29 Jahre lang schickten die Großhansdorfer Vereine Siebenbürgenhilfe und Copilul Sachspenden nach Rumänien

Großhansdorf. Millionen Lebensmittel, Medikamente, Kleidungsstücke, Spielzeuge, Möbel, Sprungkästen, eine Schneefräse und sogar ein Ultraschallgerät: Wenn Armin Keßler-Binder an die vielen, vielen Spenden denkt, die in den vergangenen 29 Jahren aus Großhansdorf zu den bitterarmen Menschen in die rumänische Stadt Fogarasch (Siebenbürgen) geschickt worden sind, dann strahlt der Mann hinter seinem dichten Bart über das ganze Gesicht. „Helfen macht Freude, helfen macht froh“, das ist sein Motto. Nun ist damit allerdings Schluss. Am heutigen Dienstag verlässt der letzte Hilfsgütertransport die Waldgemeinde.

Pfarrer Georg Scheeser gründete 1985 die Siebenbürgenhilfe

„Wir müssen leider aufhören“, sagt Keßler-Binder. Das sei sehr bedauerlich, weil die Hilfe dort immer noch dringend benötigt wird. Dort, das ist die 30.714-Einwohner-Stadt Fogarasch, gelegen in Rumänien am südlichen Rande der Karpaten. Und mit „Wir“ meint Keßler-Binder die Vereine Siebenbürgenhilfe Großhansdorf und Copilul.

Ihre Geschichte beginnt 1985 mit Keßler-Binders Mitstreiter, dem Pfarrer Georg Scheeser. Scheeser ist gebürtiger Siebenbürger, Gründer des Vereins Siebenbürgenhilfe. Er schickte das erste Hilfspaket von Großhansdorf nach Fogarasch. Im Jahr darauf verließ die erste Hilfsgüterfahrt mit demselben Ziel die Waldgemeinde. Zehn Jahre später, im Jahr 1995, sahen Armin Keßler-Binder und seine Frau Renate einen Fernsehbericht über die Verhältnisse, in denen die Menschen in dem südosteuropäischen Land leben müssen. Sie beschlossen, zu helfen. Armin Keßler-Binder begleitete daraufhin Georg Scheeser bei einem Hilfstransport. Zwei Monate später hielt er nicht nur seinen acht Monate alten rumänischen Adoptivsohn Benjamin in den Armen, sondern gründete mit seiner Ehefrau auch den Verein Copilul – benannt nach dem rumänischen Wort für Kind.

140 Transporte und Pakete haben seit Gründung der Siebenbürgenhilfe die Menschen in Fogarasch erreicht. „Anfänglich gab es jährlich einen Transport mit einem VW-Bus, mittlerweile fährt zweimal im Jahr ein großer Lastwagen“, sagt Keßler-Binder. Möglich gemacht werden die Hilfsgüterlieferungen von 500 Spendern. Jeweils in den 14 Tagen vor Abfahrt bringen sie ihre Spenden zu den Sammelstellen. Derzeit sind es eine Garage, ein Carport, zwei kleine Container und ein großer Container, die auf dem Gelände der Großhansdorfer Auferstehungskirche stehen. Und nun – kurz vor dem Abtransport – prall gefüllt sind: unter anderem mit Fahrrädern, Kleidung, Rollatoren, Krücken, Spielzeug, Möbeln, Medikamenten. 110 Kubikmeter Stauraum sind es insgesamt, eng an eng bepackt. Denn Achim Keßler-Binder kann nach den vielen Jahren der Hilfslieferungen „extrem gut stapeln und packen“, wie seine Frau sagt. Recht hat sie.

Was Keßler-Binder und seine Mitstreiter nicht mehr so gut können, ist die harte Arbeit vor der Abholung der Spenden meistern. „Die meisten aktiven Mitglieder unserer Vereine sind über 70 Jahre alt“, sagt er. Und trotz der Hilfe der Stormarner Werkstätten schaffen sie es nicht mehr. „Hinzu kommt, dass nun auch die Unterbringung für die Spenden wegfällt.“ Der 40-Fuß-Container, der das ganze Jahr neben der Kirche steht, kommt weg. „Wir haben daraufhin lange nach einer Lagerhalle gesucht, leider ohne Erfolg“, sagt Keßler-Binder. „Wir danken Ihnen für die vielen Spenden in den vergangenen Jahren“, steht handgeschrieben auf einem großen Pappschild, der an einen der Container geheftet ist.

Am heutigen Dienstag werden sein Inhalt sowie die übrigen Spenden in einem Lastwagen verladen. „Das dauert mindestens fünf Stunden“, sagt Keßler-Binder. Dann legt der Lastwagen ein 141. und letztes Mal die 1759 Kilometer lange Strecke von Großhansdorf nach Fogarasch zurück – wo die Sachspenden an die Ärmsten der Armen in der Region verteilt werden.

Der Verein Copilul wird seine übrigen Hilfsprojekte weiterführen

Ganz ohne die Hilfe von Copilul müssen die Menschen in Fogarasch aber nicht leben. „Wir haben drei Projekte, die wir dort betreuen“, sagt Keßler-Binder. Das soll auch so bleiben. Dazu gehört eine Mutter-Kind-Gruppe, in die 45 Kinder und 16 Mütter kommen. In einer After-School-Gruppe helfen Erzieher 16 Kindern bei den Hausaufgaben. „Es ist auch ein Ort, an dem sie einfach mal spielen können und eine warme Mahlzeit bekommen“, sagt Keßler-Binder. Bei einem anderen Projekt bekommen 60 Familien täglich ein Brot. Insgesamt lässt sich der Verein die Hilfsprojekte rund 34.000 Euro im Jahr kosten.

Um diese Projekte weiterführen zu können, freut sich der Verein über Spenden. Eine Bankverbindung gibt es auf www.copilul.de, der Internetseite des Großhansdorfer Vereins.