Ermittler leiten nach Tat in Witzhave groß angelegte Suchaktion ein und werden von den freiwilligen Helfern unterstützt

Witzhave. „Zu solch einem Einsatz sind wir bisher noch nie gerufen worden“, sagt Oliver Rund, Gemeindewehrführer von Witzhave, etwas verwundert. Denn bei der Jagd nach Einbrechern hat die Polizei am Dienstagabend die Feuerwehr angefordert.

Es ist 16 Uhr. Ein Anwohner verlässt sein Haus am Rausdorfer Weg in Witzhave. Nach gut einer Stunde kommt er zurück. „Er hat sich zunächst gewundert, warum plötzlich seine Katzen auf ihn zugelaufen kamen, dann sah er, dass jemand die Terrassentür aufgehebelt hatte“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Sofort alarmiert das Einbruchsopfer die Polizei. Mehr als zehn Streifenwagen rasen zum Einsatzort.

Andere Anwohner der Wohnsiedlung rufen kurz darauf ebenfalls bei der Polizei an: Zwei Männer seien durch den Garten gelaufen, vermutlich Einbrecher, sagen sie den Polizisten der Einsatzleitstelle in Lübeck. Die Polizei leitet in der Siedlung eine groß angelegte Fahndung ein. Die erste heiße Spur: In der Nähe des Doppelhauses am Rausdorfer Weg wird eine Tasche mit Diebesgut gefunden, ein Täter hat sie offenbar bei seiner Flucht verloren.

Plötzlich läuft eine Bewohnerin der Feldstraße auf die Straße, auf der es von Polizisten wimmelt. „Jemand ist durch meinen Garten gelaufen“, ruft sie den Beamten zu. Doch von den Einbrechern fehlt jede Spur. Stattdessen finden die Polizisten einen VW Golf mit Hamburger Kennzeichen auf einem Feldweg,

„Wir vermuten, dass es sich um das Auto der Täter handelt“, sagt Sonja Kurz. Drei Spürhunde der Polizei nehmen zunächst den Geruch im Auto und dann die Fährte auf. Die Spürnasen führen die Polizisten Richtung Kleingartenverein.

Anderen Polizisten fällt in der Zwischenzeit ein Fahrradfahrer auf. Die Beamten fordern den Mann auf, stehen zu bleiben. Dieser flieht jedoch mit seinem Rad in die Kleingartensiedlung. „Da war es schon dunkel“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Also entscheidet sich die Polizei gegen 19 Uhr, die Feuerwehr um Hilfe zu bitten. Denn in der Laubenkolonie gibt es keine Laternen.

Vier Feuerwehren unterstützen die Polizei bei der Suche nach den Tätern

„Wir sind mit etwa 40 Mann zum Einsatzort gefahren“, erinnert sich Oliver Rund, der die Einsatzleitung für die Feuerwehr hatte. Neben den freiwilligen Helfern aus Witzhave wurden auch die Feuerwehren Rausdorf und Großensee alarmiert.

„Wir haben rund um die Kleingartenkolonie, die etwa so groß ist wie ein Fußballfeld, sechs Lichtmasten aufgestellt und damit alles ausgeleuchtet“, sagt Rund und fügt hinzu: „Dann haben wir uns aus dem Gefahrengebiet zurückgezogen.“

Die Polizei sucht mit ihren Hunden weiter nach den Einbrechern. Die Beamten können dort aber nur das Fahrrad des zuvor geflüchteten Mannes finden. Doch die Beamten geben nicht auf, vermuten, dass sich die Täter in der Nähe verstecken, zumal deren Auto noch auf dem Feldweg steht. Die Polizei ruft nun auch die Feuerwehr aus Trittau zur Hilfe. Die verfügt über eine Wärmebildkamera. Ein Einbrecher, der sich im Wald oder auf dem Feld versteckt, wird mithilfe des Gerätes sichtbar.

Die freiwilligen Helfer aus Trittau kommen mit dem Gerät, und die Polizei durchsucht erneut die Gegend um die Wohnsiedlung, jedoch ohne Erfolg. Von den Einbrecher fehlt jede Spur. Gegen 22 Uhr ist der Einsatz beendet, und die Feuerwehr baut die Lichtmasten wieder ab.

„Wir haben den Golf sichergestellt und werden ihn jetzt nach Spuren durchsuchen“, sagt Sonja Kurz. Laut Polizei soll das Auto nicht als gestohlen gemeldet sein. Weitere Angaben wollte die Polizei dazu nicht machen. Ferner haben bereits am Dienstagabend sowie am Mittwoch Polizisten der Präventions- und Ermittlungsgruppe für Wohnungseinbruch, kurz PEG WED, die Arbeit in Witzhave übernommen – in der Hoffnung, an der Tasche oder im Hause weitere Spuren zu finden.

Die 13-köpfige Spezialeinheit, die auch aus Kripobeamten und Hundeführern besteht, kümmert sich seit wenigen Wochen ausschließlich um die Einbruchskriminalität in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Alle Mitglieder sind in Sachen Spurensicherung ausgebildet.

Zeugen sollten sich Fluchtwege und Aussehen der Einbrecher merken

Mit diesem Konzept möchte die Polizeidirektion in Ratzeburg, die für beide Kreise zuständig ist, die jährlich steigende Zahl der Einbrüche reduzieren. 2013 registrierten die Beamten im Kreis Stormarn 1018 Einbrüche oder Versuche. Ein Jahr zuvor waren es 963 Taten gewesen. Die Aufklärungsquote lag in beiden Jahren unter zehn Prozent.

Der groß angelegte Einsatz in Witzhave ist laut Sonja Kurz auch Teil des Konzeptes gegen die Wohnungseinbruchskriminalität. „Wir sind auch auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, sagt Kurz, die die Anwohner in Witzhave lobt. „Eine Frau ist sofort auf die Straße gelaufen und hat die Polizei angesprochen, andere haben die 110 gewählt“, sagt Kurz, die betont, dass es dabei wichtig sei, den Beamten auf der Straße oder in der Leitstelle zu sagen, in welche Richtung die Verdächtigen geflüchtet sind. „Und wie sie aussehen: Haben sie eine auffällige Statur? Wie sind sie gekleidet?“

Zuletzt gelang es der Polizei vor einer Woche in Braak, zwei Einbrecher zu stellen. Ein Anwohner hatte sich das Fluchtauto samt Kennzeichen gemerkt.