meter Abstand zu der betroffenen Person halte, gehe kein hohes Risiko ein. „Es sei denn, ein mit Ebola infizierter Menschen hustet im Foyer andere Patienten an. Dann müssten wir diese auch isolieren.“

Erhärtet sich der Infektionsverdacht während des Gesprächs mit dem Patienten, werden das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg sowie das Gesundheitsministerium in Kiel benachrichtigt – und wird die Verlegung in die Uniklinik Eppendorf (UKE) eingeleitet. BNITM und das UKE haben bei der Versorgung von Infektionskrankheiten einen hervorragenden Ruf. In Eppendorf gibt es in Unterschied zu den Stormarner Kliniken eine Sonderisolierstation, die über ein eigenes Schleusensystem verfügt und aus der Luft nicht nach außen gelangen kann.

Dr. Anne Marcic, Referentin für Infektionsschutz im Kieler Gesundheitsministerium: „Ebola gehört zu den Erkrankungen, für die besondere Quarantänebestimmungen gelten. Für die Behandlung gilt ein Abkommen der norddeutschen Länder zur Nutzung des Behandlungszentrums für hochinfektiöse Erkrankungen am UKE Hamburg.“

Deshalb werden Personen, bei denen ein Verdacht auf Ebola besteht, in den Stormarner Kliniken auch nicht detailliert untersucht. „Darauf ist unser Haus auch gar nicht vorbereitet, zudem wollen wir auch keine anderen Patienten gefährden. In so einem Fall geht es um die schnellstmögliche Verlegung in das zuständige Zentrum. In Bad Oldesloe schaut sich der Arzt den Patienten an, führt mit ihm ein Gespräch und gibt die Informationen weiter“, sagt Schell. Über die Aufnahme in Hamburg entscheiden schlussendlich die diensthabenden Mediziner am UKE.

Dabei haben alle Beteiligten keine Zeit zu verlieren, „denn die Verdachtsfälle müssen sofort untersucht werden“, sagt Schell. Für den Transport ins UKE ist die Berufsfeuerwehr Hamburg zuständig. Sie stellt dafür vier Fahrzeuge zur Verfügung. Schell spricht dabei von speziellen Infektionswagen, die nicht mit normalen Rettungsfahrzeugen zu vergleichen seien. Für die Besatzung sei das Tragen von Schutzanzügen ein Muss. Marcic: „Ebola ist eine hochansteckende, potenziell tödlich verlaufende Infektion, daher gelten für alle Beteiligten die strengsten Sicherheitsmaßstäbe.“

Stormarns Gesundheitsamt hat ein sogenanntes Flussdiagramm verschickt

Auch im Reinbeker Krankenhaus St. Adolf-Stift ist man auf sogenannte Ebolafieber-Verdachtsfälle vorbereitet. „Unsere Mitarbeiter haben eine Fortbildung über Ebola gemacht“, sagt Dr.Jens Stahmer, Leitender Oberarzt. Man sei bei dem Thema sensibilisiert. Angst, in Kontakt mit infizierten Personen zu geraten, herrsche bei den Mitarbeitern jedoch nicht.

Für den Fall der Fälle liegen im Bereich der Aufnahmestation mehrere Schutzanzüge bereit. Auch in Reinbek sowie in der Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf – dort gibt es eine sogenannte Anlaufpraxis – werden Personen mit entsprechenden Symptomen erst einmal in einem Isolierzimmer untergebracht und bei Infektionsverdacht ins UKE gefahren. „Wir halten uns an das vom Fachdienst Gesundheit des Kreises Stormarn versendete Flussdiagramm des Robert-Koch-Instituts“, sagt der Großhansdorfer Klinikleiter Jan Zabel.

Laut Robert-Koch-Institut besteht nur ein geringes Risiko, dass eine mit dem Virus infizierte Person nach Deutschland einreist. Sollte das trotzdem passieren, sei eine Ausbreitung hierzulande aufgrund der guten medizinischen Versorgung und der Vorbereitungen auf solche Ereignisse praktisch ausgeschlossen, heißt es.